"Verfemt und vergessen - Maler des Expressiven Realismus" heißt die neue Sonderausstellung im Museum "Schlösschen im Hofgarten" in Wertheim. Sie wird am Samstag, 10. November, eröffnet und ist bis 22. April zu sehen. Gezeigt werden Werke von etwa 30 Künstlern, die sich sonst in Privatsammlungen befinden. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Kunsthistoriker Dr. Benno K. Lehmann.
Die Künstler des "Expressiven Realismus" wurden in der Zeit um 1900 geboren, erhielten ihre Ausbildung kurz vor oder nach dem Ersten Weltkrieg und waren dann in den 20er Jahren bis 1933 tätig. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden ihre Werke meist zur "Entarteten Kunst" erklärt, was zugleich mit einem Arbeits- und Ausstellungsverbot verbunden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war ihre künstlerische Darstellungsweise nicht mehr zeitgemäß. Man brachte ihren Realismus zu Unrecht mit der "Neudeutschen Kunst" der Nationalsozialisten in Verbindung, was zum Verschweigen und Vergessen ihrer Werke führte. Unter diesen Bedingungen fiel der "Expressive Realismus" aus der gängigen und zukünftigen Entwicklung der künstlerischen Ausdrucksweise heraus.
Die "Expressiven Realisten" sind keineswegs eine einheitliche Künstlergruppe. Sie arbeiteten in der Art das Gesehene wiedergebend, in expressiv-realistischer Weise wie auch in realistisch-kubistischer Ausdrucksform. Manche versuchten sich auch dem neuen Trend nach 1950 anzupassen und malten in der Technik der informellen oder tachistischen Kunst. Als Nachfolger der ersten Expressionisten-Generation verfolgten sie mit ihrer Malerei die durch die Ausdrucksweise des Expressionismus errungenen Freiheiten in der Form- und Farbgebung und nahmen damit die neu gestaltete koloristische Kultur in Anspruch.
Neben bekannteren Künstlern wie Otto Dix, Conrad Felixmüller, Alfred Kubin, Hans Meid, Ludwig Meidner, A. Paul Weber und Käthe Kollwitz sind auch viele Neu- und Wiederentdeckungen in der Ausstellung vertreten, so zum Beispiel Franz Frank, Willem Grimm, Carl Gunschmann, Franz Heckendorf, Willi Hofferbert, Paul Kleinschmidt, Wilhelm Kohlhoff, Bruno Krauskopf, Paul Kuhfuss, Johann Hans Less, Robert Liebknecht, Karl Friedrich Lippmann, Hans Meyboden, Max Oppenheimer, Max Pfeiffer Watenphul, Alexander Posch, Emil Pottner, Alexandra Povòrina-Hestermann, Wilhelm Schnarrenberger, Otto Wachsmuth und Alfred Wais. Einen besonderen Bezug zu Wertheim haben Künstler wie Bruno Müller-Linow, Charles Crodel, Friedrich Ahlers-Hestermann und seine Frau Alexandra Povòrina: Sie weilten längere Zeit zu Maleraufenthalten in Wertheim und Umgebung.
Begleitend zur Ausstellung wird es mehrere Vorträge geben. Jeder Besucher erhält kostenlos ein Begleitheft mit Biografien der ausgestellten Künstler und Informationen über die weitgehend unbekannten und zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Maler und Malerinnen.
Öffnungszeiten des Museums im Winterhalbjahr: Freitag und Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertag 12 bis 18 Uhr; am 24. und 31. Dezember geschlossen. Weitere Infos unter www.schloesschen-wertheim.de.