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RETZBACH
Experte warnt vor Ghettobildung
Bearbeitet von Joachim Spies
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:55 Uhr

Mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen sah Bruno Seuffert, der Leiter der Benediktushöhe in Retzbach, „tagespolitische Brisanz“ in der von der Bildungsstätte und der Senioren Union Unterfranken veranstalteten Tagung „Integration – Chance oder Risiko?“ Der Zustrom von Flüchtlingen stelle unsere Gesellschaft vor große, auch politische Herausforderungen. Die Integration dieser Menschen sei von großer Bedeutung, heißt es in der Pressemitteilung der Einrichtung, nicht zuletzt für den sozialen Frieden.

Eine differenzierte Antwort zur Kernfrage, wie Integration gelingen könne, gab der emeritierte Politologe Prof. Dr. Paul-Ludwig Weinacht. Er war mit einem geistlichen Impuls zum Thema „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ eingestiegen und hatte angemerkt, dass auch Politiker als Privatleute Barmherzigkeit üben sollten. Doch sie trügen darüber hinaus Verantwortung für Volk und Staat. Daraus resultiere die Verpflichtung für nachhaltigen Schutz des kollektiven Eigentums, das über Generationen aufgebaut wurde.

Die Not von Hunderttausenden von Flüchtlingen lasse sich politisch nicht durch Barmherzigkeit beantworten, so Weinacht, sondern verlange politische Steuerung im Blick auf eine quantitative Obergrenze des Zuzugs. Jenseits einer Million von Zuwanderern nach Deutschland verschwinde die Möglichkeit, allen Flüchtlingen die notwendige Hilfe zur Integration anzubieten. Integration zu fordern sei das Recht des aufnehmenden Staates und die Pflicht des Einwanderers.

Eindringlich warnte Weinacht bei der Unterbringung von Flüchtlingen vor einer Ghettobildung: „Integration darf nicht durch Eingliederung von Flüchtlingen in Wohnbezirke, in denen er die ethnischen, sprachlichen und religiösen Verhältnisse des Heimatlandes vorfindet, umgangen werden.“ Durch misslingende Integration entstünden kulturelle Trennlinien zwischen Deutschen und ghettoisierten Ausländern. Dabei bestehe die Gefahr, dass sich kulturelle und soziale Konflikte verschärfen.

„Ohne Ehrenamtliche ist die Integration der Flüchtlinge nicht zu bewältigen.“
Stefan Sauer, Asylkoordinator im Landkreis Bad Kissingen

Kritisch betrachtete Weinacht die Qualifikation vieler Zuwanderer. Je fremder der Kulturkreis und je geringer die Qualifikation des Einwanderers, desto umfangreicher und aufwendiger seien die Hilfsmaßnahmen zu seiner Integration. Als Beispiele gelingender Integration nannte er Angebote zur Betreuung unbegleiteter Jugendlicher in Freizeit, bei Behördengängen, bei Hausaufgaben, während des Unterrichts sowie bei der Einführung in die Handwerkerlehre.

Oberregierungsrat Dr. Alexander Warkotsch von der Stabsstelle Asyl bei der Regierung von Unterfranken sprach über die Herausforderungen für Staat und Kommunen. Man rechne heuer mit 630 000 Flüchtlingen in der Bundesrepublik. Die Aufnahmeeinrichtung in Schweinfurt habe vergangenes Jahr 16 521 Asylbewerber beherbergt, wobei Syrer und Afghanen die größte Gruppen bildeten. Zwischen beiden Gruppen käme es bisweilen zu Konflikten, die in Stammes- und Religionszugehörigkeit begründet seien.

Die größten integrationspolitischen Herausforderungen seien Schaffung von Wohnraum, gezielte Sprachförderung und die frühzeitige Vermittlung unserer Rechts- und Werteordnung. Hinzu komme ein Mehr an Bildungsangeboten für Flüchtlinge und die frühzeitige Einbindung in den Arbeitsmarkt.

Polizeihauptkommissar Toni Schlereth (PI Schweinfurt) gab eine Einschätzung zur inneren Sicherheit und berichtete aus dem Alltag der Flüchtlinge in den Erst- und Gemeinschaftsunterkünften. Weil Polizei in der Krisengebieten oft im Zusammenhang mit Gewalt erlebt wurde, sei es wichtig, dass die deutsche Polizei als freundlich wahrgenommen würde. Die Rivalitäten zwischen den Ethnien konnte Schlereth bestätigen. Allerdings läge die Kriminalität bei den Flüchtlingen definitiv unter dem Bundesdurchschnitt. Anderslautende Berichte in den sozialen Medien seien frei erfunden.

Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt Bad Kissingen, berichtete zur aktuellen Situation in seinem Landkreis. Dabei würdigte er die hervorragende engagierte Arbeit der Ehrenamtlichen. Sie seien wichtig für die Sprachbildung der Flüchtlinge und leisteten Hilfestellung bei Behördengängen und Wohnungssuche. Die Mitarbeit in Feuerwehr und Sportvereinen bezeichnete Seufert als die beste Möglichkeit zur Integration und resümierte: „Ohne Ehrenamtliche ist die Integration der Flüchtlinge nicht zu bewältigen.“ Auch das finanzielle und personelle Engagement der Caritas sei hervorzuheben. Sie stelle Flüchtlingshelfer ein, die direkt in den Unterkünften eine gute Arbeit leisteten.

Eduard Lintner, MdB a.D. und Vorsitzender der Senioren Union in Unterfranken, freute sich über das rege Interesse der Mitglieder an der Thematik, zumal man davon ausgehen müsse, dass Zigtausende auf Dauer in Deutschland bleiben werden. Die Devise laute daher, „wir müssen das schaffen“, wenn in Deutschland nicht Parallelgesellschaften oder gar „no-go-areas“ entstehen sollen. Vor der gewaltigen Aufgabe der Eingliederung so vieler Flüchtlinge müsse uns jedoch nicht bange sein.

Einig waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung, dass vor allem der innere Zusammenhalt und gemeinsame Anstrengungen für den Erfolg unverzichtbar sind.

 
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  • steffen.cyran@freenet.de
    vorgebrachten Punkte, Bedenken, Mahnungen und Warnungen bzgl. des übergroßen Flüchtlings-Stromes sind nicht neu, werden aber (wenn nicht wie hier von einem Prof. Dr..........vorgebracht) mit der "Nazikeule" beantwortet.
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