Kurt Schüll steht vor einem Rätsel. Seit Jahren ist es ihm, auch nicht durch akribische Nachforschungen, nicht gelungen, ein Fliegerschicksal aufzuklären, das sich im Oktober 1943 im Altenbucher Forst zugetragen haben soll. Es ist Kurt Schülls bisher „schwierigster Fall“.
„Tatort“ Waldabteilung „Heuschleife“, zwischen Altenbuch und Rohrbrunn im Staatsforst gelegen. Wie oft schon war Kurt Schüll dort an einem rund 1,5 Meter tiefen Krater gewesen, in dessen Umfeld er mit Hilfe einer Sonde aberdutzende Kleinteile gefunden hat, die einwandfrei einem Jagdflugzeug der ehemaligen deutschen Luftwaffe vom Typ Me 109 zugeordnet werden können. Aber: Die Frage nach dem Verbleib des Messerschmitt-Piloten quält den Marktheidenfelder Heimatforscher noch bis heute. Hat der Flugzeugführer womöglich überlebt oder ist er beim Absturz ums Leben gekommen? Personen, die darauf eine Antwort geben könnten - dazu gehört auch ein kleiner Soldatentrupp vom früheren Flugplatz in Wertheim, der Trümmerreste abtransportiert haben soll - sind kaum mehr ausfindig zu machen. Die meisten von ihnen sind, 75 Jahre später, nicht mehr am Leben oder längst im hohen Seniorenalter angekommen.
Nachdem Zeitzeugen schwer zu finden sind, wendet sich Schüll nun an die Öffentlichkeit. Forstbeamte, die eigentlich ihren Wald ziemlich genau kennen, konnten dem Marktheidenfelder ebenfalls nicht weiterhelfen.
Dicke Laubschichten und eine Menge anderer „Abdeckungen“, die die Natur in dem Krater hinterlassen hat, geben viele Rätsel nach dem Pilotenschicksal auf. Kurt Schüll hat mittlerweile auch eine Menge einschlägiger Literatur und Archivunterlagen gesichtet - weiter gekommen ist er bislang auch dabei nicht. Viele kleine Trümmerreste haben ihn ebenfalls ebenso wenig weiter gebracht wie Luftaufnahmen, die kurz nach Kriegsende und ein paar Jahre später von dem Amerikanern gemacht wurden. Bei dem Blick aus der Vogelperspektive wurden keine beschädigten Baumkronen gesehen. Was Kurt Schüll stutzig macht, ist die Tatsache, dass er kein einziges „Kleinteil“ gefunden hat, auf dem zum Beispiel die Triebwerksnummer zu sehen wäre. Irgendwelche technische Daten würden ihm nämlich weiterhelfen und darüber Auskunft geben, welcher Pilot in dem Messerschmitt-Jäger am Steuer saß.
Auch von den wenigen Altenbucher Bürgern die Kurt Schüll befragen konnte, kamen widersprüchliche Aussagen. Von ihnen hörte er nur, dass „das Flugzeug im Herbst 1943 bei Luftkämpfen im Spessart abstürzte und der Pilot mit dem Fallschirm ausgestiegen“ sein und Reste der Maschine „von Wehrmachtssoldaten aus Wertheim abgeholt“ worden sein soll.
Eine ältere Altenbucher Witwe berichtete Schüll, dass ihr Mann am Absturzort gewesen sie und er dort Leichenteile gefunden habe. Von einem anderen Bürger hörte er, dass der Pilot mit dem Fallschirm abgesprungen sein soll. Wie glaubhaft diese Aussagen sind, ist kaum nachprüfbar. In einschlägigen Unterlagen ist nämlich zu lesen, dass am 14. Oktober 1943 mehr als zwanzig Piloten oder Besatzungsmitglieder US-amerikanischer Flugzeuge über dem Spessart mit dem Fallschirm abgesprungen sind.
Wer mehr über den Flugzeugabsturz weiß, soll sich bei Kurt Schüll melden: Tel. (0 93 93) 42 03.