
Die Beratung und Integration von Geflüchteten und Migranten gibt es nicht zum Nulltarif. Das wurde im Ausschuss für Gesundheit und Teilhabe des Kreistages deutlich. Drei Anträge von der Caritas Main-Spessart und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Unterfranken summieren sich auf freiwillige Leistungen von fast 100.000 Euro. Diskutiert wurde darüber nicht, Landrätin Sabine Sitter sprach von Unaufgeregtheit und Kreisrat Thomas Obert (CSU) von überparteilichem Konsens. Damit reagierte er auf die Wortmeldung von Kreisrat Gerhard Kraft (Grüne), das sei zu unterstützen statt nur Reden über Integration zu schwingen.
Der Caritasverband Main-Spessart beantragte die Kostenübernahme einer zusätzlichen Stelle in der Flüchtlingsberatung mit 65.000 Euro bis Ende 2025. Diese wurde schon im zweiten Halbjahr 2024 geschaffen, nachdem vorher die Asylsozialberatung die Übernahme weiterer Unterkünfte absagen musste. Daraufhin hatte das Landratsamt zunächst 31.600 Euro für das zweite Halbjahr 2024 zugesagt, was vom Ausschuss nachträglich genehmigt wurde. Intern wird diese freiwillige Leistung über die Integrationspauschale finanziert, die der Landkreis vom Freistaat Bayern erhält.
Zuweisungszahlen sinken, Geflüchtetenzahl steigt
Laut dem Caritasverband konnten dank der neuen Stelle 150 weitere Klienten beraten werden. Obwohl seit Jahresbeginn die Zuweisungszahlen sinken, nimmt die Zahl der in Main-Spessart lebenden Geflüchteten zu, am 7. Januar waren es rund 2900 Personen. Sie sind auf über 100 Unterkünfte verteilt.
Weiter bat der Caritasverband um einen Zuschuss für die Flüchtlings- und Integrationsberatung: 20.000 Euro für ungedeckte Personalkosten von 3,35 Vollzeitstellen und drei geringfügig beschäftigte Unterstützungskräfte, hier wird nach der Förderung durch den Freistaat ein Defizit von fast 45.000 Euro erwartet. Außerdem 10.000 Euro für die Sachkosten mit rund 24.000 Euro Defizit. Die Flüchtlings- und Integrationsberatung wird im Landkreis allein von der Caritas gestemmt. Auch 2024 hatte der Kreis schon 20.000 Euro zu den Personalkosten zugeschossen.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Unterfranken betreut seit Jahren Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund im Landkreis. Es sind meist wöchentliche Sprechstunden an vier Standorten und bis zu fünf Erstberatungen in den Übergangswohnheimen Gänheim und Zellingen. Im Jahr 2024 wurden 220 Klienten meist über längere Zeiträume betreut. Der Verband rechnet allein für Main-Spessart mit 12.000 Euro Defizit, bewilligt wurden 3000 Euro Zuschuss.
Caritas-Fachstellen für pflegende Angehörige werden unterstützt
In Karlstadt und in Lohr betreibt die Caritas Fachstellen für pflegende Angehörige. Zu festen Sprechzeiten kommen monatliche Sprechstunden in Burgsinn beziehungsweise Gemünden und Arnstein. Schulungen werden zur Pflege und für Angehörigen von Demenzkranken abgehalten, ehrenamtlicher Alltagshelfer betreut. Diese entlasteten pflegende Angehörige im Raum Lohr im Jahr 2023 mit fast 4000 Einsatzstunden. Die Fachstelle in Karlstadt betreut mit drei hauptamtlichen Mitarbeitern und zwei geringfügig Beschäftigten 88 Klienten und vermittelt 16 ehrenamtliche Alltagspartnerinnen. Beide Fachstellen erhalten vom Kreis je 4000 Euro.
Mit der Frauenberatung betreibt der Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg das einzige thematisch offene frauenspezifische Beratungsangebot in Unterfranken. Im Jahr 2023 nutzten dieses 151 Frauen in 496 Beratungen, 18 Beratungen entfielen auf Frauen aus dem Landkreis Main-Spessart. Wegen des geringen Anteils beträgt der Zuschuss 3000 Euro.
Unterstützung für Organisation, die migrierten Frauen mit Gewalterfahrung hilft
Erstmals beantragte SOLWODI einen Zuschuss, die Organisation hilft geflüchteten oder migrierten Frauen, die schwere Gewalt erlebt haben. Das geschieht durch sozialpädagogische Betreuung von zwei Sozialarbeiterinnen und eine Mitarbeiterin sowie geschützte Unterbringung. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, den Antrag für 8000 Euro Zuschuss abzulehnen, weil etablierte Frauenhäuser und Beratungsangebote bereits vom Landkreis unterstützt werden. Dagegen argumentierte Kreisrat Gerhard Kraft, es gehe um ein anderes Klientel bis hin zu Menschenhandel und Zwangsverheiratung. Sein Antrag, zumindest 4000 Euro freiwillige Förderung zu geben, wurde bei zwei Gegenstimmen beschlossen.