Lea-Fei Hänscheid und Fenja Hass sind die allerbesten Freundinnen. Sie gehen nicht nur in die gleiche Klasse, die 3a der Grundschule Zellingen/Retzbach, auch in ihrer Freizeit machen sie fast alles zusammen. Musik zum Beispiel. Beide Mädchen spielen Klavier, und das richtig gut. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Regionalebene gewannen sie in der Kategorie „Klavier vierhändig“ den ersten Preis – natürlich gemeinsam.
Vor der Jury, die aus drei Fachleuten bestand, haben Lea-Fei und Fenja zwei Lieder gespielt: „An der schönen blauen Donau“ und den „Bossa Nova“. Beide Stücke hatten sie fleißig einstudiert, um beim großen Tag an der Musikhochschule Würzburg gut abzuschneiden. Sie übten zu Hause in Retzbach auf ihren eigenen Instrumenten und in der Clavis-Musikschule mit Lehrer Matthias Schmitt. Er war es auch, der die Mädchen gefragt hat, ob sie bei „Jugend musiziert“ mitmachen wollen.
Leistungsfähig und leistungsbereit
„Lea-Fei und Fenja sind nicht nur leistungsfähig, sondern auch leistungsbereit“, sagt Matthias Schmitt. Weil er vom außergewöhnlichen Talent der beiden Achtjährigen überzeugt ist, lehrt er sie nach der „Russischen Klavierschule“. Die Lieder, die sich in den dazugehörigen Büchern finden, sind musikalisch relativ anspruchsvoll. „Aber bei Lea-Fei und Fenja weiß ich, dass sie dem gewachsen sind“, sagt Schmitt.
Normalerweise kommen die zwei Retzbacher Mädchen einzeln zum Unterricht, und das einmal pro Woche für jeweils eine Dreiviertelstunde. In den Wochen vor dem Wettbewerb wurde das Pensum verdoppelt: Lea-Fei kam mit in Fenjas Stunde, und Fenja in die von Lea-Fei.
Die Aufteilung am Klavier war schnell gefunden: Lea-Fei spielte die höheren Töne, saß also rechts auf der Bank, Fenja übernahm links von ihr den tieferen Part. „Unten zu spielen, war ein bisschen schwieriger“, erklärt Lehrer Schmitt. „Fenja hat mit fünf Jahren mit dem Klavierspielen angefangen, ein Jahr früher als Lea-Fei. Deshalb ist die Griffsicherheit bei ihr schon etwas ausgeprägter.“
Geschenk von der Oma aus China
Das schönere und größere Klavier hat in jedem Fall Lea-Fei. Es stammt von der japanischen Firma Kawai und ist ein Geschenk ihrer Oma, die in der chinesischen Millionenstadt Schanghai lebt und selbst begeisterte Pianospielerin ist. Lea-Fei hat sie mit ihren Eltern schon viermal besucht. Ihre Mama ist ebenfalls in Schanghai geboren und aufgewachsen, ihr Papa ist Deutscher.
Auch Fenjas Mutter stammt aus China. Mit ihr und ihrem deutschen Vater ist sie schon zweimal dorthin geflogen. Oma und Opa leben in Xi’an, das nicht ganz so groß ist wie Schanghai, aber auch mehrere Millionen Einwohner hat. Wenn Fenja das Klavierspielen übt, tut sie das auf ihrem elektronischen Piano, einem Stage Piano Classic. Das ist zwar eine Nummer kleiner als Lea-Feis Klavier, aber allemal ausreichend. Natürlich möchte auch Fenja später mal ein „richtiges“ Klavier haben.
Obwohl die beiden Freundinnen bei „Jugend musiziert“ gemeinsam auf Platz eins gelandet sind, geht es für sie in diesem Jahr nicht mehr weiter. Denn in ihrer Altersklasse gibt es keine „Stufe 2“, die gleichbedeutend mit der Teilnahme an einem Landeswettbewerb ist. Dafür müssen Fenja und Lea-Fei erst noch ein wenig älter werden. Aber für beide steht schon heute fest: Wenn „Klavier vierhändig“ das nächste Mal bei „Jugend musiziert“ geprüft wird, sind sie wieder mit dabei – zu zweit, logisch.