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MAIN-SPESSART
Familienserie MSP: Konsumieren mit Köpfchen
Auftakt Familienserie Main-Spessart Unterwegs im Supermarkt: Zutatenlisten, Verpackungen, Werbeversprechen. Das Angebot an Lebensmitteln ist nahezu unüberschaubar. Aber welches Produkt ist das bessere? Iris Burger gibt Tipps direkt beim Einkauf.
Rein in die Einkaufstasche: Dieses Ehepaar beherzigt die Tipps der Ernährungsberaterin Iris Burger und schaut sich erst einmal genau an, was in die Tüte wandert. Fotos (3): Dorothea Fischer
| Rein in die Einkaufstasche: Dieses Ehepaar beherzigt die Tipps der Ernährungsberaterin Iris Burger und schaut sich erst einmal genau an, was in die Tüte wandert. Fotos (3): Dorothea Fischer
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:18 Uhr

Wenn man einen Supermarkt betritt, findet man volle Regale und Auslagekörbe. Das Angebot an Lebensmitteln ist nahezu unüberschaubar. Je größer die Auswahl, desto schwieriger ist das Einkaufen. Sind die fettreduzierten Kartoffelchips tatsächlich gesünder als die herkömmlichen? Ist es besser mit Honig, mit Sirup oder mit Zucker zu süßen? Und welcher Joghurt ist der richtige?

Iris Burger, Ernährungsberaterin aus Langenprozelten, hält Kurse – zum Beispiel für Eltern. Sie erklärt, worauf es bei der Ernährung ankommt: nicht zu viel Salz verwenden, den Kindern möglichst wenig Süßes geben oder bei Allergien und Unverträglichkeiten auf alternative Zutaten ausweichen. Im Vortrag „Einkaufen mit Köpfchen in der Praxis“ trifft sich die Diätassistentin mit ihren Teilnehmern im Supermarkt Tegut in Marktheidenfeld. Wir haben sie begleitet.

„Wir durchleuchten Zutatenlisten, Verpackungen und Werbeversprechen. Welches Produkt ist das bessere?“, beschreibt Burger den zehn Frauen und dem einem Mann, die gekommen sind, den Ablauf der Veranstaltungen. Und was meinen die Teilnehmer zu den „gesunden“, weil fettreduzierten Chips? „Ich sage mir, dass ich mehr davon essen darf als von anderen“, so eine Frau Mitte 30. „Auf keinen Fall!“, sagt Burger.

Sie zeigt, dass die Tüte zum einen weniger Inhalt hat, als die daneben vom gleichen Hersteller. Und zum anderen, dass es sich gar nicht um Kartoffelscheiben handelt, sondern um eine Teigzubereitung, die zusätzliche Geschmacksverstärker enthält – eine Mogelpackung also. Die Teilnehmer sind sich einig: bereits in der Schule lerne mal viel über gesunde Ernährung. Doch vieles vergesse man im Laufe der Jahre. Deshalb haben sie sich für diesen Abend angemeldet. „Ich möchte die Ernährung meiner Familie aufpolieren“, sagt etwa eine Mutter.

An dem Kurs nimmt sie einiges an neuem Wissen mit nach Hause: zum Beispiel, dass man Pfeffer besser frisch mahlt, da er ansonsten ranzig werden kann. Oder dass ein Fruchtjoghurt mindestens sechs Prozent Obst enthalten muss, um als solcher bezeichnet zu werden. Oder dass es egal ist, ob man sein Essen mit Sirup, Honig oder Zucker süßt. „im Geschmack sind sie alle verschieden“, erklärt Burger, „spätestens im Magen ist jedoch alles gleich ungesund.“

Grundsätzlich empfiehlt die Ernährungsberaterin nicht nur auf die Gesundheit zu achten, sondern auch darauf, wie die Lebensmittel verarbeitet sind. „Wenn man bedenkt, wie aufwändig der Prozess der Raffination ist, ist es besser, braunen Zucker zu kaufen“, sagt sie. Und es sei wichtig, dass man saisonal und regional einkauft. „Je näher Obst und Gemüse am Tisch wachsen, desto besser“, lautet ihr Credo. Weil das Wissen um Reifezeiten oftmals verloren gegangen ist, empfiehlt sie die kostenfreie App „Mobiler Saisonkalender“ des aid-infodienstes Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für das Handy. Sie zeigt, was wann und wo wächst und geerntet wird.

