
Vermischt Mario Paul seine Rolle als Lohrer Bürgermeister mit der des Wahlkämpfers für seine Wiederwahl am 15. März? Den Vorwurf jedenfalls erhob Eric Schürr (Bürgerverein) in der jüngsten Stadtratssitzung am Mittwochabend.
Er sei "entsetzt" gewesen über den Inhalt eines Zeitungsartikels, in dem es vor wenigen Tagen um die näherrückende Eröffnung des Lohrer Stadtstrandes gegangen sei, so Schürr. Konkret störte er sich daran, dass in dem Artikel stand, dass man sich im Wahlprospekt Pauls anhand einer dort abgebildeten Skizze über die Gestaltung des Stadtstrandes informieren könne.
Vorwurf: Verquickung
Diese Skizze, so schimpfte Schürr, gehöre auf die Internetseite der Stadt und nicht in ein Wahlprospekt. So jedoch handle es sich um eine Verquickung des Bürgermeisteramtes mit der Kommunalwahl. "Es ist nicht in Ordnung, wie sie Wahlkampf führen", so Schürr an die Adresse von Paul.
Der wies die Kritik zurück. Er sei "nicht verantwortlich für das", was in der Zeitung stehe, sagte Paul. In dem Artikel hatte Paul unter anderem erklärt, dass die in seinem Wahlprospekt zu sehende Skizze des Stadtstrands von dessen Betreiber stamme.
Die Skizze sei den Stadträten gezeigt worden, als es um den Vertrag für den Stadtstrand gegangen sei, so Paul. Allerdings fand diese Präsentation in nichtöffentlicher Sitzung statt. Öffentlich wurde die Skizze im Stadtrat nicht gezeigt, weswegen Paul mit der Darstellung in seinem Prospekt eine exklusive Info bieten konnte. Er habe, so erklärte der Bürgermeister dazu, den Betreiber des Stadtstrands gefragt, ob er die Skizze für seinen Wahlprospekt verwenden dürfe, so Paul. Damit sei der Betreiber einverstanden gewesen.
Paul: Das Erreichte zeigen
Die Skizze sei in seinem Wahlprospekt enthalten, so Paul auf Anfrage der Redaktion, weil er im Rahmen seines Wahlkampfs möglichst konkret habe "zeigen wollen, was wir erreicht haben". Der Aussage Schürrs, wonach die Skizze auf der Internetseite der Stadt stehen müsste, schließt sich Paul nicht an. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Werbung für einen privatwirtschaftlichen Gastronomiebetrieb zu machen. Es ist nicht das erste Mal, dass Paul vorgeworfen wird, sein Bürgermeisteramt mit der Rolle des Wahlkämpfers zu vermengen. Vor einigen Wochen hatte es bereits Kritik an den postkartengroßen Einladungskarten gegeben, mit denen Paul zu seinen Wahlkampfterminen in den Stadtteilen eingeladen hatte.
Auf diesen waren in Wortwolken die Begriffe "Beteiligung" und "Bürger" hervorgehoben. Außerdem war der Slogan "Gemeinsam weiter gehen mit Bürgermeister Dr. Mario Paul" zu lesen. Ein Hinweis auf die Bürgermeisterwahl fehlte ebenso wie die Klarstellung, dass die Termine keine städtische Veranstaltung sind, sondern Wahlkampf Pauls. Auch fehlten die Logos von SPD und Grünen, für die Paul antritt.
Paul wies damals den Vorwurf zurück, er trenne Bürgermeisteramt und Wahlkampf nicht sauber. Auf seinem Flyer seien keine Logos der Stadt verwendet worden. Auch tauche nicht der Begriff Bürgerversammlung auf, der "auf eine offizielle, städtische Veranstaltung hinweisen" könnte, so Paul. Die Logos von SPD und Grünen habe er auch im Wahlkampf 2014 nicht verwendet, weil er parteilos sei.
Ich bin "entsetzt" über das kleinkarierte Gemecker.