Anfang Februar ist für Birgit Süß und Heidi Friedrich Zeit für die "Inventur 2019" mit einem kabarettistischen Jahresrückblick in den bestens besuchten Mühlbacher Burglichtspielen. Mit eigenen Einschränkungen "Will man das wirklich noch einmal hören?!" nahmen sie die Ereignisse der letzten zwölf Monat unter die Lupe, ätzten gegen alle und jeden und verschonten dabei nicht einmal sich selbst: "Das ist die zehnte Inventur, die Mumien kehren zurück!"
Die Würzburgerin Süß und Friedrich aus Bamberg präsentierten sich auch diesmal in Mühlbach, so wie man sie seit eh und je kennt: Mal mit klugen, spritzigen Gags, mal mit banalem Geblödel, aber immer hibbelig, laut, wild und schrill. Manchmal auch gar zu schrill! Dann wieder die urige Selbstreflektion: "... so bescheuert wie Mittelpunktskinder in der Grundschule". Perfekt dann immer wieder die passenden Outfits, ob bei den "Russischen Oligarchen-Nichten", den affektierten Kreuzfahrerinnen oder im Sketch mit "Donald und Boris".
Warum Franken ein Krisengebiet ist
Franken ist ein Krisengebiet. Land auf und Land ab fehlen nicht nur in Karlstadt die Bäcker und Metzger und "wenn jetzt die letzte Brauerei schließt, müssen wir glatt verhungern!" Nach den Bienen stirbt der Bienenstich, deshalb müssten ab jetzt die Bäcker unter Artenschutz stehen.
Querbeet kamen die Parteien dran. Die Grünen wollen nur eh alles verbieten, was Spaß macht, die hippe CDU setzt jetzt per "You tube" Influenzer statt Influenza auf die zwei jungen Unionswähler an. Außerdem wollen sie jetzt mit "Merz Spezialdragees" dem Land auf die Sprünge helfen. Der FDP-Chef Christian Lindner weiß Umweltschutz und Auto zu vernetzen: "Wir haben die Welt und unseren Porsche nur geleast!", lassen die beiden Kabarettisten den Freidemokraten sagen.
Ganz dicke kommt es natürlich für die AfD mit rotzfrechen, bissigen und teilweise auch bösen Sprüchen. Wer versucht, die AfD zu richten, den richtet die AfD! Herbert Grönemeyers Lied "Kinder an die Macht" war dann die Grundlage für die Gesangseinlage "Gib den Rechten nie das Kommando". Angesichts des tosenden Beifalls im Mühlbacher Kinosaal zu diesem Lied, stellt sich allerdings auch die Frage, woher dann all die Wählerstimmen für diese Partei kommen.
Manchmal glaub ich tatsächlich selbst, was ich erzähle
Die beiden gefürchtetsten, selbstverliebtesten und unglaublichsten Politiker der Welt sind für das Duo Süß und Friedrich natürlich Donald Trump und Boris Johnson. Deshalb mussten die auch für eine ebenso ungewöhnliche, provozierende Clownparade mit roter Pappnase herhalten. "Es gibt nur eine Wahrheit – meine und manchmal glaub' ich tatsächlich selbst das was ich da gerade erzähle". Ob das Zitat nun dem amerikanischen oder britischen Regierungschef zugeschrieben wurde, ist wohl nebensächlich.
Spritzige Sketche gab es noch mit den beiden "Russischen Oligarchen-Nichten", mit dem Enkeltrick für Fortgeschrittene, die den FPÖ-Politiker Heinz Strache mit der "Ibiza-Affäre" hatten straucheln lassen, und den exzentrischen Kreuzfahrer-Weibern, die sich über Flug- oder Cruise-Scham aufregten und ganz gewiss weiterhin mit dem Riesenschiff durch Venedig fahren wollen. "Wir können die Welt nicht mit Hartz IV retten und wenn das so weiter geht, muss der Ribery sein Gold ohne Steak essen!".
Als Zugabe für den begeisterten Schlussapplaus gab es dann den tollen "Unter der Burka", der schon in den letzten Jahren für Furore gesorgt hatte.