Wie soll das gemeindliche Grundstück in der Breitwiese bebaut werden? Bürgermeister Stefan Wohlfart schlug dem Gemeinderat in Zellingen Grundstücksaufteilungen für drei klassische Einfamilienhäuser oder zwei Doppelhäuser und ein freistehendes Haus vor. Das kritisierten vor allem Räte von der SPD und den Grünen. Gemeinderat Wieland Gsell erinnerte daran, dass der Gemeinderat vor sechs Jahren eine städtebauliche Studie befürwortete, die kostengünstige Häuser in Holzbauweise vorsah, und beantragte erfolgreich, den Tagesordnungspunkt zu verschieben.
Im Jahr 2013 hatte sich der damalige Gemeinderat mit einer städtebaulichen Studie des Altortplaners Rainer Tropp beschäftigt, die turmartige kleine Häuser auf "Stelzen" vorsah, so dass darunter Platz für Autoparkplätze und Lagerräume war. Im August 2013 reichte sogar eine Firma eine Bauanfrage dafür ein, die aber am Immissionsschutz scheiterte. Insbesondere die im zweiten Obergeschoss geplanten Schlafräume wären vom vorhandenen Lärmschutzwall nicht ausreichend vor dem Verkehrslärm der nahen Staatsstraße abgeschirmt worden. Daraufhin legte der Städteplaner eine neue Studie mit ebenerdigen "Boxhäusern" und normalen Stellplätzen vor, die Abstellräume waren auf mögliche Gartengrundstücke direkt am Lärmschutzwall verschoben.
Diese Studie sei in seinen Augen nicht zielführend, sagte Bürgermeister Stefan Wohlfart und verwies auf die sehr kleinen Wohnflächen. Zudem sehe die Studie eine gemeinsame Heizzentrale vor, wie er in der vorangegangen Sitzung schon gesagt hatte, sollte das dafür vorgesehene Grundstück aber im Besitz der Gemeinde und unbebaut bleiben.
Dem hielt Wieland Gsell entgegen, es gehe auch um die Grundsatzfrage, ob die Gemeinde nicht aus sozial Schwachen eine Möglichkeit bieten solle, zu Wohneigentum zu kommen. Die Häuser seien auch deshalb so klein geplant worden, weil vierköpfige Familien bis maximal 100 Quadratmeter Wohnflächen staatliche Förderungen erhalten können.
"Wir sollten die Ideen des Architekten Tropp wirklich prüfen, statt wieder eine Aufteilung vorzunehmen wie seit 1960", fand Gemeinderat Werner Küffner (SPD). An einer nicht mehr möglichen Heizzentrale würde eine kreativere Art des Bauens sicher nicht scheitern.
Den Vorschlag für einen Bereich mit Tiny Houses, die sogar versetzt werden können ("mobil" sind), machte Volker Wingenfeld (Grüne). "Hier könnte Zellingen Neuland betreten und zum Vorreiter werden." Seine Fraktionskollegin Sonja Rupp fügte hinzu, niemand im Saal wisse, ob nicht eine Nachfrage für andere Bauweisen als klassische Einfamilienhäuser da sei.
"Wir wollten da schon immer etwas für weniger Betuchte schaffen", sagte Jürgen Keller (SPD) und bat, die Studie für die Box-Häuser im aktuellen Gemeinderat vorzustellen (in dem sechs Räte neu sind). Auch weil konventionelles Bauen sehr teuer geworden sei. Er sprach davon, die Bauherren im inzwischen erschlossenen Gebiet "Kapelle" in Zellingen mit 35 Bauplätzen und der anstehenden "Klinge" in Retzbach mit 44 Bauplätzen müssten für ihre Eigenheime samt Grundstück insgesamt rund eine halbe Million Euro aufbringen.
Zum Vergleich: 2014 wurde von reinen Baukosten eines "Box-Hauses" von 100 000 Euro ausgegangen, wenn eine Firma fünf weitgehend gleiche Gebäude baut. Um die Grundstückskosten von knapp 70 000 Euro abzumildern, wurde sogar über Erbpacht nachgedacht.
Bürgermeister Stefan Wohlfart bemerkte dazu, seit 2014 habe sich da nichts mehr entwickelt. Daraufhin fragte Andrea Heßdörfer (Freie Bürger), wieso es damals nicht zu einem Abschluss kam. "Weil man die Kapelle vorgezogen hat", antwortete Gemeinderat Wieland Gsell. Er verwies zudem darauf, dass die Kommunen von der Staatsregierung zum Flächensparen angewiesen seien und fügte hinzu, sein Reihenhausgrundstück habe gerade mal 198 Quadratmeter. Sein Antrag zur Geschäftsordnung, den Tagesordnungspunkt zu verschieben, wurde bei zwei Gegenstimmen mehrheitlich beschlossen.