Sie sind „fast für die Ewigkeit gebaut“ die beiden Eisenbahnüberführungen bei Schaippach, stellt Armin Renninger fest. Weil die Sinn hier einen Bogen schlägt, muss die Bahnlinie durchs Sinntal, von Gemünden bis ins hessischen Flieden (Lkr. Fulda), zweimal den Fluss queren.
1870 wurden beiden Brücken gebaut, informierte der Projektleiter der Deutschen Bahn jüngst die Gemündener Stadträte. Sie sind also fast 150 Jahren alt. Doch jetzt ist der Beton der Widerlager stark verwittert. Von den Stahlblechträgern der Brücken lösen sich Nieten und Schrauben. Die Schäden an Längsträgern und Pfeilern ließen sich nicht mehr sanieren. Die Brücken müssen erneuert werden.
14 Monate Bauzeit geplant
Das soll ab September 2019 geschehen und bis Ende November 2020 erledigt sein. Nur kurz nach dem Einschwimmen der Mainbrücke wird dabei dieses Verfahren im Stadtgebiet zwei weitere Male angewandt.
Die beiden neuen Brücken werden neben den alten gebaut, über die der Schienenverkehr so lange wie möglich ungestört weiterrollen soll. Sie werden dann in die Lücke eingeschwommen. Die Strecke soll nur für den Abbruch der alten Widerlager und Pfeiler, den Einschub der Brücken und den Lückenschluss bei Gleis und Oberleitung gesperrt sein.
Die erste Sperrung der Strecke für vier Tage erfolgt schon im Oktober 2019. Dann kommt eine Hilfsbrücke zum Einsatz, unter der die Arbeiten weitergehen können. Ein Jahr später muss die Bahnlinie dann für vier Wochen gesperrt werden, um die neuen Brücken einzuschwimmen. „Am 30. November fahren wieder die Züge“, so Renninger.
Ein Weg wird nur verlegt
„Wir wollen so wenig wie möglich stören, brauchen für den Brückenbau aber Platz“, informierte der Projektleiter. Zum einen für die beiden neuen Brücken, aber auch für die Bauarbeiten an Widerlagern und Pfeilern. Im Vorfeld hatte es daher Irritationen in Schaippach gegeben wegen eines vermeintlich wegfallenden Weges. Er wird verlegt, verbessert und bleibt erhalten, versicherte Renninger.
Für den Weg unter der Brücke in Richtung Rieneck ergebe sie die Verbesserung daraus, dass der Aufbau der neuen Brücke nicht so hoch ist wie das Tragwerk der alten, so Renninger. Damit gewinne man etwa 25 Zentimeter Durchfahrtshöhe.
Lärmschutzwände auch im Nachhinein möglich
Es seien keine Maßnahmen für eine Verbesserung des Lärmschutzes vorgesehen, so Renninger auf Nachfrage. Bürgermeister Jürgen Lippert hatte auf das Vorhaben der Bahn für Gemünden und Langenprozelten verwiesen. „Könnte da auch in Schaippach was kommen?“ Renninger verwies darauf, dass dafür eine eigene Abteilung zuständig sei. Diese informiere seine, wenn vorgesehen, so dass auch im Nachgang Lärmschutzwände angebracht werden könnten.
Er geht aber davon aus, dass der Bahnverkehr künftig auch ohne solche Maßnahmen etwas leiser durchs Sinntal rollt, da die neuen Brücken ein Schotterbett zwischen den Gleisen bekommen. Die alten waren offene Konstruktionen ohne Schotter. Über die neuen Brücken rollen die Züge auch nicht schneller als über die alten. Auch sie sind für maximal 100 Kilometer pro Stunde ausgelegt.
Bauverkehr nicht durch Schaippach
Der Baustellenverkehr soll sich nicht durch die Straßen des Stadtteils Schaippach quälen, sondern die Brückenbaustellen von der Hauptstraße durchs Sinntal erreichen.
Die beiden neuen Brücken werden deutlich auffälliger als die bisherigen Bauwerke. Denn statt der jetzigen flachen Konstruktionen werden künftig zwei Bogenbrücken die Sinn überspannen. Beide werden gleich groß sein und 70,50 Meter lang werden. Das langt für die Querung der Sinn in Richtung Gemünden.
Die Brücke in Richtung Rieneck muss etwas mehr überspannen. Sie wird daher verlängert mit einer 17,15 Meter langen flachen Brücke, ähnlich hoch wie die jetzige Konstruktion. Die Technik wird jedoch eine völlig andere sein, werden die neuen Brücken doch Spannbrücken sein, und zwar sowohl die Bogen- wie die Flachbrücke. Für die Kombination aus Bogen und Flachbrücke braucht man auch in Zukunft einen Pfeiler.
Bisher wird die Brücke an dieser Stelle noch mit vier Pfeilern über die Sinn geführt. „Warum nicht wieder Pfeiler?“, wollte Stadtrat Martin Geßner wissen. Für solche Druckbrücken wäre der Aufwand viel zu groß, antwortete Renninger. Diese Technik setze man allenfalls dort noch ein, wo es gelte, lediglich eine Straße zu überbrücken.
Vorschläge für die Farbe willkommen
Die Farbe der Bogenkonstruktion sei übringens noch nicht festegelegt, informierte Renninger. In der Regel werden sie bläulich. Man sei da aber durchaus für Vorschläge offen.
Könnte die Umgehungsstraße von Schaippach parallel zum Brückenbau der Bahn erfolgen?, wurde Renninger gefragt. „Wir können nicht mehr bauen, wenn Umgehungsstraße erst fertig ist“, informierte er. Umgekehrt könnte allerdings für die Umgehungsstraße die Hilfsbrücke genutzt werden, die die Bahn während des Brückenbaus über die Sinn errichtet. „Wir lassen sie liegen, wenn das Staatliche Bauamt sie weiternutzen will“, so Renninger. Im März 2021 sollen die restlichen Arbeiten zur Abwicklung der Baustelle erledigt sein. Dann könnte das Straßenbauamt kommen, sagte er.