
Kein Gedenkstein kann das Geschehene ungeschehen machen, doch jedes Erinnern kann die Zukunft verändern. Mit diesen Worten erinnerte Bürgermeister Sven Nickel am Gedenkstein in Rieneck an die fünf russischen Kriegsgefangenen, die vor 80 Jahren, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, erschossen wurden. Der unermüdliche Einsatz von Elfriede Krutsch habe diesen Ort geschaffen und gelehrt, dass Gedenken kein passiver Akt sei, sondern eine aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erfordere.
Oft werde der Frieden als höchstes Gut betrachtet. Doch die Geschichte des 20. Jahrhunderts lehre, dass Frieden ohne Freiheit lediglich die Abwesenheit eines offenen Konfliktes ist. Wie beim Nationalsozialismus sehe man auch heute noch Regime, die von Frieden sprechen, während sie ihre eigenen Bürger knechten und Nachbarländer bedrohen.
In einer Zeit, in der erneut Krieg in Europa herrsche, in der autoritäre Systeme weltweit erstarken, in der selbst in etablierten Demokratien populistische Strömungen grundlegende Freiheitsrechte in Frage stellen, sei es wichtiger denn je, sich intensiv für die Freiheit einzusetzen.
Deshalb müsse auch die Freiheit verteidigt werden: Manchmal mit Worten und friedlichem Protest, manchmal mit zivilem Ungehorsam und wenn alle anderen Mittel versagen, könne die Verteidigung der Freiheit auch den Einsatz von Gewalt erfordern. So konnten die Alliierten den Nationalsozialismus nicht durch Dialog besiegen, sondern es brauchte den Einsatz aller Kräfte, um die Tyrannei zu überwinden.

Die Stifterin des Gedenksteines, Elfriede Krutsch hielt erneut ein Plädoyer für den Frieden. Jeder Krieg ende mit Verhandlungen, sagte sie. Deshalb sei Diplomatie so wichtig. Milliarden Euro in die Rüstung zu investieren, sei falsch. Denn eine Aufrüstung ziehe immer Krieg nach sich. Man müsse unbedingt mit Putin verhandeln. Sie erinnerte an die Kubakrise, in der auch Verhandlungen vermutlich einen neuen Weltkrieg verhinderten.
Der frühere Pastoralreferent Burkhard Fecher gestaltete die Gedenkfeier musikalisch, Pfarrer Norbert Thoma sprach das Schlussgebet.