Auch wenn sie nicht namentlich genannt wurde, so sah sich die Lebenshilfe Marktheidenfeld nach der Pressekonferenz des Roten Kreuzes zur Thema Fahrdienst für Behinderte doch unter Rechtfertigungsdruck: "Eltern waren verunsichert, die Fahrer hofften auf eine Klarstellung", sagt Geschäftsführerin Marlies Grollmann. Und Armin Grein, der Vorsitzende der Lebenshilfe, hat sich auch persönlich "ein bisschen geärgert, weil der Bericht nicht wahrheitsgemäß war". In einem Pressegespräch am Freitag in Marktheidenfeld wollten Grein, Grollmann und Vorstandsmitglied Thomas Klein die Dinge gerade rücken und auf Vorwürfe des BRK eingehen, dass private Fahrdienste nur deshalb günstiger seien, weil sie sich nicht gesetzeskonform verhielten.
Was allen drei Gesprächsteilnehmern wichtig war zu sagen, fasste Armin Grein so zusammen: "Dem Roten Kreuz helfen wir immer, wenn wir können, und das gilt auch für alle anderen sozialen Einrichtungen." Bei der Vergabe des Fahrdienstes im vergangenen Jahr sei dies aber nicht möglich gewesen.
Vorgabe der Regierung: den Günstigsten nehmen
Die Ausschreibung habe aufgrund des Volumens von einer Million Euro für vier Jahre europaweit erfolgen müssen, erläuterte Grollmann. "Wir waren von der Regierung von Unterfranken gehalten, den günstigsten Anbieter zu bedenken", betonte sie. Und das sei eine Privatfirma gewesen und nicht BRK, Malteser und Johanniter, die ebenfalls Angebote abgaben. Die Beförderung behinderter Schüler wird von der Regierung finanziert.
Das gewählte Unternehmen sei auf Fahrdienste für Behinderte spezialisiert, halte das Mindestlohngesetz ein und zahle die Fahrzeit von der Betriebsstätte Lebenshilfe Marktheidenfeld bis zur Abholung der Schüler zuhause und der Ablieferung an der Schule – auch wenn ein Fahrer von seinem Wohnort zum ersten Schüler eine kürzere Fahrzeit habe als von Marktheidenfeld aus. Auch die Rahmenbedingungen würden entgegen anderslautenden Gerüchten stimmen, sagt Thomas Klein: "Die Busse sind nagelneu." Die Fahrer erhielten Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, außerdem regelmäßige Fortbildungen.
Fahrer mit Arbeitsbedingungen zufrieden
Mit den früheren Fahrdiensten von BRK oder Maltesern sei man laut Grollmann stets zufrieden gewesen, aber eben auch mit dem neuen Betreiber, der neun Touren mit etwa 50 Schülern abdecke. Den Fahrern habe man gesagt: ""Wir achten darauf, dass ihr gut behandelt werdet." Die regelmäßig eingeholten Rückmeldungen bestätigten dies auch.
Dass der Fahrdienst überhaupt 2018 neu ausgeschrieben wurde, habe daran gelegen, dass die Malteser informierten, sie könnten unter den bisherigen Konditionen nicht mehr wirtschaftlich fahren. "Wir haben unser Angebot daraufhin aufgebessert, aber das hat dem Anbieter nicht ausgereicht", erinnert Thomas Klein. Grein ergänzt: "Das, was sie wollten, war für uns nicht verkraftbar." Daraufhin hätten die Malteser gekündigt. "Wir sollten fair und sachlich miteinander diskutieren", wünschte sich Grein für die Zukunft.