Zu einer Orgelfeierstunde mit europäischer Orgelmusik der Romantik lud die Pfarrei St. Andreas Karlstadt in die Stadtkirche ein. Regionalkantor Bernhard W. Seelbach stellte unter dem Motto "Freu dich sehr, o meine Seele" drei Kompositionen auf der großen Orgel mit ihren 64 Registern und 4266 Pfeifen vor.
Erstmals nach den Corona-Einschränkungen fand wieder ein Konzert in St. Andreas statt. Die Musik der Orgel, der Königin der Instrumente, die in diesem Jahr als besonderes Weltkulturerbe gefeiert wird, solle in diesem Konzert im Mittelpunkt stehen, so Robert Wolz, der die Moderation übernommen hatte. Der Vorsitzende der Kantorei St. Andreas führte auf die Kompositionen hin und band die Musikwerke in geistliche Gedanken und Psalmenverse ein.
Von August Gottfried Ritter (1811-1885) erklang die "Sonate Nr. 1 d-Moll op. 11", ein äußerst wirkungsvolles Werk, das nach barocken Vorbildern mit fantasie-ähnlichen, motivisch aufeinander bezogenen Abschnitten aufgebaut ist. Ritter, ein berühmter Orgelvirtuose und Improvisator, Komponist und Musikforscher, wirkte als Domorganist in Erfurt, Merseburg und Magdeburg.
Den Choral "Freu dich sehr o meine Seele" variierte der Komponist Christian Heinrich Rink (1770-1846) mit sechs Veränderungen in den verschiedenen Strophen. Während der Titel noch freundlich klingt, sind in den weiteren Strophen alle Lasten und Bedrängnisse eines Menschenlebens klagend aufgelistet. Aus der reinigender Wirkung der Klagen schöpfe der Mensch letztlich wieder neue Perspektiven und Lebensmut, so Wolz. Rink wirkte als Organist und Stadtkantor in Gießen und Darmstadt.
Den Abschluss des Konzertes bildete der "Choral a-Moll Nr. 3" von Cesar Frank (1822-1890), das letzte vollendete Werk des belgisch-französischen Komponisten. Das Werk mit der Gegensätzlichkeit seiner Choralthemen lehnt sich in seinen fließenden Übergängen an eine dreiteilige Sonatenform an. Bernhard W. Seelbach, Regionalkantor und Kantor von St. Andreas, interpretierte die Orgelwerke einfühlsam und ausdrucksstark. Er kündigte weitere Konzerte an.