Essen ist mehr als nur satt werden. Wie Ernährung die Stimmung beeinflussen kann, war kürzlich Thema des Vortrags „Mood Food – Essen und Psyche“ im Nägelsee Schulzentrum in Lohr. Doris Dörringer, Meisteranwärterin der Hauswirtschaft vom Leinreiter Verein, referierte über die komplexe Wechselwirkung zwischen Ernährung und Gemüt. Schokolade macht glücklich, heiße Milch mit Honig entspannt und Nüsse liefern die nötige Energie, wenn es in Büro oder Uni mal wieder stressig wird. Das sind Erfahrungswerte, für die es keine Studien braucht.
Essen stillt nicht nur Hunger
Wie genau Psyche und Ernährung zusammenhängen, ist noch nicht ausreichend erforscht. Verfechter des sogenannten Mood Food – Essen für die Stimmung also – machen biochemische Reaktionen im Körper dafür verantwortlich. Der Mensch braucht Nahrung, um seinen Energiebedarf zu decken und lebensfähig zu sein. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören Nährstoffe, Nervenbotenstoffe und Vitalstoffe. In der richtigen Kombination stillt Nahrung aber nicht nur den Hunger, sondern beeinflusst die Psyche, kann Depressionen vorbeugen und sogar die Wirkung von Medikamenten verstärken. „Gerade jetzt, wo die Tage wieder kürzer werden, können wir mit bestimmten Lebensmitteln auf unsere Stimmung eingehen“, sagt Dörringer.
Die Schlüsselsubstanz für das Glücksgefühl ist der Botenstoff Serotonin. Das „Glückshormon“, das in Bananen, Nüssen oder Kakao enthalten ist, entspannt und lindert Ängste. Depressiven Menschen mangelt es an Serotonin im Blut. Damit der Botenstoff wirken kann, muss er die „Blut-Hirn-Schranke“ passieren. Ein Filter, der viele Substanzen abblockt. Das Serotonin gelangt erst durch die richtige Kombination aus Tryptophan und Insulin ins Gehirn, wo es schließlich auf die Stimmung wirken kann.
Reife Bananen, Nudeln mit Parmesan, Milch mit Honig oder eben Schokolade mit hohem Kakaoanteil – das ist Futter für die Seele, das in Maßen guttut. „Auch, wenn es uns nach dem Essen besser geht, sollten wir Frustessen natürlich vermeiden“, so Dörringer. Im Winter, wenn die Sonne sich seltener blicken lässt, neigen einige Menschen zu SAD, sogenannten „saisonabhängigen Depressionen“. Ohne ausreichend Frischluft und Tageslicht fehlen dem Körper wichtige Vitamine. Dass Menschen aus skandinavischen Ländern im Winter nicht der Reihe nach depressiv werden, dürfte an ihrer Ernährung liegen, vermutet Dörringer.
„Im Norden essen die Menschen viel mehr Fisch“, erklärt sie. Im Fisch sind Omega-3-Fettsäuren enthalten. Die ungesättigten Omega-3-Fette haben eine positive Wirkung auf die Psyche, sie sollen sogar nachweislich vor Depressionen schützen oder diese lindern. Wer keinen Fisch mag, kann auf Weidevieh ausweichen.
„Bei der Ernährung kommt es auf Ausgewogenheit und die richtige Zusammensetzung an“, sagt Dörringer. Wiegen müsse man sein Essen ihrer Meinung nach aber nicht. „Schmecken muss es“, findet sie. Das Essen könne noch so gesund sein - schmecke es nicht, mache es auch keinen Spaß.
Am diesem Donnerstag, 26. Oktober, findet um 18 Uhr ein Kochworkshop in der Lehrküche der Nägelsee Schule statt, wo Doris Dörringer gemeinsam mit Interessierten auf Mood Food – Basis Gerichte zubereiten wird. Anmeldung: doris.doerringer@leinreiter.de.