
Maximilian Eder wischt über den Esstisch. "Muss erstmal kurz Ordnung machen." Reste des Frühstücks verschwinden, die vier Kinder sind in Kita oder Schule. Dann brüht er Kaffee auf, mit Wasser vom Holzofen. Auf dem Boden liegt ein Spielzeugauto, daneben zusammengerollt die Katze.
Auf den ersten Blick wirkt Max nicht wie ein Musiker. Eher wie ein Handwerker, der in seinem Karlstadter Haus jeden Nagel kennt. Und tatsächlich dreht sich sein Leben nicht nur um Noten und Takte. Zwischen rund 80 Auftritten im Jahr gibt es den Alltag: Zuhause, Familie – und manchmal, wie jetzt, einen Moment der Ruhe.
Geboren 1984 in Neuendettelsau, wächst Eder mit Musik auf – aber nicht als Wunderkind. Seine Mutter liebt Musik, singt im Kirchenchor, spielt Klavier. Doch Schlagzeug? "Das war nicht drin", sagt er lachend. Zu laut, zu unpraktisch.

Musikalische Kindheit ohne Klischee
Stattdessen kommt einmal pro Woche eine ältere Dame mit ihrem tiefergelegten Auto in Binsbach vorbei, packt das Akkordeon aus, und Max spielt Walzer – mechanisch, ohne viel Begeisterung. "Die Erkenntnis, dass Üben einen besser macht, kam viel später."
Erst auf dem Gymnasium in Karlstadt nimmt seine musikalische Laufbahn Fahrt auf. Der Musiklehrer erkennt sein Talent, lässt ihn Konga spielen und sagt zu seiner Mutter: "Der Bub muss Schlagzeug lernen." Ein Satz, der alles verändert.
So kommt es, dass er Schlagzeug-Stunden beim Vater eines Zwölftklässlers nimmt. "Christian Emsden hatte schon ein Auto", erzählt Max. Jede Woche fährt ihn der ältere Schüler nach Karlburg und zurück. Eine Geste, die er bis heute schätzt. "Das werde ich ihm nie vergessen", sagt Eder.
Noch entscheidender wird eine Erkenntnis bei Robert Emsden: "Ich hatte mit der rechten Hand jahrelang Viertel gespielt – plötzlich verstand ich, wie man Achtel spielt. Das war der größte Schritt meiner musikalischen Entwicklung."

Gankino Circus – der Weg in die Band
Nach dem Abitur mit Musik-Leistungskurs in Würzburg geht es an die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl. Ihn begeistert der E-Bass, doch sein Hauptfach bleibt Schlagzeug. 2004 heiratet er Magdalena, die in Stuttgart Umweltschutztechnik studiert. Die Stadt wird ihr Zuhause. Max studiert Gymnasiallehramt Musik und Deutsch, absolviert parallel eine Ausbildung zum Diplom-Musiklehrer für Schlagzeug und beginnt, zu unterrichten.
Vier Jahre später steht er an einem musikalischen Scheideweg und kehrt zurück zum Instrument seiner Kindheit. Bei der Band Gankino Circus hört der Akkordeonspieler auf und es fügt sich, dass Max den Part übernimmt.
Anfangs spielen sie Straßenmusik, verdienen kaum Geld. "Wir waren zufrieden, wenn wir kostendeckend gespielt haben." Doch die Band entwickelt sich weiter, gründet 2014 eine GbR, jetzt oder nie! "Wir haben gemerkt: Arbeit, Familie und Band – alles gleichzeitig geht nicht." Also kündigen sie ihre Jobs und steigen voll ein.
Heute spielt Gankino Circus rund 80 Konzerte im Jahr. Ihr Markenzeichen: Der bulgarische Volkstanz im 11/8-Takt und Max’ Akkordeon. Er ersetzt mit diesem den sonst üblichen Bass. Mit seinem eigens dafür gebauten Instrument, den Helikonbässen, liefert er ein solides Klangfundament und prägt die Arrangements.

Familie, Beruf und der Balanceakt
Neben der Musik ist Eder vor allem Ehemann und Vater. Denn das Paar kümmert sich zu gleichen Teilen um den jeweiligen Job, Haushalt und das Familienleben. Mit vier Kindern zwischen zehn und zwei Jahren sind Absprache, Organisation und Unterstützung von den Großeltern essenziell. "Wir sind gut eingespielt, aber Zeit zu zweit gibt es kaum", bedauert Max.
Eine große Leidenschaft findet jedoch noch Platz neben der Musik. Max Augen leuchten, wenn er von Skandinavien, Wasser, Kajak und Angeln spricht. Auch musikalisch greift er das im Studioalbum Suomessa ("In Finnland") auf.
Obwohl Gankino Circus keine klassische Faschingsband ist, freuen sie sich auf ihren Auftritt bei der Fastnacht in Franken in Veitshöchheim. "Die Wertschätzung, die Atmosphäre, der Zusammenhalt – das macht die Prunksitzung im Bayerischen Fernsehen so besonders."
Nach all den Jahren auf der Bühne bleibt für Eder eine Erkenntnis: Man lernt nie aus. "Mit 14 dachte ich, ich kann viel. Heute merke ich, wie wenig ich damals wusste – und wie viel es noch zu entdecken gibt."
