Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Dass diese Redensart nicht nur hohles Geschwätz ist, konnte Kulturamtsleiter Peter Häring (63) bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand am Mittwochabend in der alten Turnhalle erfahren.
Häring hatte sich die Sache so vorgestellt, dass er während des Sommerkonzertes der städtischen Sing- und Musikschule „ohne großes Brimborium“ verabschiedet würde. Nun – das Sommerkonzert, charmant moderiert von Sing- und Musikschulleiterin Petra Breitenbach, fand in bewährter Weise statt; die instrumentalen und gesanglichen Beiträge von Schülern und Lehrern waren wie immer von hoher Qualität.
Doch damit war es nicht getan. Für Peter Häring, der 1978 als Musiklehrer bei der Sing- und Musikschule angefangen, diese von 1981 bis November 2017 geleitet hatte und der ab 2011 zusätzlich Kulturamtsleiter der Stadt Lohr war, sollte es dann doch etwas mehr sein.
Mit Bürgermeister Mario Paul an der Spitze sang ein Chor aus Amtsleitern und Kollegen dem Scheidenden ein Abschiedslied, in dem er als „Mann der Harmonie“ beschrieben wurde. „Er fehlt uns jetzt schon sehr“, hieß es weiter im Text.
Die Stadtkapelle würdigte ihren ehemaligen Leiter Peter Häring (1988 bis 1995) mit dem Lied „Alte Kameraden“, bei dem er spontan mit seiner Posaune mitspielte. „Helplessly hoping“ sangen schließlich einige Freunde und Bekannte für Häring.
Bürgermeister Paul bedauerte, dass er Häring nach 40 Jahren in Diensten der Stadt Lohr „heute leider in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden“ müsse. Häring habe das kulturelle Leben in Lohr mitgestaltet und bereichert, sagte er mit Blick auf „unzählige Veranstaltungen“.
Zunächst sei Häring ein Pionier der Kulturarbeit in Lohr gewesen, später ihr Dirigent. Dabei sei er immer aufrichtig, ehrlich und selbstkritisch gewesen, so Paul. Mit der Sanierung der alten Turnhalle, die Häring mit Leben gefüllt habe, sei für den Kulturamtsleiter ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen.
Häring habe „ein wunderbares kulturelles Programm in Lohr geschaffen“, von dem auch der Eigenbetrieb Stadthalle profitiere, sagte dessen Leiter Thomas Funck; er ist künftig für einen Teil der Aufgaben des bisherigen Kulturamts zuständig, das mit Härings Ausscheiden aufgelöst wird.
Michael Dröse vom Verband bayerischer Sing- und Musikschulen zeigte sich beeindruckt vom Sommerkonzert und überreichte Häring „für 40 Jahre in der ersten Reihe der Sing- und Musikschule“ die Ehrennadel des Verbandes.
Schließlich bekam Häring von seinen Kollegen der Sing- und Musikschule jede Menge Geschenke – unter anderem ein „Musikdirektor-T-Shirt“. Die Sing- und Musikschule wird seit einem dreiviertel Jahr von Petra Breitenbach geleitetet, ab September wird ihr Michael Albert als Stellvertreter zur Seite stehen.
„So was Tolles hab ich noch nicht erlebt, das war ein wunderschöner Abend für mich“, sagte Peter Häring und strahlte übers ganze Gesicht. Vergessen war, dass er eigentlich kein „Brimborium“ hatte haben wollen.
Bei aller Freude über die Würdigung seiner Person machte er jedoch deutlich, dass ihn bei seiner Arbeit viele unterstützt hätten. Was im Spessartsommer und -winter zusammengehe, sei „genial“, das müsse auch so weitergehen, hoffte er. Namentlich dankte er Brigitte Riedmann, die ihn an die Sing- und Musikschule nach Lohr gebracht habe, und Adele Hauck, die ihm vielfach helfend unter die Arme gegriffen habe.
Nachdem das letzte Stück des Abends verklungen war – „Music“ von John Miles, mit Peter Häring als Sänger – applaudierte das Publikum in der rappelvoll besetzten alten Turnhalle lange und anhaltend.