Der 16. Februar war ein großer Tag für engagierte Christen des pastoralen Raums Gemünden und für die katholischen Kirchengemeinden von Fellen, Obersinn und Michelau. Nach sieben Monaten intensiver Vorbereitung mit Pfarrer Norbert Thoma und weiteren Referenten wurden sieben Wortgottesdienst-Beauftragte (WGB) durch Weihbischof Ulrich Boom gesegnet und auf ihren Weg als Multiplikatoren des Glaubens ausgesandt. Im Auftrag des Bischofs und in Kooperation mit den hauptamtlichen Seelsorgern vor Ort übernehmen die WGB Verantwortung in der Liturgie der Gemeinde und laden zu Wort-Gottes-Feiern ein, wenn an diesem Tag keine Eucharistiefeier gefeiert werden kann.
Regelmäßige Gottesdienste sind Zeichen einer lebendigen Kirche. In Zeiten akuten Priestermangels ist der Dienst solcher engagierter Frauen und Männer besonders wichtig, so Pastoralreferent Thorsten Kapperer, Koordinator des pastoralen Raumes. So war es für Weihbischof Boom eine große Freude, die neuen Glaubenszeugen in der Fellener Pfarrkirche St. Johannes der Täufer zu segnen, die Beauftragungsurkunden zu überreichen und sie auf ihren christlichen Weg zu schicken.
Neues ausprobieren und sich nicht entmutigen lassen
Ortspfarrer Edward Zarosa hieß den Bischof, die Kandidaten der liturgischen Feier, pastorale Kollegen sowie die musikalischen Mitwirkenden willkommen. Der Bischof bestätigte die Notwendigkeit, vielfältige Formen von lebendigem Gottesdienst an unterschiedlichen Orten zu feiern. Die musikalische Gestaltung der Feier hatten die Singgruppe Fellen unter Leitung von Hilde Gerlach, Organist Markus Lohe und Regionalkantor Bernhard Seelbach übernommen. In seiner Predigt rief Boom den fünf Frauen und zwei Männern zu, in ihren künftigen Wort-Gottes-Feiern Neues auszuprobieren und sich nicht entmutigen zu lassen. Vertrauen in die Liebe Gottes sei das Fundament, das in den Gottesdiensten gesät wird. "Nehmen Sie die Zukunft in den Blick und werten Sie das Kreuz als Pluszeichen des Lebens".
Boom band die sieben Kandidaten hautnah in die Handlungen der Wortgottesfeier ein. Er freute sich über die Bereitschaft der neuen WGB, das kirchliche Leben im pastoralen Raum Gemünden mit "euren Charismen und eurem erworbenen Wissen zu bereichern". Im feierlichen Rahmen wurden Zita Baur, Bernhard Fischer, Michael Schnall, Blanca Schneider, Eva Theisz (alle Fellen), Eva-Maria Dittmeier (Michelau) und Nina Breitenbach (Obersinn) in das Amt als WGB berufen. Namens aller WG-Leiter dankte Zita Baur dem Bischof für die Aussendung und den Referenten für deren wertvolle Impulse und erklärte abschließend: "Glaube ist es wert, sich dafür einzusetzen."
Frischen Wind in die Gemeinden bringen
Was sagen die "Neuen" selbst? Die jüngste in Bunde ist die 22-jährige Nina Breitenbach. Ihrer Einschätzung zufolge müsse der Mythos der streng katholischen Kirche verschwinden und sie möchte durch ihr Engagement frischen Wind in die Gemeinden bringen. Schon in der Schule war Religion ihr Lieblingsfach. Der Personalmangel sei unstrittig der Grund für die Kirche, mit den WGB neue Wege zu gehen. Die Fahrlehrerin freut sich auf die ersten Einsätze in ihrer Heimatgemeinde Obersinn und hofft auf eine offene Aufnahme.
Seine Motivation mitzutun bezog Bernhard Fischer aus seinem Glauben. Der Mangel an pastoralem Personal ist deutlich spürbar - früher gab es im Sinngrund in jedem Ort einen Priester. Kritisch geht der 56-jährige Verkäufer mit der katholischen Kirche an sich um, die viele Probleme selbst verschuldet hat. Neue Wege wie die Fellener "Abendlobe" oder die Familiengottesdienste kommen gut an. Er und sein Kollege Schnall können sich vorstellen, WG-Feiern in Fellen mit mehreren Leitern anzubieten. Fischer sieht Jugendliche, junge Erwachsene sowie junge Familien als wichtige "Zielgruppen" und hat schon einige Ideen in petto.
Der 57-jährige Michael Schnall fand die Ausbildung spannend. Er nahm gar an einer Kantorenschulung teil, damit die "Halleluja-Rufe" nicht "wie bei beim Engel Aloisius" klingen. Seine Zusage zur neuen Aufgabe ist nicht zuletzt seiner "Karriere" vom Ministranten, Sternsinger, Lektor bis zum Fürbittenschreiber geschuldet. Es liege auf der Hand, dass Priester die "pastorale Versorgung" allein nicht mehr gewährleisten können. Mit Eigeninitiative beweist Fellen und Rengersbrunn seither mit WGB-Leitern und Familiengottesdienstteam ein gutes Potential. Er ist Realist, dass Leute Wortgottesdienste noch als "Kirche light" sehen. Als musikalischer Mensch möchte Schnall neuzeitliches Liedgut einbauen.