Es ist Samstagnachmittag in der Esselbacher Turnhalle. 21 Mädchen zwischen vier und 15 Jahren stehen in Dreierreihen vor einer zwölf mal zwölf Meter großen Matte und achten auf die Anweisungen ihrer Trainerin Christine Köhler. In der Sparte Sportakrobatik des FSV Esselbach werden schwierige Übungen geturnt: Rad, Radwende, Handstand, Kopfstand, Bogengang vor- und rückwärts. Die Mädchen fliegen durch die Luft, bauen Menschentürme, strecken und verbiegen sich für diese Sportart. Wer gut sein will, braucht Kraft, Mut, Körperbeherrschung und tänzerisches Gefühl.
Die jungen Sportlerinnen sind ehrgeizig und trainieren zweimal in der Woche jeweils zwei Stunden lang, dienstags ab 16.30 Uhr und samstags ab 13.30 Uhr. Vor dem Training laufen sie sich warm und dehnen sich. Köhler achtet neben den sportlichen Fortschritten auch auf Werte wie Disziplin, Pünktlichkeit und Einordnung ins Team.
Teamwork ist wichtig – Schule fürs Leben
Deshalb muss jede mithelfen, die Matten auszurollen und nach dem Training wieder aufzuräumen. Sportakrobaten verwenden keine Geräte. Das unterscheidet sie von Kunst- oder Geräteturnern. Der Sport wird nur mit dem eigenen Körper betrieben oder mit der Unterstützung einer oder mehrerer Partner. Da entstehen Figuren, die an Zirkusdarbietungen erinnern, an Akrobatik eben. Sportakrobatik ist vor allem ein Teamsport. Die Zweier- oder Dreier-Teams müssen sich gut koordinieren und zusammenarbeiten. Köhler sieht das als gute Schule auch für das Leben an.
Esselbach scheint ein gutes Pflaster für das Gedeihen von Nischensportarten. Beim Rad- und Sportverein wird seit Jahren BMX betrieben, nun gibt es seit etwa eineinhalb Jahren beim FSV die Abteilung Sportakrobatik mit Mitgliedern aus den Grunddörfern und darüber hinaus. Jugendleiterin Belinda Böhm aus dem Ortsteil Steinmark beschreibt die Sportart als eine Mischung aus Artistik, Bodenturnen, Choreographie und Tanz. In Unterfranken werde sie nur in Esselbach angeboten, sagt sie.
Das liegt an Christine Köhler. Die 32-jährige Vertriebsberaterin stammt aus Göppingen und hat nach Esselbach geheiratet. Bereits als Dreijährige wurde sie von ihrer Tante „infiziert“, die als Trainerin tätig war. Danach hat sie bis etwa zur Volljährigkeit Sportakrobatik als Leistungssport betrieben. Köhler fragte beim FSV an, ob man nicht Interesse an ihrer Sportart habe. Seitdem trainiert sie die Kindergruppe mit aktuell 26 Teilnehmerinnen zwischen vier und 15. „Sportakrobatik ist ein Teil meines Lebens und es ist schön, wieder an meine Kindheit und Jugend anzuknüpfen“, strahlt Köhler. Es sei toll zu sehen, wie die Kinder an Selbstvertrauen gewinnen, Leidenschaft entwickeln und stolz auf ihre Leistungen sind.
Erfolgreiches Wettkampf-Debüt
Zwei Esselbacher Paare - Lena Böhm/Marlene Sowa und Donika Hysa/Zoe Tajtl- nahmen im Oktober erstmals an einem offiziellen Wettkampf teil. Mit einem zweiten und einem dritten Platz schnitten sie sehr gut ab. „Das beflügelt die ganze Truppe“ freuen sich Christine Köhler und Belinda Böhm.
„Wir würden gerne auch Jungs aufnehmen“, meint Köhler. Aber die seien wie ihr eigener Sohn stärker auf Fußball fixiert. „Und die vielen Mädels locken die Jungs in dem Alter ja auch noch nicht, im Gegenteil.“ Der Mangel an Jungs ist sportarttypisch. In Bayern liegt ihr Anteil nur bei acht Prozent.
„Christine steckt wahnsinnig viel Energie in die Kinder“, lobt Böhm die Trainerin. Da es aber nur eine Trainerin gebe, sei die Sportlerzahl leider begrenzt. „Wir würden das Angebot gern erweitern und weitere Kinder aufnehmen“, sagt Böhm. „Dazu bräuchten wir aber zusätzliche Trainer oder Trainerinnen.“
Personen, die Erfahrungen im Turnsport haben und die Trainerin unterstützen möchten, wenden sich bitte per E-Mail an jugendleiter@fsv-esselbach.de.