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WOMBACH
Fasten ist nicht gleich Hungern
Von unserer Mitarbeiterin Yvonne Vogeltanz
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:34 Uhr

„Es war für mich schon ein Wagnis. Ich habe mich gefragt: Schaff ich das? Wie geht das? Halte ich das durch?“. Als sich Erika Heunisch im Jahr 1979 zum ersten Mal zum Heilfasten entschied, betrat sie völliges Neuland. Mittlerweile fastet sie regelmäßig einmal im Jahr – weil es ihr gut tut.

„Fasten dient der Entschlackung. Ich kann abnehmen und tue auch noch etwas für meine Gesundheit“, erklärt die 66-jährige Grundschullehrerin im Ruhestand die Gründe, wieso sie sich vor über 30 Jahren zum ersten Mal dazu entschlossen hat zu fasten.

Dr. Hellmut Lützners Buch „Wie neugeboren durch Fasten“ half ihr dabei, gab ihr wertvolle Tipps und Impulse. „Mir ging's wirklich sehr gut“, erinnert sie sich an ihre erste Fastenwoche. So gut, dass sie es immer wieder getan hat.

Gerade erst hat die in Wombach lebende Erika Heunisch wieder eine solche Fastenwoche hinter sich gebracht. Das Saftfasten beginnt, so erzählt sie, mit einem sogenannten Entlastungstag, an dem Wurst, Fleisch und Käse weggelassen und stattdessen nur Leichtes wie Gemüse oder Reis gegessen wird. „Am ersten Fastentag muss man dann abführen“, geht sie auf das notwendige Übel dieser Fastenkur ein.

Die Vorbereitung

Das heißt, gleich am frühen Morgen wird innerhalb von 15 Minuten ein viertel Liter Wasser getrunken, in den 30 bis 40 Gramm Glaubersalz eingerührt werden. „Ich trinke das aber in fünf Minuten, sonst würde ich es nicht runterkriegen“, verrät sie, dass zur Darmentleerung aber auch Sauerkrautsaft oder schlichtweg ein Einlauf „gute Mittelchen“ sind.

„An diesem Tag sollte man dann schon in der Nähe einer Toilette bleiben. Da geht wirklich keiner fort“, lacht sie. Es klingt unglaublich, doch nach der Entleerung nimmt das Hungergefühl bei den Fastenden ziemlich ab.

Fünf Tage lang gibt's dann statt fester Nahrung nur Flüssiges. Zum Frühstück Tee, am Mittag einen viertel Liter Gemüsesaft oder Gemüsebrühe. Die kocht sich Heunisch mit Kartoffeln, Lauch und Sellerie und passiert alles zu einer sämigen Masse. „Das schmeckt richtig gut, da könnte ich mir vorstellen sogar länger mit zu fasten“, sagt sie.

„Der viertel Liter wird natürlich zelebriert“, schmunzelt Heunisch, dass jeder Löffel, jeder Schluck ausgekostet wird. Am Nachmittag gibt es nochmals Tee, am Abend einen viertel Liter Obstsaft. „Den mache ich mir warm. Denn in der Zeit, in der ich faste, ist mir immer kalt.“ Tagsüber gibt es Mineralwasser so viel man möchte.

Obwohl dem Körper in der Fastenzeit nicht die gewohnte Energie zugeführt wird, fühlt sich Erika Heunisch an diesen Tagen „richtig fit“. Sie gönnt sich viel Ruhe, legt sich nach dem Essen hin und macht Leberwickel. Denn Leberwickel unterstützen die Leber bei den „Überstunden“, die sie während der Fastenzeit zu bewältigen hat. Denn während das Darmsystem auf Pause eingestellt ist, hat die Leber mit Entgiftung und Fettabbau vollauf zu tun.

„Man besinnt sich in der Fastenwoche auf das Wesentliche, hat auch einmal Zeit über sich selbst nachzudenken.“ Dazu gehört für sie in den letzten Jahren auch der Erfahrungsaustausch. Heunisch hat die Fastengruppe von Georg Cura in Sendelbach übernommen. Mit der heuer zwölfköpfigen Gruppe trifft sie sich mehrfach, spricht mit den Frauen und sogar drei Männern darüber, wie das jeweilige Fasten läuft. Sie meditieren und hören Musik, um zur Ruhe zu kommen und über sich selbst nachzudenken.

Der bewusste Verzicht

Doch wie schwer ist es für Erika Heunisch, fünf Tage lang auf feste Nahrung zu verzichten? Wie geht sie mit Heißhunger um, knurrt der Magen nicht doch pausenlos? „Fasten ist ja nicht Hungern“, sagt sie bestimmt. „Es ist der bewusste Verzicht. Man trinkt ja mehr und man weiß auch, dass es wieder etwas gibt, wenn die Zeit vorüber ist.“

Wer jedoch denkt, nach der Fasten-Phase sofort wieder zu Schnitzel, Pommes & Co. greifen zu können, der irrt. „Es wäre ganz gefährlich, nach dem Fasten gleich wieder normal zu essen. Man darf auf keinen Fall gleich wieder reinhauen, das wäre schrecklich für den Magen.“

Im Lützner-Buch, so schildert sie, heißt es, dass man am fünften Fasten-Tag einkaufen geht. Für die Zeit danach. Die Phase bis zur „Zeit danach“ muss allerdings erst noch mit zwei Aufbautagen überbrückt werden. „Man fängt vielleicht mit einem Apfel an, schneidet ihn dünn und kaut ihn langsam.“ Leichte Suppe, Joghurt oder Reis können ebenfalls verspeist werden.

Deutliche Sensibilisierung

„Wenn die Fastenwoche abgeschlossen ist, ist man viel sensibler für den Geschmack. Man hat mehr Freude am Essen und schätzt es auch mehr.“ Zwischen drei und sieben Kilo verliert Heunisch in solch einer Fastenwoche. Und das Heilfasten hat noch einen anderen, positiven „Nebeneffekt“: „Die Haut wird schöner, es fühlt sich alles besser an.“ Kein Wunder, ist der Körper doch in dieser Zeit auf die „Reinigungsarbeit“ konzentriert und nicht den lieben langen Tag mit Verdauungsarbeit beschäftigt. Im übrigen hält der positive Effekt des Fastens länger an, als man denkt. „Nach dem Fasten braucht man einfach weniger Essen. Das hält danach noch eine ganze Weile an.“ Erika Heunisch möchte ihrem Körper auch künftig mit einer Fastenwoche Gutes tun, denkt über eine Fastenkur nach Hildegard von Bingen nach. „Es tut mir einfach sehr gut und daher mach ich's.“

 
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