Apfelsaft oder Most von den eigenen Äpfeln: Nachhaltiger und regionaler geht es kaum. Immer mehr jüngere Menschen schätzen den gesunden Saft, in welchem bei schonendem keltern alle Vitamine und Nährstoffe enthalten bleiben. Bereits seit 1952 verarbeitet der Fellener Familienbetrieb "Kelterei Pfeifroth" die Äpfel seiner Kunden zu leckerem Süßmost. Meist gelangte der Saft durch Vergärung zum "Moust" für die Erwachsenen.
Wer jedoch den leckeren Saft das ganze Jahr über genießen und somit haltbar machen wollte, musste diesen in Kannen umständlich zu einem anderen Dienstleister bringen. Jetzt hat Andreas Pfeifroth, der 2015 den "Rüchets-Hof" übernahm, mit Unterstützung des Regionalbudgets der Sinngrundallianz die Kelterei um eine moderne Pasteurisierungsanlage nach dem Motto "Alles aus einer Hand" erweitert.
Der erste Mostmacher der Region
Der 33-jährige Andreas Pfeifroth ist stolz auf seinen Opa Emil, der vor knapp 70 Jahren die Packpresse kaufte und erster "Mostmacher" der Region wurde. Die heimischen Obstbauern, Besitzer der wertvollen Streuobstwiesen, reihten sich oft die gesamte Spessartstraße entlang mit ihren schwerbeladenen Anhängern und Traktoren, um auf ihren Pressvorgang zu warten. In den 1970er Jahren wurde im 3-Schichtbetrieb gearbeitet. Emil und ab 1975 sein Sohn Wolfgang kauften Obst aus ganz Süddeutschland auf. Im großen Gewölbekeller reifte der Saft in zwölf Fässern à 1000 Liter und vier zu je 1200 Litern mit der Gärung zum geschätzten Apfelwein. Diesen fuhr Emil mit dem Bulldog im gesamten Sinngrund und dem benachbarten Hessen bis nach Frankfurt zu den Kunden.
"Das ist noch die Originalpresse von 1952", erklärt Andreas voller Stolz. Nur der Antrieb per Wasserdruck wurde auf Ölhydraulik umgestellt. Während zu den Hochzeiten des "Moustes" neben Emil alle fünf Kinder täglich eingespannt waren, kommt Andreas in der dritten Generation mit drei Personen aus. In der Regel stellt der Kunde zwei Helfer. Sieben Zentner Obst passen in einen Pressvorgang: Nach dem Waschen werden die Äpfel zerkleinert und landen genau portioniert auf dem Presstuch.
Viel zu tun: Bis zu zehn Stunden im Kelter
"Mancher Kunde schwört auf die Beimischung von drei Quitten auf einen Zentner Obst zur Verfeinerung des Saftes, andere bevorzugen einen Anteil Birnen", erklärte Wolfgang Pfeifroth, der an diesem Tag für die Beschickung der Presse eingeteilt war. Rund 20 solcher Lagen gefüllt mit rund sieben Zentner Äpfeln wandern gestapelt unter die 80-Tonnen-Presse. Unverzüglich tritt seitlich der orangebraune trübe Saft aus, der in den großen Zuber gelenkt wird. Drei Zentner Obst ergeben 100 Liter Saft. "Samstags geht‘s rund: Da stehen wir bis zu zehn Stunden an der Kelter", sagte Andreas. "Aber wir haben uns der Tradition verpflichtet und machen es gern". Leider hat die Zahl der Keltereien in Main-Spessart stark abgenommen.
Heute verstehen junge Familien das "mosten" als Gemeinschaftsevent: Gemeinsam wird das Fallobst aufgelesen, zur Kelterei gebracht und anschließend das süße gesunde Naturprodukt verkostet.
Das heuer erneut von der Sinngrundallianz aufgelegte Regionalbudget von 100 000 Euro ließ Andreas Pfeifroth darüber nachdenken, seine Kelterei um die Pasteurisierungsanlage zu erweitern. Schließlich ist die hochmoderne österreichische Anlage mit 20 000 Euro nicht gerade billig. In der Prioritätenliste schaffte es das Nachhaltigkeitsprojekt auf den zweiten Platz und wurde jetzt mit der höchsten Förderung von 10 000 Euro unterstützt.
Lob von der Bürgermeisterin
Eine eigene Heizanlage versorgt den Durchlauferhitzer in der Pasteurisierung mit 80 Grad heißem Wasser, der dann für die Haltbarmachung des "braunen Goldes" sorgt. Abgefüllt wird dieses in Fünf- und Zehnliterbeuteln. Dieser "Bag" kommt dann in die wiederverwendbare "Box", einen Karton. Für Kinder gibt es noch kleine eineinhalb-Liter-Beutel. Die Steppkes vom Fellener und Frammersbacher Kindergarten sind bereits zum "Mostevent" angemeldet.
Allianzvorsitzende und Fellens Bürgermeisterin Zita Baur beurteilte es als super, wenn junge Leute an alten Traditionen anknüpfen, dadurch die Region stärken, eigene private Projekte im Regionalbudget wagen und Ressourcen der Nachhaltigkeit schaffen.
Oder als Fast-Nachbar zu Hessen den vergorenen Most pastuerisieren.
Nachdem jetzt auch Lauterbach Cannabis legalisieren will, müssen noch mehr Alkoholhersteller öffentlich Werbung für dieses Suchtmittel machen, oder?
Nein, es ist toll, dass es diese Initiative und die Verwertung des Obstes gibt.