
Es geht nicht so recht voran im 2023 fertiggestellten Baugebiet Südlich der Steinfelder Straße in Sendelbach. Erst auf vier der 42 Bauplätze steht ein Haus. Drei davon wurden auf einem einst städtischen Bauplatz errichtet, eines auf einem privat verkauften. Die Stadt will nun in einer neuen Vergaberunde versuchen, weitere der ihr noch gehörenden 17 Bauplätze an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei verabschiedet sie sich von fast allen Kriterien, die potenzielle Käufer bisher erfüllen sollten.
Eigentlich hatte man sich die Sache ganz anders vorgestellt. Fast zwei Jahrzehnte lang mühte sich die an Bauland knappe Stadt, um den Weg zu den neuen Bauplätzen am Romberg frei zu machen. Dass sich das Verfahren so lange zog, lag nicht zuletzt daran, dass in dem artenschutztechnisch sensiblen Gebiet hohe naturschutzfachliche Hürden zu überspringen und etliche Ausgleichsflächen anzulegen waren. Auch das trieb die Kosten in die Höhe, weswegen die Bauplatzpreise am Ende zwischen 250 und 300 Euro pro Quadratmeter landeten – Spitzenwerte im Landkreis.
Die Nachfrage ist weggebrochen
Dennoch rechnete man im Rathaus aufgrund der zwischendurch sehr zahlreichen Interessensbekundungen lange mit reißendem Absatz. Man hatte gar eigens einen Kriterienkatalog ersonnen, um eine Rangliste der Bewerber zu erstellen. Berücksicht wurden etwa die Kinderzahl, der Familienstand, ehrenamtliches Engagement, der Ort des Arbeitsplatzes oder auch der Grad von Behinderungen.
Doch dann offenbarte die erste Vergaberunde 2022, dass die Nachfrage weitgehend verpufft war. Zu den hohen Grundstückspreisen waren deutlich gestiegene Darlehenszinsen und Baukosten gekommen. So fanden sich schließlich für lediglich sieben der 24 städtischen Bauplätze Käufer. Die Stadt ließ 2023 eine zweite Vergaberunde folgen – mit dem Ergebnis, dass kein einziger weiterer der übriggebliebenen Bauplätze verkauft werden konnte.
Nun also ein neuer Anlauf. Wie Bürgermeister Mario Paul zusammen mit den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern Karin Müller und Christoph Franz bei einem Pressetermin vor Ort erklärte, startet am 30. Januar eine dritte Vergaberunde. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um einen freien Bauplatzverkauf nach dem Windhundprinzip. Soll heißen: Wer sich zuerst bewirbt und eine Finanzierung nachweist, erhält den Zuschlag.
Neu ist auch, dass die Stadt zumindest für die 13 Doppelhaus-Bauplätze jetzt auch Bauträger zulässt. Das hatte man bisher ausgeschlossen, weil man die Vergabe in Richtung junger Familien steuern wollte. Für alle Bauplätze gilt laut Franz, dass spätestens drei Jahre nach dem Verkauf mit dem Hausbau begonnen und nach fünf Jahren das Haus bezogen sein muss.
Die Bewerbungen müssen laut Franz und Müller wie schon bei den ersten Vergaberunden erneut über das Internetportal www.baupilot.com abgegeben werden. Einziger zu erbringender Nachweis sei der einer für Bauplatzkauf und Hausbau ausreichenden Finanzierung beziehungsweise der von ausreichend Eigenmitteln. Für Doppelhaus-Bauplätze sei ein Betrag von 400.000 Euro nachzuweisen, für Einfamilienhaus-Bauplätze 600.000 Euro, so Franz. Der Finanzierungsnachweis sei der Grund dafür, dass die nächste Vergaberunde erst am 30. Januar starte. Schließlich bräuchten Interessenten Zeit, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen.
Bauplätze zwischen 330 und 559 Quadratmetern
Größe und Preis der städtischen Bauplätze variieren laut Franz und Müller. Die Doppelhaus-Bauplätze seien zwischen 330 und 421 Quadratmeter große, die für Einfamilienhäuser zwischen 455 und 559 Quadratmetern. Je nach Lage und Größe gibt es auch bei den Preisen Unterschiede. Der günstigste Doppelhaus-Bauplatz ist für knapp 88.000 Euro zu haben, der teuerste für ein Einfamilienhaus kostet 168.000 Euro. Weil es in der ersten Vergaberunde offenbar entsprechende Fragen von Interessenten gab, betont Müller: Eine Barzahlung des Bauplatzkaufs ist nicht möglich.
Bürgermeister Paul erklärte, dass man sich einen zügigeren Verkauf der Bauplätze gewünscht habe. Doch man glaube auch weiterhin an die Attraktivität des Baugebiets und der Stadt als Arbeits- und somit Wohnort. Seine Zuversicht verband Paul nicht zuletzt mit dem derzeit laufenden Bau der neuen Zentralklinik des Landkreises in Lohr, aber auch mit den in jüngerer Zeit getätigten Großinvestitionen der Bosch Rexroth AG in den Standort Lohr.
Grundsätzlich müsse man bei der Vermarktung des neuen Baugebiets jedoch längerfristig denken. Über Jahre habe die Stadt so gut wie keine Bauplätze anbieten können, erinnerte Paul. "Jetzt haben wir halt mal für ein paar Jahre Plätze." Der Stadt sei an einer mittelfristigen Entwicklung gelegen, man sei "nicht auf den schnellen Euro aus". Deswegen, so Paul, sei es für die Stadt auch keine Option gewesen, die Quadratmeterpreise zu senken, um die Plätze schneller loszubringen.
Die Vergabe der verbliebenen 17 städtischen Bauplätze im Sendelbacher Baugebiet beginnt laut Christoph Franz am Donnerstag, 30. Januar, um Punkt 12 Uhr. Ab dann werde der Eingang von Bewerbungen sekundengenau erfasst. Über das Portal ist einsehbar, welche Plätze noch zu haben sind.
Telefonische Nachfragen zum Verfahren sind im Rathaus unter Tel.: (09352) 848411 möglich.