Über 40 Fotografien des Lohrer Augenarztes Gregor Märker sind bis zum 24. Juni in der Ausstellung „Zwischen Abstraktion und Realität“ im Marktheidenfelder Franck-Haus zu sehen. Das mag einige Stammgäste durchaus überraschen, schließlich weicht das städtische Kulturzentrum damit ein wenig von seiner seit zwei Jahrzehnten überwiegend geübten Praxis ab.
Märker kann nämlich weder auf eine künstlerische Ausbildung noch auf eine langjährige Ausstellungstätigkeit zurückblicken. Unter dem Künstlernamen H.Max hat der Mediziner seine Arbeiten seit 2014 in Privaträumen im Bereich Lohr oder im Internet präsentiert. Im Franck-Haus wagt er eine erste öffentliche Ausstellung in größerem Rahmen und die Qualität der Arbeiten belegt, dass sich dieses Wagnis für den Fotografen wie für das Kulturzentrum lohnt.
Bei der Ausstellungseröffnung herrschte am Freitagabend im vorderen Galeriebereich am Festsaal reger Andrang, wobei viele junge Leute unter der Gästen waren. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder sah bei ihrer Begrüßung in Märkers Fotografien die Aufforderung zu neuem Sehen. Die Arbeiten weckten die Neugier beim Betrachter, die Geheimnisse hinter den Bildern zu entschlüsseln und die Arbeitsweise des Künstlers zu entdecken.
Gregor Märker, der selbst in seine Ausstellung einführte, erinnerte sich an erste fotografische Anfänge als Jugendlicher und manchen Fallstrick der damals noch analogen Technik. Die digitale Fotografie habe neuartige künstlerische Wege der Nachbearbeitung eröffnet. Inspiriert von der abstrakten Farbfeld-Malerei des New Yorker Künstlers Mark Rothko (1903-1970) steht am Anfang der Marktheidenfelder Präsentation eine Reihe von experimentellen Arbeiten mit ansprechenden, teils expressiven Farbklängen.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt bei Aufnahmen von Musikern, da Märker den Besuch von Konzerten schätzt. Sein fotografisches Ziel sei es, die Stimmung eines Live-Auftritts mit der Kamera einzufangen. Durch die besonderen Lichtverhältnisse gelinge dies einmal eher mit Farb- und in anderen Fällen eher mit Schwarz-Weiß-Ablichtungen.
Die dritte Werkserie nennt der Lohrer Arzt seine Streetfotografie. Alltagszenen und eher flüchtige Momente werden in Langzeitbelichtungen eingefroren. Daraus ergebe sich ein bewusst eingesetztes Spiel von Schärfe und Unschärfe, bei dem der Ausstellungstitel „Zwischen Abstraktion und Realität“ vom Betrachter schnell nachvollzogen werden könne.
Im letzten Ausstellungsraum liegt mit den „Verticals“ der Schlusspunkt erneut scheinbar in der Gegenstandslosigkeit eines bildwiedergebenden Mediums. Mit digitaler Fototechnik würden, so beschrieb Märker, Gegebenheiten in senkrechte Farbklänge aufgelöst und doch bergen die Fotografien ihr reales Geheimnis, das durchaus zu entschlüsseln sei. Zwei Menschen seien in der Fotokunst immer unabdingbar: Zum einen der Fotograf mit seiner Bildidee, zum anderen der Betrachter mit seinen spezifischen Erfahrungen und seiner Fähigkeit zur Wahrnehmung.
Die Ausstellung ist bis zum 24. Juni im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Gregor Märker ist am Internationalen Museumstag, Sonntag, 13. Mai, ab 14.00 Uhr zu persönlichen Gesprächen und Führungen in der Ausstellung zu Gast.
Infos im Internet unter www.marktheidenfeld.de und www.h-max-fotoart.jimdo.com.