"Ich möchte immer noch etwas verändern", sagt Robert Bitzan. Der 84-jährige Ingenieur, früher bei Rexroth, hat sich die umweltfreundliche Energieversorgung seines Wohnhauses in Steinbach zum Ziel gesetzt. Mit Solarmodulen auf dem Dach, Wärmepumpe vor dem Haus, Stromspeicher im Keller. Was daran außergewöhnlich ist: Alles stammt aus regionaler oder europäischer Produktion und enthält so gut wie keine Problemstoffe.
Wie das bei der Stromerzeugung im privaten Bereich möglich ist, zeigt Robert Bitzan anhand der bei ihm eingebauten Anlagen. Er ist aufgeschlossen gegenüber neuer Technik und will die heimische Wirtschaft unterstützen: "Es ärgert mich, dass wir etwas erfinden in Deutschland, und es andere dann produzieren." Bitzan meint damit, dass Zukunftsbranchen wie die Solarindustrie leichtfertig aus der Hand gegeben werden. So beherrsche China heute etwa den Weltmarkt für Photovoltaik-Module.
Aus deutscher Herstellung
Woher stammen dann die Solarpaneele auf seinem Dach? Aus deutscher Herstellung von Meyer Burger, einem schweizerischen Unternehmen, das aktuell jedoch sein Werk in Freiberg (Sachsen) schließt. Als Grund wird die Konkurrenz aus China mit ihren staatlich gestützten Niedrigpreisen angeführt. Da müsste die deutsche Wirtschaftspolitik eigentlich gegensteuern, meint Bitzan.
Natürlich spielt immer auch die Nachfrage eine große Rolle, also das Verhalten von Kunden und Verbrauchern – und hier kommt wieder der Preis ins Spiel. Photovoltaik aus deutscher Produktion sei "nicht das Billigste", sagt Bitzan, aber die Module seien hochwertig verarbeitet und die Lieferketten kürzer.
Besonderes Augenmerk legte Bitzan auf die Speicherung des Sonnenstroms vom Dach. Dafür nutzt er eine Technologie, die hierzulande noch eher selten eingesetzt wird: die Salzbatterie (siehe Stichwort). Diesbezüglich sei sein Anwesen ein Musterhaus für den Hersteller der Speicher aus der Schweiz.
Noch relativ unbekannt
Installiert wurde die Anlage von der Firma Strom Werner aus Steinbach, die damit ebenfalls Neuland betrat. "Es ist in der Gegend wahrscheinlich die erste", sagt Elektrotechniker Felix Werner; für ihn jedenfalls sei es die Pilotanlage. Er habe Schulungen für den Einbau von Salzbatterien absolviert und sei dafür zertifiziert. Die Technologie sei in der Region noch relativ unbekannt "und kommt jetzt erst breiter auf den Markt". Gegenüber herkömmlichen Akkus, die Lithium enthalten, habe die Salzbatterie einige Vorteile, in erster Linie das praktisch unbegrenzt vorhandene Kochsalz als Rohstoff. Zwar seien Salzbatterien momentan noch etwas schwerer "und ein bisschen teurer", aber es liege ein großes Zukunftspotenzial darin.
Durch Forschung werde die Akkutechnik laufend weiterentwickelt und bei steigender Nachfrage dürften die Preise für Salzspeicher für den Hausgebrauch schnell sinken, meint Felix Werner. Die im Keller stehende Anlage läuft seit vorigen Herbst, und er sei damit sehr zufrieden, berichtet Robert Bitzan. An dem vom Solardach gespeisten Stromkreis hängen Haushaltsgeräte und die Wärmepumpe, außerdem wird das E-Auto geladen.
Begrenzender Faktor ist die Dachgröße. Immerhin könne er im Schnitt 70 bis 80 Prozent des Stromverbrauchs selbst produzieren, schätzt der Hausherr. Dabei hat er nicht allein die finanzielle Seite im Blick. Bitzans Bilanz: "Es rentiert sich für die Umwelt, und ich kann vielleicht andere anregen, über das Thema nachzudenken."