Noch steht die Blaskapelle Waldzeller Musikanten auf der Bühne im Festzelt. Mit Klassikern wie dem "Böhmischen Traum" oder der "Vogelwiese" stimmen sie das Publikum auf die Star-Gäste ein. Eigentlich ist Seniorennachmittag auf der Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart), doch im Publikum warten Alt und Jung gleichermaßen gespannt. Dann, als die Waldzeller Musikanten zu "Egerland, Heimatland" ansetzen, kommen die Wildecker Herzbuben auf die Bühne. Die kennen alle, auf das Duo warten sie.
- Lesen Sie auch: Malle-Star Peter Wackel auf der Laurenzi
Wie immer tragen Wilfried Gliem (72) und Wolfgang Schwalm (64) ihre typischen Outfits: weißes Hemd, rote Weste, brauner Hut. Vor der Bühne drängen sich die Fans. Ihre Handys sind auf die Sänger gerichtet – sie alle wollen einen Schnappschuss mit den "Herzilein"-Stars. Routiniert stimmen die Herzbuben bei der Blaskapelle mit ein. Schließlich kann das Duo auf 45 Jahre gemeinsame Bühnenerfahrung zurückblicken.
Wildecker Herzbuben: Auch nach 45 Jahren Lampenfieber
Haben die erfahrenen Musiker noch Lampenfieber? "Immer für ein paar Minuten ist die Aufregung noch da", sagt Gliem nach dem Konzert im Gespräch mit der Redaktion. "Wenn ich auf der Bühne stehe und sehe, dass die Leute gut drauf sind, dann lässt die Aufregung schnell nach." Er und Schwalm seien musikalisch ein eingespieltes Team. Gliem: "Seit 45 Jahren machen wir zusammen Musik." Vor den Wildecker Herzbuben spielten sie zusammen in einer Hitparade-Band. Ihr privates Verhältnis beschreibt Gliem mit "wie man mit einem Nachbarn zusammenlebt".
- Lesen Sie auch: Die wichtigsten Infos zur Laurenzi-Messe 2019
Nachdem "Egerland, Heimatland" verklungen ist, machen sich die Waldzeller Musikanten an den Abbau. Diese Zeitspanne nutzt Gliem, um die Geschichte des Heiligen Laurentius, Namenspatron der Laurenzi-Messe zu erzählen. Für die Marktheidenfelder haben die Herzbuben das passende Lied mitgebracht: "Die schönen Tränen des Laurentius". "Wir versuchen bei jedem Auftritt, einen lokalen Bezug herzustellen", erklärt Gliem. Schon haben sie das Publikum für sich gewonnen.
"Herzilein": Besondere Verbindung zum Publikum
Weiter im Programm geht es mit Volksmusik-Klassikern wie der "Alten Linde" und dem "Rennsteiglied". Die Besucher im Festzelt schunkeln und singen kräftig mit. Natürlich darf ihr Hit "Herzilein" aus dem Jahr 1989 nicht fehlen. Mit dem Lied wurden die Herzbuben praktisch über Nacht zu Schlager-Stars. Ganze 41 Wochen hielt sich der Song damals in den deutschen Charts.
Die Besucher auf der Messe sind auch nach 30 Jahren den Hit nicht müde. Spätestens beim eingängigen Refrain "Herzilein, du musst nicht traurig sein" singt im Festzelt jeder mit. Einige hält es nicht mehr auf den Bänken, sie tanzen in den Gängen.
Und wie stehen die Herzbuben selbst zu ihrem erfolgreichsten Lied? Sind sie nicht längst genervt von "Herzilein"? Gliem: "Gerade von dem Titel nicht. Wenn wir ihn spielen, dann sehen wir regelrecht, wie sich die Gesichter im Publikum verändern." Die Verbindung zum Publikum sei bei "Herzilein" besonders spürbar.
Vielfältiges Programm: Von Queen bis Joe Cocker
Auch einige Überraschungen, die so gar nicht zum volkstümlichen Outfit passen wollen, haben die Wildecker Herzbuben mitgebracht. Opernstücke wie "Chianti Wein" und "La donna e mobile" stehen ebenso im Programm wie Joe Cocker und Queen. "Es freut die Leute, wenn sie nicht immer klatschen und schunkeln müssen", meint Gliem. Ihm selbst würden Lieder wie Queens "I want to break free" einfach gefallen. Er weiß aus Erfahrung: "Vor der Bühne sitzt mittlerweile die selbe Generation wie wir. Die mögen das auch."
Ans Aufhören denken die Wildecker Herzbuben übrigens nicht. "Musik ist mein Leben", sagt Gliem. "Für uns beide steht fest: Wir werden damit nie aufhören."