Eine seltene Feier erlebte die Pfarrgemeinde St, Michael am Samstag. Eine eindrucksvolle Symbolik prägte die Liturgie zur Weihe eines neuen Altars, denn er ist nicht nur der Tisch, auf dem die Eucharistie gefeiert wird, er symbolisiert auch Jesus Christus, der Opfer, Opfergabe und Opferpriester zugleich ist. Buchstäblich bis in die Nacht vor diesem denkwürdigen Tag hatten Helferinnen und Helfer gearbeitet, um die renovierte Kirche auf Hochglanz zu bringen.
Im Namen der Kirchenverwaltung begrüßte nach 313 Tagen – so lange dauerte die Renovierung – Michael Schecher vor dem Gottesdienst die zahlreich erschienenen Gläubigen, darunter die drei Bürgermeister der Stadt Lohr und eine Reihe von Stadträten, Vertreter der Firmen, Künstler und Handwerker und die Mitglieder des Freundes- und Fördervereins der Stadtpfarrkirche. Zu den Förderern gehört auch Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Einer seiner Vorfahren liegt in der Kirche begraben. Mit dem Bischof und den Priestern zogen auch die evangelischen Geistlichen, mit in die Kirche ein.
Bischof Friedhelm Hofmann segnete am Taufstein das Wasser und besprengte die Gläubigen damit – eine Erinnerung an die Taufe. Es folgte die Segnung des Ambo. Wie der Altar der „Tisch des Brotes“, so ist das Lesepult der „Tisch des Wortes“, von dem in Lesungen, Evangelium und Predigt das Wort Gottes verkündet wird. Die Lesungen, vorgetragen von Jürgen Schrott, stammten aus dem ersten Buch der Makkabäer, wo der Chronist von der Wiedereinweihung des Altars im Tempel in Jerusalem berichtet, nachdem er durch die Opfer an heidnische Götter entweiht war, und aus dem Hebräerbrief des Apostels Paulus. Dann verkündete Diakon Remi Rausch das Evangelium.
Seine Predigt leitete der Bischof mit der Frage ein: „Wohnt Gott wirklich auf dieser Erde?“ Gott, der das All erschaffen hat, brauche keine Wohnung, aber der Mensch, der Gottes Nähe sucht, brauche eine Stätte, wo er ihm begegnen kann. „Kirchen sind Bilder für den Himmel“, sagte der Bischof, der auch auf die über tausendjährige Baugeschichte der Lohrer Pfarrkirche einging.
Der Allerheiligenlitanei folgte die Beisetzung der Reliquien. Die frühen Christen feierten das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Christi über den Gräbern der Märtyrer. Deshalb ist es üblich, Reliquien von Märtyrern und anderen Heiligen in den Altären beizusetzen. Unter einem pyramidenförmigen Kristall deponierte der Bischof in einem Behälter Reliquien der heiligen Barbara, des heiligen Bischofs Martin von Tours, des früheren Patrons der Lohrer Pfarrkirche sowie des seligen Märtyrerpriesters Liborius Wagner. Sie stammen aus einem aufgelassenen Altar in Rottendorf, den im 18. Jahrhundert der aus Lohr stammende Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal geweiht hatte, erinnert sich der frühere Bischofssekretär, Pfarrer Simon Mayer.
Dann wurde der Altar mit Wasser besprengt und mit Chrisamöl gesalbt. Fünf kleine Kreuze aus Wachs wurden darauf zusammen mit Weihrauchkörnern als erstes symbolisches Opfer verbrannt.
Nach dem Weihegebet des Bischofs feierten mit dem Bischof Pfarrer Sven Johannsen. Pater Paul Kusiak (Mariabuchen), der Stellvertretende Dekan Alexander Eckert (Bischbrunn), Pfarrvikar Ignace Matensi, Kaplan Manfred Hock, Monsignore Manfred Sand, die aus Lohr stammenden Pfarrer Josef Kraus und Simon Mayer, Burkard Zapff, ehemals Kaplan in Lohr, dann Domvikar und Sekretär von Bischof Paul Werner Scheele, jetzt Professor in Ingolstadt, und die Diakone Kurt Barsch und Remi Rausch.
Nach der Kommunion wurde in der barocken Ampel das Ewige Licht entzündet, das die Gegenwart Jesu Christi in Brotsgestalt im Tabernakel anzeigt. Der eindrucksvolle Gottesdienst endete mit dem Te Deum (Großer Gott, wir loben Dich). Für den geordneten Ablauf der Weiheliturgie sorgte Stefan Steger, der Liturgiereferent der Diözese. Die Musikalische Gestaltung lag in den Händen von Regionalkantor Bernhard Seelbach (Orgel). Es sang die Männerschola der Kantorei unter Leitung von Dekanatskantor Alfons Meusert.
Kirchensanierung für 1,25 Millionen Euro
Seine Empfindungen fasste Peter Amann, Kassier des Fördervereins, bei der Begegnung im Pfarrheim in dem Satz zusammen: Unner Pfarrkirch fräät sich un seecht Dankschüe“. Von fünf bis 30 000 Euro reichte die Höhe der Spenden, die Patenschaften für einzelne Kunstgegenstände in der Kirche von 250 bis 7.00 Euro und die Kostenbeteiligungen und Zuschüsse von 1000 bis 750 000 Euro, berichtete er.
Der Förderverein hatte neben der Mithilfe bei der Beschaffung der Mittel auch die finanztechnische Abwicklung der Baumaßnahme übernommen. Die erste fundierte Kostenschätzung vom April 2013 mit Gesamtkosten von 1 250 000 Euro sei eingehalten worden, trotz ungeplanter Maßnahmen wie der Neugestaltung des Altarraums (8000 Euro), einem neuen Dach auf dem nördlichen Seitenschiff (30 000 Euro) und einem neuen Holzfußboden unter den Bänken (35 000 Euro).
Trotz des Beitrags der Diözese von 700 000 Euro und weiteren 50 000 Euro, die in Aussicht gestellt wurden, und der Stadt Lohr, die sich mit 150 000 Euro beteiligte, Zuschüssen der Bayerischen Kulturstiftung, des Landesamtes für Denkmalpflege und der Unterfränkischen Kulturstiftung müssen die Pfarrei und der Förderverein über 326 000 Euro finanzieren. Bislang sind bereits beachtliche 225 000 Euro davon aufgebracht. TEXT: KAN