zurück
Erlenbach
"Essen aus Bayern": Wie Landwirte aus MSP die Zukunft sehen
Mit einer Traktorentour durch Bayern will der Bayerische Bauernverband regionale Lebensmittel bewerben. Vor welchen Herausforderungen Landwirte stehen.
Franz-Josef Väth präsentiert Produkte, die seine Erzeugnisse enthalten könnten.  Kreisbäuerin Maria Hossmann (im Hintergrund) hat die Produktauswahl zusammengestellt.
Foto: Tabea Goppelt | Franz-Josef Väth präsentiert Produkte, die seine Erzeugnisse enthalten könnten.  Kreisbäuerin Maria Hossmann (im Hintergrund) hat die Produktauswahl zusammengestellt.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:06 Uhr

Auf dem abgeernteten Getreidefeld hinter dem Hof von Franz-Josef Väth in Erlenbach steht ein Mähdrescher, daneben ein großer Schlepper. Nicht etwa, weil die Geräte gerade im Einsatz waren. Heute verfolgen sie eine andere Mission: Für die Aktion "Essen aus Bayern" des Bayerischen Bauernverbands (BBV) ist der Traktor in ganz Bayern unterwegs, noch bis Mitte August. In der Sonne glänzen Tomaten, Brezen und Käse auf dem mit Folie beklebten Schlepper. Regionales Essen – das ist das Thema der Traktorentour. 

In jedem Landkreis wurde bisher ein anderer Aspekt des Themas aufgegriffen. In Main-Spessart haben sich dazu auf Väths Getreidefeld Vertreter des Bauernverbands, des Landratsamts und der Politik versammelt, um über die Zukunft der Landwirtschaft zu diskutieren. Gleichzeitig nutzten sie den Termin dafür, ihre Sichtweisen und Argumente zu umweltpolitischen Themen darzustellen.

Von Produktion und Verbraucherwünschen

"Es ist ganz wichtig, dass wir bekannt machen, dass wir die Leute ernähren und nicht als Hobby die großen Maschinen herumfahren", stellt gleich zu Beginn BBV-Kreisobmann Reinhard Wolz klar. Große Maschinen hat auch Väth, der auf seinem Betrieb nur noch Ackerbau betreibt. Vor etwa fünf Jahren hat er auf Bioproduktion umgestellt. Unter anderem baut er Getreide, Soja und Sonnenblumen an.

Elmar Konrad, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Karlstadt und Aschaffenburg, nennt ihn einen "Zukunftsbetrieb", der auch zu kämpfen habe in der aktuellen Situation. "Wenn sogar dieser Betrieb zu kämpfen hat, der eigentlich ein bisschen zu groß ist für den Verbraucher, wie soll das dann der Wunschbetrieb schaffen?", fragt Konrad.

In der Gesprächsrunde geht es später viel darum, wie die regionalen Produkte an Verbraucher und Verbraucherinnen gelangen können. Laut Kreisobmann Wolz habe es kurzzeitig einen Aufschwung in der Direktvermarktung gegeben: In Zeiten der Pandemie seien Nahrungsmittel aus der Region wichtiger geworden. "Da hat man schon wieder viel vergessen", schränkt er ein. Trotzdem sei über die Jahre die Nachfrage nach Lebensmitteln aus der Direktvermarktung langsam mehr geworden. 

Für die Aktion 'Essen aus Bayern' des Bayerischen Bauernverbands machte der Aktionstraktor in Erlenbach Halt. Mit dabei: Bürgermeister Georg Neubauer, stellvertretender Landrat Christoph Vogel, Alban Höfling vom BBV-Vorstand, stellvertretender Kreisobmann Karl Köhler, Kreisbäuerin Maria Hossmann, Kreisbauernobmann Reinhard Wolz, Franz-Josef Väth und sein Vater Erich Väth sowie BBV-Geschäftsführer Elmar Konrad. Auf dem Mähdrescher stehen Väths Mitarbeiter Simon Endrich und Bruder Werner Väth.
Foto: Tabea Goppelt | Für die Aktion "Essen aus Bayern" des Bayerischen Bauernverbands machte der Aktionstraktor in Erlenbach Halt. Mit dabei: Bürgermeister Georg Neubauer, stellvertretender Landrat Christoph Vogel, Alban Höfling vom ...

