„Habt ihr da Blei neigegosse?“ Wieder und wieder versucht der Urspringener Roland Ehehalt das schwerste Teilstück der Jubiläums-Douglasie mit seinem Autokran auf die Ladefläche seines Lkws zu ziehen. Immer wieder rutscht der Greifer ab, Rinde platzt ab und fällt auf den feuchten Waldboden.
Der ursprünglich 40 Meter lange Stamm, der seit dem 23. Dezember vergangenen Jahres im Steinfelder Wald bei Mariabuchen lag, war in zwei 15-Meter-Stücke und ein 10-Meter-Stück zerlegt worden. Die beiden leichteren Stammstücke hatte Ehehalt mit seinem Kran ruckzuck auf den Lkw gezogen.
Doch das untere Stammstück mit seinen acht bis neun Tonnen macht ihm massiv zu schaffen. Immer wieder setzt er den Greifer neu an. Doch den einzigen Erfolg, den er hat, ist, dass sein Lkw schwankt wie seinerzeit die Ente von Citroën in kurvigem Gelände.
Roland Ehehalt Autokranfahrer
Bürgermeister Matthias Loschert greift zum Mobiltelefon. Er wählt die Nummer des Steinfelder Schotterwerks Väth und fordert einen Radlader an. Bald schon kommt Reinhard Väth mit seinem gelben Ungetüm angefahren. Forstwirt Peter Ullrich schneidet mit der Motorsäge Rillen in die Rinde und erzeugt dabei eine rotbraune Holzstaubwolke. Die Rillen haben den Sinn, dass die Ketten, die um den Stamm gelegt werden sollen, nicht rutschen können.
Nachdem die Ketten an den Zähnen der Radladerschaufel befestigt sind, hebt Väth die Schaufel langsam an. Seinem „Kaelble“ ist der Stamm nicht zu schwer. Langsam bugsiert Väth den tonnenschweren Koloss auf die Ladefläche. Anderthalb Stunden sind seit Beginn der Ladeaktion vergangen. Die Männer atmen auf. Und Roland Ehehalt stellt fest: „Des war der erste Stamm, den mein Kran nit gehobe hat.“
Egal. Es ist geschafft. Die Fahrt nach Gössenheim kann beginnen. Dort ist das Ziel das Sägewerk Försch. Das Abladen ist weitaus problemloser als das Aufladen. Ehehalts Autokran und der Sägewerkskran greifen beim Achttonnenstamm Hand in Hand. Aus den beiden 15-Meter-Stücken sägen Johannes Försch und seine Mitarbeiter zwei 25 Zentimeter dicke Tischplatten und vier 10 Zentimeter starke Bänke. Die eine Garnitur soll beim Jubiläumsfest an der Schule stehen, die andere an der Bushaltestelle gegenüber der Raiffeisenbank. Nach dem Fest sollen die Riesengarnituren aufgeteilt und an verschiedenen Plätzen in Steinfeld, Hausen und Waldzell aufgestellt werden. Aus den Ästen der Douglasie hat Günter Schwarz Scheiben geschnitten, aus denen Jubiläumsbuttons für die Helfer gefertigt wurden.
ONLINE-TIPP
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Douglasie
In Deutschland wurde die Douglasie nach dem Zweiten Weltkrieg zur schnellen Holzgewinnung in Reinbeständen angebaut. Heute sind davon allerdings nur noch Restbestände übrig, unter anderem wegen des Rückgangs von Monokulturen im Forst. In diesem Jahr protestierte Greenpeace im Spessart gegen den Anbau von Douglasien in Buchenwäldern.
Die Douglasie ist ein in Nordamerika heimisches, in Europa forstlich angebautes immergrünes Nadelgehölz mit Wuchshöhen um 60 Meter in Europa; in ihrem Ursprungsgebiet kann sie jedoch fast doppelt so hoch werden.
Das Holz der Douglasie ist vielfältig verwendbar. Es verfügt über eine höhere natürliche Dauerhaftigkeit als beispielsweise das häufig als Bauholz verwendete Fichtenholz. Das Kernholz der Douglasie kann ohne chemischen Holzschutz auch in Bereichen eingesetzt werden, wo eine gelegentliche Befeuchtung nicht ausgeschlossen ist. Quelle: Wikipedia