
Anderthalb Stunden trug Kulturamtschefin Inge Albert dem Stadtratsausschuss für Jugend, Kultur und Tourismus ihr Tourismuskonzept 2010 vor. Es war zugleich ein Plädoyer dafür, dem Wirtschaftsfaktor Fremdenverkehr kommunalpolitisch Priorität einzuräumen.
Angesichts der städtischen Finanzmisere wiederholte Albert mehrfach ihr Credo: „Wichtig wäre, unsere Stärken zu stärken – das ist leichter, als die Schwächen auszumerzen.“ Ihr Fazit lautete: „Alle am Tourismus teilhabenden Akteure sind angehalten, gemeinsam entwickelte Ziele und Strategien zu verfolgen, damit Gemünden eine touristische Zukunft hat. Je mehr an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen, desto besser.“
Fünf Aktionsfelder nannte die Tourismuschefin: Radeln, Wandern, Aktivitäten am und im Wasser, Kultur Erleben und Infrastruktur. Jedem dieser Bereiche hat sie kurzfristige (binnen zwei Jahren), mittelfristige (binnen vier Jahren) und langfristige Ziele zugeordnet. Einige dieser Ziele stehen vor der Realisierung wie ein moderner Internet-Auftritt der Stadt mit Online-Buchungsmöglichkeit, Informationstafeln am Maintalradweg und Fahrradständer in der Innenstadt. Bereits erheblich verbessert hat sich die Attraktivität für Wanderer durch die Neuausweisung und -markierung von Wanderwegen durch den Verein Naturpark Spessart und den Spessartbund.
Auch wenn mit erheblichen Kosten verbunden, hält Inge Albert an einer Anlegestelle für Hotelschiffe als langfristigem Ziel fest. Die Halte in der Umgebung seien ausgelastet, Gemünden könnte von dem immer noch steigenden Potenzial profitieren. Eine Kosten-Nutzen-Analyse wünschte sich hierzu das Ausschussmitglied Jürgen Stich. Wenigstens mittelfristig hofft Albert, dass sich auch wieder ein Betreiber für eine Gemündener Ausflugsschifffahrt findet. Langfristig hält sie ein Wassererlebniszentrum in der Dreiflüssestadt für sinnvoll.
Unter „Kultur Erleben“ stellt sich die Tourismuschefin unter anderem Pauschalangebote in Verbindung mit der „Spessartgrotte“, den Scherenburgfestspielen und dem Huttenschloss vor. Langfristig sollte der Ronkarzgarten als einzigartiges Gartendenkmal zugänglich werden. In Bezug auf die Infrastruktur wiederholte sie die bekannten Erfordernisse wie Beschilderung, Parkleitsystem und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt. Ein gesondertes Thema im Stadtrat soll eine bessere Vermarktung der Scherenberghalle werden.
Stadtrat und Hotelier Eberhard Imhof berichtete von einem drastischen Rückgang im Fremdenverkehr. Die Bettenauslastung bei den gewerblichen Vermietern sei auf 17,6 Prozent gesunken, der bayerische Durchschnitt liege bei 36 Prozent. Er sprach sich zusätzlich zu Alberts Katalog für ein umfassendes Service-Management aus, das sofort angegangen werden und alle relevanten Bereiche von der Stadtverwaltung bis zum Taxibetreiber umfassen solle.