„Heute schon die Welt verändert?“ Das Motto der Misereor-Fastenaktion 2018 war auch der Leitgedanke der Esperanza-Mitgliederversammlung, zu der Vorsitzender Wolfgang Fella gut zwei Dutzend Aktive und Interessierte im Pfarrheim St. Peter und Paul begrüßte.
Ein Film aus Indien führte den Anwesenden eindrucksvoll vor Augen, dass der Weg aus unvorstellbarer Armut hin zu verbesserten Lebensbedingungen möglich ist. Dafür brauche es relativ wenig Geld, aber etwas Beratung und viel Selbstvertrauen und Eigeninitiative. Durch den fairen Handel versucht der Eine-Welt-Verein Esperanza laut seiner Pressemitteilung, Menschen mit schlechteren Startchancen zu einer menschenwürdigen Existenz zu verhelfen.
Umsatzzahlen steigen
Wie die Entwicklung Gemündens zur Fairtrade-Stadt das Einkaufsverhalten veränderte, wurde anhand der Umsatzzahlen deutlich. Innerhalb von zwei Jahren stieg der Verkauf fair gehandelter Produkte im Weltladen um 38 Prozent. Was beweise, dass ein Umdenken nicht nur im Rathaus, sondern auch in den Schulen und in einigen Betrieben stattgefunden hat, wie Kassier Franz Gerhard bemerkte. Es gebe zwar immer noch Tage mit kümmerlichen Einnahmen von 20 Euro und weniger, dem stünden aber Rekordergebnisse bis 600 Euro/Tag gegenüber, tröstete er die Esperanza-Aktiven, die jährlich mehr als 1600 Stunden ehrenamtlich im Laden arbeiten.
Der Spendenaufruf für die hungernden Menschen in Ostafrika erbrachte 2400 Euro. Für Selbsthilfeprojekte in Ecuador, Paraguay, Uganda und die Flüchtlinge im Nahen Osten konnten insgesamt 6500 Euro überwiesen werden. Das Geld stammte zum Teil aus dem Gewinn des Ladengeschäfts und der Altkleidersammlung des Dekanats Karlstadt, vor allem aber von privaten Spendern, die sich zu runden Geburtstagen oder Ehejubiläen ein „Geschenk“ für Esperanza wünschten. Welche Summe der Esperanza-Verein in den 24 Jahren seines Bestehens schon in Selbsthilfeprojekte und Katastrophenhilfe investiert hat, erriet niemand: genau 151 757,61 Euro!
Esperanza bedeutet Hoffnung
Wie sehr Esperanza – auf Deutsch Hoffnung – neben der guten Sache auch Spaß machen kann, zeigte der reich bebilderte Rückblick auf das Vereinsjahr. Herausragend war natürlich der Palmsonntag, als Gemünden Fairtrade-Stadt wurde und der Frühjahrsmarkt ganz im Zeichen des fairen Handels stand. Zertifizierungsfeiern der Leo-Weismantel-Schule und der Staatlichen Realschule folgten. Der Radlertreff der Weltläden im Main-Spessart-Kreis, das Sommerfest im Huttenschloss, die Mitwirkung im Fairtrade-Café auf der Mainfrankenmesse, das Faire Frühstück im Kulturhaus und die Beteiligung an sämtlichen Märkten der Stadt Gemünden boten reichlich Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Obwohl der Esperanza-Laden in der Obertorstraße demnächst mit neuem Fußboden und stärkerer Beleuchtung ausgestattet wird, beschloss die Mitgliederversammlung, auch 2018 mehrere Projekte zu fördern.
Starthilfe für Kleinbauern
Auf den Philippinen geht es um Starthilfe für Kleinbauern und die Rehabilitation von Missbrauchsopfern; einen Euro kostet beispielsweise ein Mangobaum-Setzling, zehn Euro die monatliche Versorgung eines Jugendlichen. In Uganda lernen Frauen die Grundlagen angepasster und nachhaltiger Landwirtschaft, um in einer von halbtrockenem Klima geprägten Region mit Gemüse- und Getreideanbau das Überleben zu sichern. In Guatemala und El Salvador, wo die staatlichen Gesundheitseinrichtungen für die Mehrheit der Bevölkerung völlig unzureichend sind, werden Beraterinnen und Berater ausgebildet, die eine medizinische Grundversorgung leisten, wobei sie zum Teil auch indianische Naturmedizin wiederbeleben und weiterentwickeln.