Wer in Erlenbach ein Stück Garten besitzt, kennt ihn: Walter Liebler. Er ist im Ort geboren und aufgewachsen, hat dort gearbeitet – und engagiert sich auch als 70-Jähriger noch. Immer samstags betreut er den gemeindlichen Grünabfallplatz. Ab 13 Uhr ist auf der Betonpiste, die dorthin führt, viel los. Ein Buchsbaum, der mitsamt der Wurzel auf der Fahrbahn liegt, weist den Weg.
Bürgermeister Georg Neubauer und Helmut Fuchs, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld betonen, dass die "Deponie" eine freiwillige Leistung der Gemeinde sei. "Der Landkreis hat mit der braunen Tonne und der Grünabfallsammlung ein Entsorgungskonzept", so Fuchs. Vielen Bürger reiche das aber nicht aus.
Die Erlenbacher Ulrike und Heiner Kunz, sowie Thomas Diener liefern Schnittgut vom Rasenmähen an. "Wenn die braune Tonne voll ist, bringen wir die Sachen hierher", so das Ehepaar Kunz. Diener liefert nicht nur eigene Gartenabfälle an, sondern auch die der Nachbarn. Sein "Bulldog" will schließlich bewegt werden, schmunzelt er. Er bedauert, dass man kein Häckselmaterial abholen könne. Das war früher möglich. Heute werden die Äste geschreddert und in der Kompostieranlage in Wernfeld zu Hackschnitzel oder Heizpellets verarbeitet, erklärt Liebler.
Bevor er 2011 die Aufsicht übernahm, hatte jeder dort abgeladen, wo er wollte, so Liebler; auch in der freien Natur, so Bürgermeister Neubauer. "Wenn Angebot und Bedürfnisse nicht zusammenpassen, suchen sich die Menschen andere Wege", sagt Helmut Fuchs. Die Gemeinden seien dann in der Pflicht, das zu beseitigen. Was viele nicht wissen: Dadurch entstehen Kosten, für die die Gemeinden eigentlich nicht aufkommen müssten. Denn Abfallentsorgung und Verwertung sind Aufgaben des Landkreises. Die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld appellieren deshalb an den Kreistag, das Entsorgungskonzept für Grünabfall an die Bedürfnisse der Bürger anzupassen.
Seit drei Jahren sind am Erlenbacher Platz sogar Eingangskontrollen notwendig. Walter Liebler kann es selbst kaum glauben, aber es haben schon Menschen versucht, Europaletten oder Bauschutt dort zu entsorgen. "Walter ist ein Segen. Mit seiner konsequenten Art sorgt er hier für Ordnung", so Hermann Riegel. Der Erlenbacher Altbürgermeister kommt mit dem Auto und lädt einen Eimer Traubenhyazinthen mitsamt Zwiebeln und Erde in den Container; ein paar scherzhafte Worte und Riegel verlässt den Platz wieder.
Joachim Müller aus Tiefenthal bringt nicht nur Gartenabfälle, sondern auch eine Jacke. Bei Müllers vorherigem Besuch hat es plötzlich zu regnen begonnen, er hatte nichts zum Überziehen, also hat Liebler ihm etwas geliehen.
"Hast du schon gehört? …" Manche nutzen den Besuch für einen Plausch. Dass Liebler als gelernter Metzger mit einem Bratwurststand sicherlich gute Geschäfte machen könnte, haben schon viele gescherzt.
Doch wenn jemand nicht auf Lieblers Anweisungen hört, wird der auch mal laut. Eine uneinsichtige Frau bringt mit Kirschlorbeer und Johannisbeerstrauch einen Wurzelballen. Das muss getrennt werden, befindet Liebler. Die Erde könne den Schredder verstopfen.
Die Hälfte der Abfälle bringen die Mitarbeiter des Bauhofs
Renate und Winfried Klecki haben ihre Thujahecke geschnitten. Wenn sie damit die Biotonne füllen würden, wäre für nichts anderes mehr Platz. Die immergrünen Zweige bringen Farbe in den sonst graubraunen Berg. Etwa 100 Kubikmeter Schnittgut liegen dort. Rund die Hälfte haben die Mitarbeiter des Bauhofs gebracht, von Bäumen am Friedhof Friedhof oder an der Schule.
Ein junger Mann fährt vor. Liebler kennt ihn nicht. "Sind sie aus Erlenbach? Adresse?" Er nimmt es ganz genau. Für Ortsansässige ist die Abfallannahme ein kostenloser Service, für den die Gemeinde bis zu 20 000 Euro zahlt. Von Auswärtigen muss Liebler zwölf Euro je Kubikmeter verlangen, so steht es im Beschluss des Gemeinderats.
Gegen 14.30 Uhr wird es ruhiger auf dem Grünabfallplatz. Dann zieht sich Liebler in seinen Container zurück und erledigt Schreibarbeiten. Dort hat er einen Holzofen stehen, der ihn wärmt, wenn es draußen kalt ist. Und er hat mehrere Paar Handschuhe, Sonnenmützen und Regenjacken - falls mal wieder jemand das Wetter falsch einschätzt.