
Menschliches, vor allem aber Allzumenschliches: das ist es, was die Rodenbacher Eulen am meisten interessiert, woraus sie ihr Faschingslebenselixier brauen. Im mit rund 180 Leuten voll besetzten Sportheim präsentierten sie am Freitagabend jede Menge Sketche, auch die Lohrer Lokalpolitik bekam den einen oder anderen Seitenhieb.
Mit Blick auf die vergangene Festwoche spottete Sitzungspräsident Thomas Schwab, dass man die Lampions auf dem Main höchstens als Verdunkelungsmaßnahme durchgehen lassen konnte. Und zum „Riesentrara“ um die Freibiermarken für die Senioren sagte er: Mit dem, was die fünf Sitzungen des Festbierausschusses gekostet haben, hätte man alle Über-70-Jährigen „Oberkante Unterlippe abfüll' könn'“.
Aber gut, die Rodenbacher haben eigene Probleme: Sie brauchen ein neues Männerballett. Ja, es kommen tatsächlich jede Menge Kandidaten in die Castingshow. Doch die drei Jurydamen sind wählerisch – und am Ende keinen Schritt weitergekommen. Frauen halt.
Hätten Sie's gewusst, wer Belzichs treueste Begleiter im Leben sind? Sei Schläpplich. Aber auch für Erdbeermarmelade hat er was übrig. Mit einer irrwitzigen Rechnung, wie viele Gratisgläser Erdbeermarmelade er bei der Rabattaktion beim Kupsch bekommt, wenn er gleichzeitig die weniger geliebte Brombeermarmelade kauft, lässt Belzich die Lachmuskeln seines Publikums vibrieren. „Dabei kann ich doch auch lustig sein“, näselt etwas beleidigt Dr. Göbel und fragt in die Runde: „Warum laufen die Wombacher so gebückt?“ – „Weil die Rodenbacher früher auf ihnen zur Arbeit geritten sind.“
„In Lohr, do wird mersch gwohr“, lautet das Fazit des Hausmeisters. Mit Blick auf die mit 25 000 Eiern veranschlagte Eröffnungsfeier der Kulturhalle an der Gärtnerstraße reimt er: „E paar belegte Weck un Musik vom Band hätte für so e klenne Halle a gelangt.“ Zur geplanten Altersheraufsetzung für Bier- und Hähnchenmarkenberechtigte am Festwochen-Seniorennachmittag triefen seine Worte vor Ironie: „Die Einsparung ist hier enorm, wie ich des geläse hab, bin ich bald nimmer worn.“
Das Eulengezwitscher befasst sich singend mit der Flüchtlingsschwemme, dem DFB- und VW-Skandal - und klärt endlich die Frage, wie es zu der Bezeichnung Gärtnerhalle für die ehemalige Turnhalle an der Gärtnerstraße kam: „Erfunden hat den Namen der Prüße nach zehn Bier...“
„Mit 150 Jahren, da fängt das Feiern an...“, zwitschern die Eulen über das Fest der Lohrer Feuerwehr, das jede Menge Miese verursachte, größtenteils zu Lasten der Stadt. Wenn es bei 150 Jahren 48 000 Euro gibt, schlussfolgert das Eulengezwitscher, müsse die Rodenbacher Wehr, die heuer 140 werde, 45 000 Euro von der Stadt bekommen. „Die Stadt lädt euch ei, die Getränke sind frei...“, heißt das Lied dazu.
Besonders die Missgeschicke ihrer Artgenossen haben es den Dorfchronisten angetan. Da ist der gebrauchte Kühlschrank, der nicht so recht kalt wird, das unbeabsichtigte Einsperren zweier Musikanten im Vereinshaus, oder auch der Fußmarsch nach dem Beatabend zurück nach Rodenbach, der, nun ja, die zwei jungen Männer bis Neustadt führte.
Aber auch bei den Mädels läuft nicht immer alles in der Spur, wie zwei Auszubildende berichten. Erzählt die eine, dass sie neulich mit Jaqueline am Main gewesen sei und beobachtet habe, wie ein Wasserskifahrer gestürzt und untergegangen sei. Jaqueline sei sofort rausgeschwommen um ihn zu retten. Zurück am Ufer habe sie gleich mit Wiederbelebung begonnen, dann aber gezögert, weil er so aus dem Mund gestunken habe. Und die Freundin wusste warum: „Du, Jaqueline, des is fei nit unsern Wasserskifahrer – der hat Schlittschuh an.“
Den Mann wie Tee behandeln
Eigentlich wollten die zwei Rentnerinnen ja in den Süden fliegen, wo's schön warm ist. Aber rumstehen und quasseln ist auch nicht schlecht. Erzählt die eine, dass sie und ihr Mann nach 25 Jahren die Flitterwochen nachgeholt haben und geschlagene fünf Tage nicht aus dem Bett gekommen sind. „Mein Moo hatt Ischias und ich en Bandscheibevorfall.“ Im übrigen behandle sie ihren Mann jetzt wie Tee: „Ich lass ihn zieh“. Besorgt berichtet die eine, dass sie neulich einen Zehn-Euro-Schein verschluckt habe und jedesmal wenn sie aufs Klo gegangen sei, sei Kleingeld rausgekommen. Klarer Fall für die Freundin: „Du bist in den Wechseljahren.“
„Je länger ich mei Fraa ooguck, umso lieber hab ich unner Krokodil“, erzählt de Herwett, der früher einen Kampfhund hatte, den kleinen Adolf, und jetzt eben ein kleines putziges Krokodil namens Schantall. Auch wenn er noch gut im Saft steht, weiß er schon, dass er mal ein Einzelgrab haben möchte. Der Grabstein soll folgende Inschrift tragen: „Hier ruht Herbert (jetzt in Frieden). Er hat gelebt, er hat geliebt, und dann hat er geheiert.“ Jetzt hat ihn seine Frau aber erst einmal zum Funkenmariechenkurs geschickt - was ihm wider Erwarten viel Spaß macht. Die Kostprobe, die er von seinem neuerworbenen Können gibt, kommt im Publikum bestens an.
Genauso wie die Tänzerinnen und Tänzer der Eulen, die Bewegung in die Bude bringen. Das Kinderballett legt ein flottes Rock-'n'-Roll-Tänzchen auf die Bühne und mit den Coutry-Girls geht es in den wilden Westen. Das Eulenballett indes hat es auf die Alm verschlagen, und auch dort bewegt sich einiges. Kraftvoll donnert schließlich das Männerballett durch die schottischen Highlands – und lüftet das Geheimnis, was Mann unter dem Rock trägt.