
Mit 770 weiblichen und 795 männlichen Einwohnern habe Retzstadt bei 73 Wegzügen, 60 Zuzügen, 18 Sterbefällen und 19 Geburten zum 31. Dezember 2020 1565 Einwohner gehabt. Das berichtete Bürgermeister Karl Gerhard in der jüngsten Bürgerversammlung in der DJK-Halle. Dies sei eine leichte Bevölkerungsabnahme, aber im Jahr 2021 sei bereits wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Aufgrund der Retzstadter Arbeitslosenzahlen mit nur 1,5 Prozent, könne man von Vollbeschäftigung sprechen.
Als Haupteinnahmen bezifferte der Bürgermeister die Grundsteuer A mit 22 900 Euro und die Grundsteuer B mit 98 400 Euro. Bei der Gewerbesteuer habe man gegenüber 2019 mit dem Rekordergebnis von rund 412 000 Euro einen Rückgang auf 265 100 Euro zu verzeichnen. Als höchste Einnahmequelle sei mit dem Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer, der Betrag von 973 550 Euro zu verzeichnen. Bei den Hauptausgaben erläuterte der Bürgermeister, dass der Landkreis gleich 754 100 Euro als Kreisumlage wieder zurückhole. Etwas geringer gegenüber dem vergangenen Jahr falle aufgrund der Schülerzahlen, mit 58 800 Euro die Umlage an die Mittelschule in Zellingen aus. Auch lasse sich die Gemeinde mit der Zuweisung von 255 300 Euro den Kindergarten etwas kosten und die Umlage an die Verwaltungsgemeinschaft Zellingen betrage 362 650 Euro. Retzstadt habe (inkluisve Kommunalunternehmen) einen Schuldenstand von 197 000 Euro.
Zwölf Bauanträge wurden gestellt
Zum Gemeindewald sagte der Bürgermeister, dass trotz der Wald-Schadbilder beim Jahresumsatz 2020 mit 69 000 Euro noch ein Überschuss von 13 144 Euro erwirtschaftet wurde.
Mit einer Baukostensumme in Höhe von 5 774 000 Euro wurden der Gemeinde zwölf Bauanträge (acht Neubauten, vier Umbauten) vorgelegt.
Das Kommunalunternehmen, so Gerhard, umfasse mit dem Abwasser und dem Brauchwasser zwei Bereiche. Die Umlage an die Kläranlage betrage hier 83 300 Euro. Der Wassernetzverlust betrage zur Zeit 10,5 Prozent. Eine vorgenommene Kamerabefahrung des Kanalnetzes kostet die Gemeinde 120 000 Euro. Die Gebührensätze seien bis zum Jahr 2023 aber fix.
Zurückschauend nannte der Bürgermeister als Investitionen für das Jahr 2020, 150 000 Euro Zuschüsse zur Innenentwicklung, 15 000 Euro für digitale Grundschulausstattung, 83 000 Euro für die Abbrucharbeiten in Hauptstraße und Kirchgasse (Neue Mitte) sowie den Zuschuss zur ersten Rate der Pfarrheim-Sanierung mit 60 000 Euro.
Gemeinde investiert knapp zwei Millionen Euro
In diesem Jahr investiert die Gemeinde knapp zwei Millionen Euro, die sich im Wesentlichen auf die Pfarrheimsanierung, die Änderung der Zufahrt Kirchgasse, Internetausstattung und -verbesserung in der Grundschule sowie Zuschüsse für Baumaßnahmen der Musikkapelle und der Schützengilde beziehen. Dazu gehören auch das geplante Bewässerungskonzept mit Regenrückhaltebecken, Fördermittel zur Innenentwicklung für private Maßnahmen sowie für Dorfladen mit Stellplätzen. Mit einbezogen ist auch die Anbindung der MSP 7 an die Baugebiete Hönig und die Aufstockung des gemeindlichen Bauhofes.
Die Gemeinde hat außerdem am Wettbewerb "Gütesiegel – Heimatdorf" teilgenommen, wird den Kindergarten erweitern und bei den Projekten der ILE Allianz Main-Wein-Garten weiter mitarbeiten. Gerhard rechnet damit, dass die geplante Gleichstromleitung "SuedLink", deren Verlauf durch Retzstadter Gemarkung geplant ist, die Gemeinde noch auf Jahre hinaus beschäftigen wird und stellte der Versammlung den derzeitigen Planungsstand vor.
Unverständnis über Geschwindigkeitsregelung auf der MSP 7
In der abschließenden Diskussionsrunde ergaben sich keine gravierenden Meinungsverschiedenheiten. Lediglich zu der Geschwindigkeitsregelung auf der MSP 7 mit 70 km/h gab es einige Wortmeldungen. Die Bürger können nicht verstehen und auch nicht akzeptieren, dass hier aus rechtlichen Gründen die Geschwindigkeit nicht weiter herabgesetzt werden kann. Die deshalb von der Versammlung gewünschte Ortsbesichtigung mit Landrätin Sabine Sitter will Bürgermeister Karl Gerhard herbeiführen. Auch eine zukünftige Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h im Bereich der "Neuen Mitte" fand die Unterstützung des Bürgermeisters.
Und schließlich wurde in der Bürgerversammlung noch von Stephan Brönner, Beiratsvorsitzender der Retzstadter "Bürgerwindenergie", und seinem Stellvertreter Marco Keller ein Scheck in Höhe von 10 000 Euro an Joachim Rothenhöfer, Vorsitzender der DJK Retzstadt, übergeben. Die "Bürgerwindenergie" will der DJK wegen der Corona-Pandemie stützend unter die Arme greifen.