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LOHR
Es begann mit der Mobilmachung
Redaktion Süd
 |  aktualisiert: 03.09.2014 16:20 Uhr

Mit der deutschen Mobilmachung am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Die Lohrer erfuhren durch Sonderausgaben der Tageszeitungen am 1. und 2. August von den Geschehen, die nun mehr als vier Jahre lang auch das Leben der Lohrer bestimmten. Am Tag der Mobilmachung kam es in vielen Orten zu begeisterten „patriotischen Kundgebungen“; man „blieb nicht zurück, was der Umzug unserer wackeren Turner durch die Hauptstraße der Stadt (Lohr) unter Absingen patriotischer Lieder: 'Die Wacht am Rhein' und 'Deutschland, Deutschland über alles' bewies“. (Lohrer Anzeiger)

Schon in den ersten Augusttagen kam es in Lohr zu „Kampfhandlungen“. In der Hauptstraße wurde ein Auto angehalten, weil man die Insassen für Spione hielt. Am 4. August belagerten Lohrer Bürger mit „Gewehr und Revolver“ bewaffnet die Lohrtorstraße, um die angebliche Durchfahrt von 25 mobilisierten französischen Offizieren zu verhindern. Die französischen Offiziere kamen nicht, und die Lohrer Helden konnten ihre Tapferkeit nicht unter Beweis stellen.

Am 9. August bewegte sich „eine gewaltige Menschenmenge“ zum Lohrer Bahnhof, „um den durchfahrenden Truppen herzliche Grüße mit auf den Weg zu geben“. Der Bahnhof „war dicht belagert und kaum jemand wollte sich trotz des herrlichen Sonntagnachmittags trennen, immer mehr wurde der militärische Geist entfacht, der in allen Herzen brannte“. (Lohrer Anzeiger, 10. August 1914)

Am 16. August 1914 hielt H.H. Dr. Th. Scherg im Postsaal einen Vortrag über die geschichtlichen Ursachen des großen Krieges. Der Vortrag „griff tief in die Geschichte ein und war von größtem Interesse für die Allgemeinheit, da er die Kriegszeiten vom Jahre 1814 an an unserem Auge vorrüberziehen ließ“. Scherg führte aus, dass der Krieg von Deutschland mit großer Begeisterung aufgenommen worden sei und den Feinden „Deutschlands Macht zu Wasser und zu Land beweisen“ werde. (Lohrer Anzeiger, 17.August 1914)

Ein Opfer der Kriegshysterie wurde am 18. August 1914 ein Lohrer Klosterbruder in Weibersbrunn. Trotz „Vorzeigung seines Militärpasses und Ausweis des Kapuzinerklosters“ wurde er wegen Spionageverdachts festgehalten und erst „nach telefonischer Ermittlung seiner Personalien“ wieder freigelassen. (Lohrer Anzeiger, 19. August 1914)

Am 20. August 1914 fiel der erste Lohrer im Krieg. Es war Andreas Ott, Sohn des Friedhofwächters Josef Ott (siehe oben). Die Todesanzeigen häuften sich nun. Allein am 25. August 1914 fielen vier Lohrer an den Fronten; bis zum Ende des Krieges 1918 starben 148 Lohrer „auf dem Felde der Ehre“.

Zunächst aber bestimmten Begeisterung und Siegeszuversicht auch die Lohrer Wirtshausgespräche. „Geschlagen die Franzosen! Geschlagen die Belgier! Geschlagen die Engländer!! Geschlagen die Russen!!!“, schrieb der Lohrer Anzeiger am 1. September 1914, „und, wenn der zweite Kriegsmonat so günstig verläuft wie der erste, dann werden in den frohlockenden Glocken, die den Sieg künden, schon leise Friedenstöne unterklingen . . . Deutschland, Deutschland über alles!...“ Es kam anders. Am Ende des Krieges mit 15 Millionen Toten endete auch das deutsche Kaiserreich. Für die Deutschen begann der lange Weg in einen demokratischen Staat.

 
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