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Marktheidenfeld
Erinnerung an ein Kapitel Behördengeschichte
Dieser Blick auf das ehemalige Forstamtsgebäude ist heute nicht mehr möglich, weil gegenüber ein großer Neubau entstanden ist. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2015.
Foto: Michael Deubert | Dieser Blick auf das ehemalige Forstamtsgebäude ist heute nicht mehr möglich, weil gegenüber ein großer Neubau entstanden ist. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2015.
Michael Deubert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:41 Uhr

Wir schreiben das Jahr 1895: Der stattliche private Neubau des Forstmeisters Johann Lutz an der Straße nach Karbach markiert das Ende der Bebauung in der Marktgemeinde Marktheidenfeld. Auf dem 3570 Quadratmeter großen Grundstück gibt es Wohn- und Büroräume, Gewölbekeller, Waschküche, Wagenremise, Vorgarten, Gras-, Wurz- und Blumengarten. Johann Lutz war erst im Jahr zuvor von Peiting in Oberbayern nach Marktheidenfeld versetzt worden, um hier die Leitung des Forstamtes zu übernehmen.

Lutz trat die Nachfolge von Paul Stammler an, dem ersten Leiter des Forstamtes Marktheidenfeld und ersten Ehrenbürger der Gemeinde Marktheidenfeld. Das Forstamt gibt es seit 1885. Es ist entstanden in der damaligen allgemeinen Forstreform und aus dem Revier Marktheidenfeld. Schon 1898 stirbt Lutz plötzlich. Seine Witwe kann das Haus nicht halten. Sie bietet es dem Staat zum Kauf an, für 38 600 Mark. Man einigt sich schließlich auf 37 000 Mark. So erwirbt der Staat ein standesgemäßes Domizil für sein Königliches Forstamt Marktheidenfeld.

In staatlichem Eigentum

Bis in unser Jahrhundert bleibt das Anwesen im staatlichen Eigentum, auch wenn es nicht immer als Amtsgebäude genutzt wurde, sondern über viele Jahre nur als Wohnhaus für Forstbeamte und deren Familien diente. Nach einer ersten Auflösung 1962 wurde das Forstamt im Zuge der Verwaltungsreformen in den 1970er Jahren neu errichtet, um im Zuge einer weiteren Verwaltungsreform vor 15 Jahren wiederum aufgelöst zu werden.

Die Forstämter und die Landwirtschaftsämter sind heute zusammengeführt unter dem Dach der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Amt in Karlstadt ist zuständig für die Landkreise Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg sowie die Stadt Aschaffenburg. Die Bewirtschaftung des Staatswaldes obliegt nun dem Unternehmen Bayerische Staatsforsten.

Über seinen kaufmännisch eingerichteten Betrieb Immobilien Freistaat Bayern stellte der Freistaat das für ihn "überflüssig" gewordene Forstamtsgebäude samt Areal im Herbst 2006 zum Verkauf. Für Investoren war weniger interessant das alte Haus mit 411 Quadratmetern Wohnfläche, viel mehr das freie Gelände hinter dem Haus - "ideal" für eine intensive und damit lukrative Bebauung. Das ehemalige Forstamtsgebäude bildet den "Riegel" zur Petzoltstraße, wie der untere Teil der Karbacher Straße nach dem Arzt und Ehrenbürger August Petzolt benannt wurde.

Aussehen wenig verändert

Das Aussehen des Hauses hat sich in den 125 Jahren seines Bestehens nur wenig verändert. Das frühere Forstamtsgebäude mit dem großen Hirschkopf an der Straßenfassade liegt allerdings nicht mehr am Ende, sondern inmitten der Bebauung Marktheidenfelds. Immer noch fällt es auf und prägt das Straßenbild deutlich. Das tut es zusammen mit dem 1884 errichteten Spital (heute Stadtarchiv) und dem 1914 bezogenen Bezirksamt (heute Verwaltungsgemeinschaft). Jedenfalls erinnert das ehemalige Forstamtsgeäbude an ein Kapitel wechselvoller Behördengeschichte.

1895 ließ der Forstmeister Johann Lutz das spätere Forstamtsgebäude als Privathaus erbauen. Die Aufnahme dürfte wenige Jahre danach entstanden sein.
Foto: Repro Deubert | 1895 ließ der Forstmeister Johann Lutz das spätere Forstamtsgebäude als Privathaus erbauen. Die Aufnahme dürfte wenige Jahre danach entstanden sein.
 
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