Zum großen Familientag unter dem Motto "Sternenzelt zum Anfassen" hatte das Kinderhospiz Sternenzelt Mainfranken e.V. in die Bahnhofstraße eingeladen.
Als besonderen Ehrengast und Botschafterin des Sternenzeltes konnte der erste Vorsitzender Stefan Zöller die Paralympics-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin über 100 Meter Brust/Schwimmen Elena Semechin aus Berlin begrüßen. Sie hatte ihre Goldmedaille von Tokio mitgebracht, die nicht nur von den Kindern bestaunt wurde. Aktuell bereitet sie sich auf die Olympischen Spiele in Paris vor.
Ein Hirntumor in der linken Gehirnhälfte
Die Sportlerin schilderte mit bewegten Worten ihr bisheriges Leben. Mit sieben Jahren brach bei ihr die Erb-Erkrankung Morbus Stargardt aus, die die Sehfähigkeit stark einschränkt. Erst mit zwölf Jahren lernte sie Schwimmen, doch ihr Talent wurde schnell erkannt und es folgte der Umzug von Nürnberg nach Berlin. Dort startet sie für das Berliner Schwimmteam des Paralympischen Sport Clubs Berlin und hat zahlreiche Titel bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie den Paralympics gewonnen.
Im Oktober 2021 gab sie öffentlich bekannt, dass bei ihr in der linken oberen Gehirnhälfte ein Hirntumor festgestellt worden sei. Die erfolgreiche Operation fand im November 2021 in der Berliner Charité statt. Sie sagte: "Kämpft für eure Träume und setzt euch ein Ziel!"
In dieser schwierigen Phase ihres Lebens wurde ihr besonders deutlich, wie wichtig es ist, ein intaktes Umfeld zu haben, das einem zuhört, einen tröstet und die Betroffenen auffängt. Sie dankte dem Team vom Sternenzelt für diese extrem wertvolle und wichtige Arbeit.
Das Sternenzelt Mainfranken wurde 2008 gegründet
Stefan Zöller sprach die Historie des Sternenzeltes Mainfranken an. 2008 gegründet, folgte 2011 die erste Ausbildung von Familienbegleitern. Alles Weitere entwickelte sich wie ein Selbstläufer. 2018 erfolgte zum 10-jährigen Bestehen die symbolische Übergabe des Vereinshauses in Marktheidenfeld. Man erkannte aber auch, dass ein stationäres Hospiz in Marktheidenfeld nicht realisiert werden kann. Die Vision eines stationären Hauses hat sich, so Zöller, an einem anderen Platz, nämlich in Bamberg, erfüllt. Dort wurde im April 2023 das Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt Bamberg eröffnet und arbeitet seitdem gemeinsam in enger Kooperation mit dem Team in Marktheidenfeld.
Zöller stellte als neues Projekt den Bau einer Begegnungsstätte am Standort in Marktheidenfeld vor. Hierfür konnte bereits eine Förderzusage des Freistaats Bayern in Höhe von 350.000 Euro erreicht werden. Geplant ist ein barrierefreier doppelstöckiger Anbau an das bestehende Gebäude. Als Architekt konnte Helmut Stahl aus Würzburg gewonnen werden, der bereits viele soziale Projekte geplant hat und aktuell einen Kindergarten in Tansania auf Spendenbasis baut.
Betreuung von über 30 Familien
Dagmar Pfeuffer, Leiterin des ambulanten Dienstes, berichtete von der ambulanten Arbeit. Aktuell werden über 30 Familien langfristig, auch über den Sterbefall hinaus, begleitet. Ziel der Begegnungsstätte ist es, Anlaufstelle für die komplette Familie zu sein. Dabei ist es möglich, Gleichgesinnte zu treffen, Gesprächspartner für die sensiblen Themen Sterben und Tod zu finden, seine Freizeit in einem geschützten Raum verbringen zu können und Unterstützung und fachliche Hilfe zu erhalten.
Ausdrücklich dankte Stefan Zöller der Stadt Marktheidenfeld, die durch die dritte Bürgermeisterin Susanne Rinno vertreten wurde, für die bisherige Unterstützung sowie der Firma Atev aus Marktheidenfeld-Altfeld, die den Familientag finanziell unterstützt hat.