Nein, die Karlstadter KaKaGe will sich auch von der Pandemie nicht gänzlich ausbremsen lassen und setzt stattdessen als Gegenreaktion ein närrisches "Virus" frei. Bei der Onlinesitzung "Mit Abstand die Besten", die auf Youtube zu sehen ist, sind fast alle bekannten Gesichter der Karschter Fasenacht mit dabei. Und sie alle machen ihre Sache trotz der unglaublichen Umstände richtig gut.

Das Schwedenmännle Fritz Schmilewsky ist Soloauftritte schon gewöhnt und spielt sein bekanntes Stück völlig allein auf einer Fensterbank im Innern des Rathaussaales. Auch die junge Marlen Köhler ist entsprechend der Vorgaben (fast) alleine. Als Bibi Blocksberg mischt sie den Sitzungspräsidenten und ihren Papa Alexander auf und versucht - weitgehend vergeblich natürlich - den beiden mit "Ene mene Schwedenmann" das Hexen beizubringen.

Hofmann als schrullige Ordnungshüterin unterwegs in der Stadt

Während dieser Sketch verständlicherweise mangels entsprechender Deko optisch etwas steril wirkt, bieten sich für die die Politesse Werner Hofmann auf dem Streifzug durch Karlstadt ganz neue Möglichkeiten. Köstlich wie diese schrullige Ordnungshüterin durch die Stadt schlurft, sich vom Gemüsehändler bestechen lässt und vergeblich versucht per Mitfahrerbank "naus auf die Käffer" zu kommen, um auch dort ihre Knöllchen zu verteilen.

Aus dem Klassenzimmer erzählen Kerstin Fischer und Elke Gundersdorf Geschichten vom "Hoam Skuhling". Da hat der alte, rückständige Lehrer Lämpel von Computern keine Ahnung und kann die Schüler auf dem Bildschirm nicht zähmen. 

Die Mehrzahl der Beiträge stammen buchstäblich aus dem Wohnzimmer. Beispielsweise zoffen sich Hermann und Hermine (Werner Hofmann und Gerlinde Heßler) diesmal auf dem Sofa. Klar, geht es dabei auch um Coronamasken: "Manche sind so versifft, da ist Corona ein Dreck dagegen" oder "Viele Frauen sind mit Masken schöner als ohne". Probleme hat der Hermann mit der Abstandsregel, weil er den Mädels gerne nah auf die Pelle rückt. Von zu Hause aus singt auch Matthias Walz mit Wackeldackel vom Lockdown-Girl oder vom "Final Lockdown". Hochzufrieden ist er mit dem neuen Bürgermeister Michael Hombach, der schon mehr Videobotschaften gesendet hat als alle Bürgermeister vor ihm zusammen.

Anrührend ist die Hymne an die "Stadt zwischen Saupurzel und Main - ich fühl mich Karlstadt!" und recht frech der Seitenhieb auf den Lebenspartner, der so langsam auf der Couch dahin gammelt: "Dich sauf ich mir schön Cherie". Viel Gefühl gibt's auch aus Berlin von den Brüdern Felix und Lukas Hain, die sich zur Faschingszeit mit "Was soll der Fernsehturm?" nach dem Katzenturm sehnen. 

Die Nilgänse am Main als dunkle Macht 

Mit Verschwörungstheoretikern schlägt sich Michael Meisenzahl herum, während er aber die wirkliche Gefahr, die dunkle Macht, bei den terrorisierenden Nilgänsen am Main vermutet. Als Schutz gegen die Corona-Bedrohung helfen am besten ein Drei-Monatsdepot "Karschter Flaak" und natürlich der Aluhut.

Fasching ohne Rathaussturm ist undenkbar. Doch heuer ist der wegen des Virus abgesagt - und wegen der diesmal wirklich leeren Stadtkasse. Trotzdem flieht der Bürgermeister im Video mit der Schatztruhe per Fahrrad nach Mühlbach und missachtet dabei sogar das Fahrverbot in der Bahnunterführung.

Auch sonst sind fast alle üblichen Akteure mit dabei: Fritz Arndt erzählt seinen obligatorischen Witz im Ehrenhain, der Senator Georg Markus Schneider singt im Off das unverzichtbare "Halleluja" und das Prinzenpaar Mario und Anna zeigen sich in völlig vertauschten Kostümen.  

Eine Sitzung ohne Publikum war Herausforderung

Die Produktion der Online-Prunksitzung war nicht einfach, erzählt Sitzungspräsident Peter Heßler. "Erst war unsere Enttäuschung riesengroß. Wir hatten angesichts der im Herbst schon bekannten Einschränkungen eine abgespeckte Sitzung mit strengem Hygienekonzept geplant, aber jetzt waren keine Gruppen und auch keine Tanzgarden auf der Bühne möglich." Eine Sitzung ganz ohne Leute, war dann schon eine besondere Herausforderung. Bei den Filmaufnahmen musste immer alles "eins zu eins" erfolgen. War dennoch ein Dritter dabei, musste der aus einer der Familien stammen. Und immer wieder der nötige Abstand.

Und das Ergebnis? Es ist absolut nicht selbstverständlich, was die KaKaGe aus der Situation gemacht hat. Es handelt sich nicht um ein"Best-of" aus vergangenen Sitzungen. Da ist vielmehr alles neu, da gibt es immer wieder nette liebevolle Details und auch der Sitzungspräsident macht eine gute Figur. Natürlich fehlt hier und da der richtige Drive, wenn die Reaktionen des Publikums fehlen, die normalerweise die Akteure noch zusätzlich mitreißt. Es fehlt halt schon ein bissl die besondere Seele einer echten KaKaGe-Prunksitzung. Aber alle hoffen auf die Session 21/22. Helau!

Ansehen kann man die virtuellen Prunksitzung über die Plattform Youtube oder über die Internetseite kakage.com