Bio heißt nicht immer regional

"Viele Verbraucher haben gar nicht mehr im Blick, dass das, was im Supermarkt steht, irgendwo einmal von Landwirten angebaut wurde", sagt Kreisbäuerin Maria Hossmann. "Ich möchte die Verbraucher dazu aufrufen: Wenn Sie weiterhin regionale Produkte möchten, müssen Sie auch regional einkaufen." Bioprodukte könnten mitunter aus dem Ausland kommen. Dann wendet sich Hossmann an den stellvertretenden Landrat Christoph Vogel. Im Landkreis wäre ein Regionalmarkt nötig, den alle Direktvermarkter bestücken könnten. 

Vogel will das Thema in den Kreistag tragen: Der Landkreis könne mit organisieren, er sehe den Landkreis dabei auch in der Pflicht. Väths Schritt in die Bioproduktion lobt der stellvertretende Landrat: "Es ist gut, dass es Leute gibt, die das Wagnis eingehen, den Betrieb umzustellen." Auch Erlenbachs Bürgermeister Georg Neubauer spricht von einem "vorbildlichen Betrieb", der die Kulturlandschaft mit präge. Die Sonnenblumenfelder würden häufig fotografiert, berichtet Landwirt Väth.

Herausforderungen in der Vermarktung

Die Frage nach der Zukunft für die Vermarktung regionaler Produkte beschäftigte die Runde. "Das Problem ist: Die Leute wissen nicht, wo sie einkaufen können", sagt Kreisobmann Wolz. Dann spricht er gleich mehrere Punkte an: Einen Hofladen könne nicht jeder Betrieb machen, auch der Verkauf auf Märkten sei arbeitsaufwendig. Zudem fänden die Märkte zu Zeiten statt, die Berufstätige oft nicht  nutzen könnten. Generell müsse die Vermarktung ausgebaut werden. Kreisbäuerin Hossmann nannte Regionaltheken in Supermärkten, BBV-Geschäftsführer Konrad verwies auf Handelspartner, die vor allem kleinere Betriebe bräuchten. 

BBv-Kreisobmann Reinhard Wolz hält zwei Schilder hoch, die einen Zukunftsausblick geben sollen. Das Lebensmittelangebot aus der Region zu erhalten ist eines der Themen, die in der Gesprächsrunde in Erlenbach angesprochen wurden. Kreisbäuerin Maria Hossmann, BBV-Kreisobmann Reinhard Wolz, Erich Väth und Simon Endrich (von links)
Foto: Tabea Goppelt | BBv-Kreisobmann Reinhard Wolz hält zwei Schilder hoch, die einen Zukunftsausblick geben sollen. Das Lebensmittelangebot aus der Region zu erhalten ist eines der Themen, die in der Gesprächsrunde in Erlenbach ...

Kreislauf mit regionalem Handwerk 

"Den großen Markt brauchen wir auch", erklärt Kreisobmann Wolz; Discounter seien auch Geschäftspartner. Die hätten aber strenge Vorgaben. Könne ein Landwirt diese bei einer Lieferung nicht erfüllen, würden Bioprodukte von einem anderen, möglicherweise weiter entfernteren Betrieb eingekauft. "Das Modell regional funktioniert, wenn die Kreise geschlossen sind", sagt Konrad. Wenn kleine Metzgereien und Bäckereien in der Region schließen, fallen wieder Abnehmer für die regionalen Produkte der Landwirte weg.

Keine abschließende Antwort also auf die Zukunftsfrage bei der regionalen Landwirtschaft. Das Thema beschäftigt auch Landwirt Väth persönlich. Mittlerweile sei er der einzige Vollerwerbslandwirt in Erlenbach, es gebe nur noch einen Nebenerwerbsbetrieb. Von seinen drei Kindern seien alle außerhalb der Landwirtschaft tätig. Für die nähere Zukunft hat er sich erst einmal festgelegt, ein Biobetrieb zu bleiben. Bio funktioniere überraschend gut, sagt der Erlenbacher. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Erlenbach
Tabea Goppelt
Ackerbau
Bauernverbände
Bayerischer Bauernverband
Georg Neubauer
Gerät
Getreide
Handelspartner
Handwerk
Hofläden
Landwirte und Bauern
Landwirtschaft
Mähdrescher
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top