Apropos Wissen: Vor dem Backwarenregal fragt Burger die Marktheidenfelder Kurs-Teilnehmer: „Welches dieser Brote ist aus Vollkorn?“ Man rätselt zwar; die richtige Antwort kann jedoch keiner geben. „Nur wenn im Namen das Wort Vollkorn vorkommt, hat sich der Bäcker verpflichtet, Mehl zu 90 Prozent aus dem vollen Korn zu nehmen“, sagt Burger. Diese Brote seien gesünder als Misch- oder Weißbrote.

Burger lehrt außerdem, dass qualitativ hochwertige „extra native“ Öle besonders bekömmlich seien. Allerdings dürfe man sie auf keinen Fall stark erhitzen, sonst würden sie ihre gesunden Eigenschaften verlieren. „Zum Anbraten nimmt man am besten Rapsöl“, rät sie, „das hat die beste Zusammensetzung an Inhaltsstoffen.“

Für kleine Kinder bis zwölf Monate sei rohe Milch und Käse daraus tabu. Milch ist jedoch wichtig für Knochenaufbau und Zähne. „Sie dürfen ihnen ruhig die 3,5-Prozentige geben. Die schmeckt besser.“ „Muss es Bio-Milch sein?“, fragt jemand. „Ja, sollte es. Denn die ist gentechnikfrei“, antwortet die Fachfrau.

Den letzten Stopp legt Burger am Regal mit den Fertiggerichten ein. Die Teilnehmer sind verwundert. Empfiehlt die Ernährungsberaterin Tomatensoße für Hackbällchen aus der Tüte? „Natürlich nicht! Wenn Sie keine Idee haben, holen Sie sich hier Rezept-Anregungen“, lautet ihr Tipp. Sie holte eine Tüte aus dem Regal und liest vor: „Tomatenpulver, Stärke, Zucker, Palmöl, Salz.“ Die Zutaten sind leicht zu ersetzen. „frische Tomaten, etwas Mehl, Zucker braucht man nicht, einen Spritzer Olivenöl, eine Prise Salz. Schon ist die Sauce für die Hackbällchen fertig.“

„Ihre Tipps sind einfach zu beachten“, sagt eine Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung. Und sie nimmt sich fest vor, wieder mehr auf den natürlichen Geschmack des Familienessens zu achten. Zum Abschluss gibt die Ernährungsberaterin mit auf den Weg: „Man darf alles essen. Auf die richtige Menge kommt es an.“

Kurse Netzwerk Junge Familien

Die Kurse von Iris Burger finden im Rahmen des „Netzwerk Junge Eltern/Familien, Ernährung und Bewegung“ statt, das am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt angesiedelt ist. Das Netzwerk motiviert junge Eltern mit Kindern, sich ausgewogen zu ernähren und sich mehr zu bewegen. Familien sollen so auf ihrem Weg zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil unterstützt werden.

Das Netzwerk bietet auch andere Themenabende in den großen Städten des Landkreises Main-Spessart an, zum Beispiel „Stress am Familientisch“, „Vom Brei zum Essen am Familientisch“, Kinderlebensmittel, Kochkurse. Die Teilnahme ist in der Regel kostenfrei.

Auskünfte zu den anstehenden Terminen erteilt Anneliese Hartmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt unter Tel. (0 93 53) 79 08-11.

Weitere Infos zur App „Mobiler Saisonkalender“ gibt es im Internet beim Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft www.aid.de.

Fruchtjoghurt sollte zu mindestens sechs Prozent aus Obst bestehen.
| Fruchtjoghurt sollte zu mindestens sechs Prozent aus Obst bestehen.
Fettreduzierte Chips sind nicht automatisch gesünder als herkömmliche.
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