Das Lohrer StattKino ist bekannt für die immer wieder überraschende Auswahl der Filme, die im Mehlingskeller gezeigt werden. An diesem Mittwoch, 8. Mai, wartet auf die Cineasten ein ganz besonderer Filmabend mit einer Gesprächsrunde und einem anschließenden Infoabend im ersten Stock des Weinhauses. Der Abend beginnt um 18 Uhr mit dem gefühlvollen Drama "Maria Montessori", einem Film über die Namensgeberin einer der einflussreichsten pädagogischen Bewegungen, die auch in der Lohrer Montessori Schule Momas Mainspessart angekommen ist.
Renate und Richard Winter haben sich für diesen Film in der Frühjahrsreihe 2025 des StattKinos entschieden, weil er die berühmte Entwicklerin eines um 1900 beispiellosen Erziehungs- und Bildungskonzeptes schildert.
Dramatisches Leben
Der Film zeichnet durch die geschickte Einbeziehung der fiktiven Figur einer Pariser Freundin ein spannendes Bild der Frau auf dem Weg in die Unabhängigkeit von Leben und Bildung. Als eine der ersten Frauen Italiens wurde Montessori Ärztin und gründete ein Institut, an dem Lehrer für die Arbeit mit behinderten Kindern ausgebildet werden. Hier entwickelte sie Methoden, die von einem zentralen Gedanken getrieben sind: Solange man die Kinder liebt, können sie alles lernen. Nicht Disziplinierung, sondern ihre Freiheit wird zeigen, welche Schätze in ihnen verborgen sind.
Die im Film zu sehende Ärztin, Pädagogin und Mutter lebte ein selbstbestimmtes, aber auch dramatisches Leben. Das in leuchtenden Farben inszenierte Drama erzählt von einer unfassbar starken und klugen Frau, die alles will und mit ihrem eigenen Leben auch das Geschick der bürgerlichen Gesellschaft für immer verändert. Die Regisseurin Léa Todorov wollte sich im Rahmen dieses historischen Films dieser bewundernswerten Frau annähern und in eine Zeit zurückreisen, in der es notwendig war, mutig zu kämpfen, wenn man die festgefahrenen Glaubenssätze einer erstarrten Welt erschüttern wollte.
Die Idee, die Lohrer Montessori Schule in diesen Kinoabend einzubeziehen, war für Richard und Renate Winter naheliegend, weil so die konkrete Umsetzung der Montessori Pädagogik in unserer Region vorgestellt werden kann. Der Film selbst zeigt die eindrucksvolle Frau in ihrer Entwicklung bis hin zur Gründung ihrer ersten eigenen Schule.
Wichtig dabei war es dem Kinoteam auch, dass sie das Konzept dieser Schule selbst überzeugend finden, weil es den Gedanken einer freien Selbstverwirklichung verfolgt. Bei der Begegnung mit den beiden Gästen des Abends, Nicole Scherg und Monika Rosenkranz, hoffen die Winters nach dem Film auf ein offenes Gespräch über die Schulkultur von Montessori in Zeiten, die von Schnelllebigkeit, Reizüberflutung, einem sich wandelnden Mediengebrauch und Konkurrenzdenken stark geprägt werden.
Dabei sind sicher auch kritische Fragen zu erwarten. Zudem wird es spannend werden, den Bogen zu schlagen von den Anfängen zur gegenwärtigen Momas Schule Main-Spessart, die seit ihrer Gründung 2020 stetig am Wachsen ist und bereits einige Schüler auf der Warteliste hat.
Gespräch über das Konzept
Nicole Scherg und Monika Rosenkranz, die zusammen mit Katja Fleckenstein zu den Gründerinnen der Schule gehören, sprechen nach dem Film über das pädagogische Konzept, wie es umgesetzt wird und wie es gelingt, dass die Schule ein Ort der Gemeinschaft und der Selbstbestimmung ist. Für Monika Rosenkranz, die im Vorstand und als pädagogische Mitarbeiterin engagiert ist, war es von Anfang eine besondere Freude mit lachenden Kindern, die Spaß am Lernen haben, gemeinsam den Tag zu verbringen. So beschreibt sie ihre Zeit in der Schule.
Dass die Persönlichkeit von Maria Montessori und ihre weltweit anerkannte Reformpädagogik, die so viel bewegen konnte, in einem Kinofilm vorgestellt werden, hält sie für einen großen Glücksfall.
Im Anschluss an die Filmvorführung und die Fragerunde können sich interessierte Gäste noch genauer in einem Gespräch über die Montessori Schule sowie ihren Alltag informieren und sich einen Eindruck davon verschaffen, ob dieses Schulmodell in Lohr auch eine Option für ihre eigenen Kinder wäre.