"Garten ist nicht nur Arbeit", sagt Ingrid Karl, die an ihrem Haus in Neuhütten einen Garten mit dem Zertifikat "Bayern blüht" hegt und pflegt. Im Juni und Juli genießt sie ihre Idylle in der Hängematte, am Tischchen unterm Rosenbogen mit einer Tasse Kaffee. Oder sie sitzt am Teich und beobachtet die Tiere.
Dass sie dazu und zum Verarbeiten der Ernte Zeit findet, liege an ihrem Halbtagsjob. Vollzeit im Beruf und eimerweise Kirschen in Chutneys, Fruchtessig, Gelee und Marmelade zu verwandeln oder gläserweise einzuwecken, da werde es schon eng, meint Karl. Dieses Jahr seien so viele Früchte wie noch nie ausgereift und auch von den Vögeln verschont worden.
Ihr Mann Alexander habe eine Woche lang immer wieder die reifen Kirschen geerntet. Die dunklen dicken Frühkirschen verwertet die Neuhüttenerin ganz. Aus den Kernen macht sie einen Amaretto-Likör. Die Stiele trocknet die Hobbygärtnerin: Daraus lässt sich Tee brühen. "Hilft hervorragend bei Husten", sagt sie. Eine weitere Verwertungsmöglichkeit für die Kerne ist, sie einzuweichen, das restliche Fruchtfleisch zu entfernen und sie für das Befüllen eines Kissens zu sammeln.
Mittlerweile sind die Zuckerschoten herangewachsen und können gegessen werden. Salat gibt es in Hülle und Fülle. In Erntelücken lassen sich weiterhin zum Beispiel Pflücksalat, Radieschen und Karotten säen. Auch für Bohnen ist es im Juli noch nicht zu spät, sie zu stecken. Auch Tomatenpflanzen lassen sich laut Karl noch vermehren: Wer beim Ausgeizen einen kräftigen Trieb entdeckt, entfernt ihn und stellt ihn ins Wasser. "Er zieht schnell Wurzeln. So gewinnt man noch mal eine kräftige Pflanze." Die Johannisbeeren können noch ein paar Tage Sonnenschein vertragen. Im Juli gibt es laut Karl dann alles an Beeren: Stachelbeeren, Kulturheidelbeeren, Johannisbeeren, Brom- und Himbeeren.
Im Sommer sei der Garten Treffpunkt für Familie und Freunde. Karls haben eine Gartenküche mit gemauertem Brotofen gebaut, die sie eifrig nutzen. Mit den Nachbarn tauschen sie sich übers Brotbacken aus. Der Ofen tauge unter anderem auch für Flammkuchen, Pizza und Brötchen sowie für Braten. Ob auf einen schnellen Kaffee, zu den Mahlzeiten, zum Sonnenbaden oder im Liegestuhl mit einem Buch: "Bei einem schön angelegten Garten hat man immer Urlaubsfeeling", sagt Karl.
Sie genießt zurzeit besonders ihre Lieblingsrosen: den Wuchs, die Farben und den Duft der Sorten Apfelblüte, Lichtkönigin Luzia, Ghislaine de Félingonde, Ballerine und Lupo. "Sie sind alle ungefüllt und daher ein Fest für die Insekten. Und sie bilden im Herbst größtenteils wunderschöne Hagebutten aus. Alle Hagebutten sind essbar, auch die der Gartenrosen", sagt die Gärtnerin. Schneidet man Rosen wie Ghislaine de Félingonde jetzt nach dem ersten Blütenflor etwas zurück, blüht sie im Herbst noch mal reich.
Eine besondere Attraktion in Karls Garten ist zurzeit ihr Huhn mit den Küken. Auf einer an den Nutz- und Ziergarten angrenzenden Wiese steht ein kleines mobiles Hühnerhaus. Die Glucke mit ihren Jungen versteckt sich vor Fremden unter den herabhängenden Zweigen eines Baumes, im Gebüsch und hohen Gras.