
Noch im Juli lebte Achim Höfling in Wuhan in China. Nach sechs Jahren als Deutschlehrer in Asien war er kurz davor, wieder nach Deutschland zurückzukehren, als ihn ein Brief der Freien Wähler aus seinem Heimatort Eußenheim erreichte. Und nun, keine drei Monate später, erklärt der 46-Jährige seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahlen im März 2020.
"Der Brief enthielt die Einladung zu einem Gespräch nach meiner Rückkehr", erzählt Höfling. "Ich dachte, es könnte um eine Kandidatur für den Gemeinderat gehen." Er rechnete jedoch damit, wie vor seiner Zeit in China wieder als Lehrer für Englisch sowie Wirtschaft und Recht nach Aschaffenburg zu gehen. "Es war sehr unwahrscheinlich, dass ich in Eußenheim wohnen würde." Doch für Höfling gab es zwei Überraschungen: Er wurde an das Gymnasium Mellrichstadt versetzt und die Freien Wähler wollten ihn als Bürgermeisterkandidaten.
Ausgeglichen und beliebt
"Wir schätzen seine ausgeglichene, authentische Art und seine Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen", erklärt Peter Utsch, Ortsvorsitzender der Eußenheimer Freien Wähler. Zurück in Deutschland wohnte Achim Höfling zunächst bei Vater und Schwester in Eußenheim. "Ich habe das alles mit neuen Augen gesehen", gibt er zu. "Mir ist aufgefallen, wie schön es hier ist. Und wie schnell ich wieder Teil der Dorfgemeinschaft war." Dazu sagt Utsch: "Die Tatsache, dass wir an ihn gedacht haben, obwohl er in China lebte, zeigt doch, dass er in Eußenheim bekannt und beliebt ist."
Höfling erklärt seine Gedankengänge: "Mir wurde klar, dass ich hier gern Bürgermeister wäre. Aber die nächste Frage war dann: Kann ich das auch?" Er war vorher nicht im Gemeinderat, nicht parteipolitisch aktiv, hatte sechs Jahre im Ausland gelebt und hatte auch zuvor als Lehrer in Aschaffenburg Eußenheim eher an den Wochenenden besucht.
"Aber es muss für die Gemeinde kein Nachteil sein, wenn jemand mit einem frischen Blick kommt", so Höfling. "Natürlich muss ich mich einarbeiten. Aber ich kenne mich mit Wirtschaft und Recht aus. Es schreckt mich nicht, Bauvorschriften oder Wasserschutzauflagen zu lesen." Als Vorsitzender der Aschaffenburger Schönstatt-Stiftung habe er auch keine Scheu davor, mit hohen Geldbeträgen umzugehen. Kurzum: "Nach rund drei Wochen hatte ich mich entschieden zu kandidieren."
Bisher der einzige Kandidat
Höfling ist der Erste, der seine Kandidatur öffentlich macht. Amtsinhaber Dieter Schneider (CSU) tritt nicht mehr an. "Die Gemeinde wurde bisher gut geführt", betont Peter Utsch. "Vor sechs Jahren haben wir gegen Dieter Schneider keinen Gegenkandidaten aufgestellt. Aber jetzt werden die Karten neu gemischt." Utsch und Höfling sind sicher, dass er nicht der einzige Kandidat bleibt.
Achim Höfling sagt, die Digitalisierung biete Chancen für eine Gemeinde wie Eußenheim. "Hier ist die Lebensqualität hoch. Und viele digitale Dienstleistungen sind von überall machbar." Er wolle sich dafür einsetzen, die Dorfgemeinschaft zu stärken und die Infrastruktur mit Schulen, Kitas und Dorfläden zu bewahren. Die anstehende Schulsanierung in Aschfeld werde ein "großes Thema für den neuen Gemeinderat".
Weil er sich als "Mann der Mitte" versteht, fühle er sich bei den Freien Wählern wohl. "Da stehen vernünftige Sachentscheidungen im Vordergrund, nicht die Ideologie", so Achim Höfling. Er wolle "bürgernah" sein. Und: "Ich will Bürgermeister werden."