Nach der Wahl ist vor der Wahl, sagt sich der FDP-Kreisverband Main-Spessart und will den aktuellen Aufschwung der Liberalen im Landkreis über die heuer anstehende Europawahl gleich mit in die Kommunalwahl 2020 nehmen. Wie der stellvertretende Kreisvorsitzende Werner Jannek am Rande des Neujahrsempfangs seiner Partei im Warema-Infoforum in Marktheidenfeld auf Anfrage sagte, seien in Lohr und in Marktheidenfeld eigene Stadtratslisten geplant. Bewerbungen von FDP-Politikern, dann auf offenen Listen, seien auch in Gemünden, Rieneck, Arnstein und eventuell Karlstadt zu erwarten.
Die Motivation der Liberalen kommt nicht von ungefähr. Landtagsabgeordneter Helmut Kaltenhauser, der FDP-Bezirksobmann, konnte nur staunen: "Es ist toll, was hier in Main-Spessart an Aufbauarbeit für die FDP passiert ist." Und als der Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Daniel Föst in seiner Rede von einem Mitgliederplus von 42 Prozent in Bayern seit Anfang 2017 sprach, so konnte Jannek nur lächeln. Mit aktuell 36 Mitgliedern und einem über 20 Mitgliedern zählenden Kreisverband der Jungliberalen gab es hier in diesem Zeitraum einen Sprung von über 200 Prozent. Von 15 neuen Ortsverbänden 2018 in Bayern sind vier in Main-Spessart zuhause.
Jannek: In der Vergangenheit strategische Fehler gemacht
Kein Zweifel besteht daran, dass Werner Jannek selbst seinen Hut in den Ring wirft: "Ich werde mich hier in der Stadt engagieren." Ein Motivationsgrund ist für ihn, dass die Marktheidenfelder Rathauschefin aus seiner Sicht "alles aussitzt", dass Chancen vertan werden. Jannek: "Das bringt mich zur Weißglut." Habe man in der Vergangenheit strategische Fehler gemacht wie das Outlet Center, das nach Altfeld wollte, abgelehnt und nach Bettingen gelassen, so setze sich dies heute fort. Jannek mochte nicht verstehen, weshalb die Stadt Marktheidenfeld nicht in der Lage gewesen sei, Warema ein ebenes Gewerbegrundstück für die neue Produktionsstätte anzubieten.
Noch offen, aber möglich ist, dass Werner Jannek bei der FDP-Kreisversammlung am 5. Februar in Marktheidenfeld die Nachfolge von Kreisvorsitzendem Helge Ziegler antreten wird, der in die zweite Reihe rücken will. Dieser hatte zum Neujahrsempfang eingangs neben drei Bundes- und einem Landtagsabgeordneten auch die Hausherrin und Warema-Chefin Angelique Renkhoff-Mücke sowie die Chefin von Hunger Hydraulik aus Lohr, Ingrid Hunger, begrüßen können.
Was die Wirtschaft umtreibt, das machte Renkhoff-Mücke in ihrem Grußwort deutlich. Der Blick müsse 10, 20, 30 Jahre voraus gehen und die Unternehmen sich dramatisch verändern. Agiler, flexibler, schneller müssten die Firmen werden, ihre Mitarbeiter anders führen, eine Fehlerkultur einführen, Dinge neu denken. Die Warema-Chefin, die Mitglied im FDP-Kreisverband ist: "Wir müssen den Menschen langfristig eine Perspektive geben und ihnen auch erklären, warum wir unangenehme Dinge angehen."
Europa nicht den Populisten überlassen
Gesellschaftliches Engagement, Einsatz für die Demokratie, eine hohe Wahlbeteiligung, das forderten Bezirkschef Karsten Klein und Europakandidatin Cecile Prinzbach in ihren Grußworten. Man dürfe Europa nicht den Populisten überlassen. Es drohe die Gefahr, dass nach der Europawahl mit Links- und Rechtsextremisten mehr Europa-Gegner im Parlament säßen als Befürworter. Dass man auch nicht "über jedes Stöckchen springen" müsse, das einem die Populisten hinhielten, das betonte neben Prinzbach auch FDP-Landeschef Daniel Föst.
"Die politische Diskussion darf sich nicht an den Provokationen der AfD ausrichten", sagte Föst. Er wünschte sich für das Jahr 2019 mehr Sachlichkeit in der Politik, einen an Themen orientierten Wettbewerb der Ideen auch über Parteigrenzen hinweg und die Verteidigung der in der Demokratie erkämpften Freiheiten.
gestatten Sie mir eine kleine Anmerkung:
Die, die sich angeblich "feige vom Acker machen", wenn Sie Verantwortung übernehmen sollen, waren von 1949 bis 1956, 1961 bis 1966, 1969 bis 1998 und 2009 bis 2013 als jeweils kleinerer Koalitionspartner an der Bundesregierung beteiligt.
Aber warum Jannek nicht versteht, dass die Stadt keine 63000 Quadratmeter für WAREMAs Neubau zur Verfügung stellen konnte, weil es diese Fläche einfach nicht gibt, ist schon ein Hinweis darauf, mit welcher Qualität im Wahlkampf 2020 argumentiert wird.
Ich wünsche mir endlich Politiker, die sich die Mühe machen mit Fakten zu arbeiten. Von populistischem Wahlkampfgetöse vor und nach jeder Wahl habe zumindest ich die Nase voll.