Nein, es ist nicht das erste Weinkarikaturenmuseum Frankens und auch nicht das erste Deutschlands. Carlo Dernbach, der bekannte Karlstadter Karikaturist betont nachdrücklich: Die Galerie im Oberen Tor beherbergt das erste Weinkarikaturenmuseum der Welt. Zwar hatte die Fränkische Weinkönigin ihr Kommen zur Eröffnung zugesagt, doch zog sie es doch eher aufs Münchner Oktoberfest und so hatten die Karlstadter Weinprinzessinnen Annika (Stetten), Loraine (Karlburg) und Lea (Laudenbach) die uneingeschränkte Weinhoheit bei der Eröffnungszeremonie.

Wer Carlo Dernbach kennt, wusste schon im Voraus, was da auf den kunstinteressierten Weinfreund zukommen würde: Von der liebevollen Hommage an den Frankenwein und die fränkische Seele über satirischen, manchmal auch derben Blicken hinter dieselbe bis zu schamlosen Anleihen von der Welt der großen Maler ist nahezu alles dabei.

Da sind die Saufbrüder unter dem Weinfass nach dem "Genuss ohne Ende" von Pieter Brueghel, wo einleuchtend erklärt wird, dass der Frankenwein dazu beiträgt, dass der Mona Lisa das Lächeln nicht vergeht und die Botschaft, dass der gute Paris einen Bockbeutel der schönen Göttin Aphrodite vorzieht. Das mag zwar den alten Homer im Grabe rotieren lassen, den Franken aber freut's. Ein bisschen Größenwahn ist auch dabei, wenn Carlo das Karlstadter Weingut Frank mit Mouton Rothschild, Bodega Catena in Argentinien oder Tenuta Dell Omeliha in Italien in eine Karte als "Spitzenweingüter der Welt" einzeichnet.

Zeichungen strahlen warmherzigen Charme aus

Neben Goethe, der als der wohl berühmtesten Freund des Frankenweins malerisch vor der Würzburger Festung ruht, kommt aber auch der Franke an sich mit all seinen besonderen Seiten zu Wort und Bild: "Der brave Gast ist keine Last", "Jeder Tropfen ist ein Erlebnis", "Mit Frankenwein haben wir das Paradies auf Erden". Da findet sich auch der Schoppenpfetzer, der scheinbar im Rotweinglas ertrinkt, das Flaschenkind mit der Pulle am Mund und der bissige Kommentar zum Verschütten der Kostbarkeit: "Knapp daneben ist auch vorbei!" Alle Zeichnungen aber strahlen den warmherzigen Charme und die Liebe des Künstlers zu seiner Heimat aus. Immer  getreu dem Motto "Kann denn Schöppeln Sünde sein?", ein freundliches Augenzwinkern mit dabei.

Zeichnerich setzt Carlo gekonnte und raffinierte Schwerpunkte. Mal barocke Formen, mal minimalistische Striche, aber immer wird der Blick zielsicher auf die jeweilige Botschaft gelenkt: die überzeichnete Nase, das rote Gesicht, das sich kaum noch vom Rotweinglas abhebt oder die knapp skizzierten Lachgesichter auf der sinkenden Titanic. Da gibt es immer wieder Überraschungen.

Karlstadts drittes Museum von Rang

Bei der offiziellen Eröffnung des Fränkischen Weinkarikaturmuseums meinte Bürgermeister Paul Kruck, mit dem Oberen Tor, der neuen kulturellen Außenstelle des Terroir f in Stetten, habe Karlstadt nun ein drittes Museum von Rang erhalten. Mit seinen über 50 Weinkarikaturen setze der Künstler Carlo ganz besonderen Maßstäbe. In der ihm eigenen Bescheidenheit wies der Gelobte darauf hin, dass sein kleines Museum gemeinsam mit dem Museum of Modern Arts in New York als ein echtes Alleinstellungsmerkmal gelten könnte. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung lag bei der Gruppe Saxofun von der Musikschule Karlstadt unter der Leitung von Günther Sollner. Carlo Dernbach zeigt und verkauft seine Werke immer freitags von 19 bis 21 Uhr.