Am heutigen Mittwoch begeht die Ärztin Dr. Katharina Kuhnke-Hillen ihren 95. Geburtstag. Die Jubilarin lebt im Caritas-Seniorenwohnheim St. Martin in Lohr und damit in der Nähe ihres erstgeborenen Sohnes, Dr. Gerd-Uwe Johnson, und dessen Frau, Dr. Morven Johnson. Seine Mutter sei stets eine sehr emanzipierte Frau gewesen, sagt Johnson. Nach ihrem Ruhestand 1988 habe sie die ganze Welt bereist und mit 80 sei sie noch mit ihm auf Mauritius getaucht. Erst in den letzten Jahren habe sie die Fähigkeit zur Selbstversorgung verloren.
Kuhnke-Hillen kam als erstes Kind des Ingenieurs Arnold Hillen und dessen Frau Klara in Varel/Oldenburg zur Welt. Hillens Beruf führte die Familie bald nach Stettin, wo der Ingenieur die Leitung eines Autowerks übernahm. Im Abstand von jeweils fünf Jahren folgten weitere berufsbedingte Umzüge: Wiener Neustadt, Opladen, schließlich Berlin. Beim Steyr-Werk Ebensee hatte Hillen die Führung der „Tiger“-Panzerwerke inne.
Seine Tochter überlebte verheerende Bombennächte in Berlin und den Angriff auf den Dresdener Bahnhof. Noch vor dem Krieg hatte sie ihr Medizinstudium begonnen und wurde in den letzten Kriegsjahren im Werkslazarett in Ebensee eingesetzt. 1945 heiratete sie den baltischen Ingenieur Ralf Johnson; er gehörte zum Team des Raketeningenieurs Wernher von Braun. 1946 brachte die junge Frau ihren Sohn Gerd-Uwe zur Welt. Im Jahr darauf ließ sie sich scheiden.
Danach pilgerte sie mit ihrem Kind von Universität zu Universität durch ganz Deutschland, um ihr Medizinstudium abzuschließen. Einzig die Universitär Würzburg gewährte ihr einen Studienplatz. Hier promovierte sie und arbeitete unentgeltlich an der Kinderklinik und später an der Frauenklinik. Von letzterer Tätigkeit rührte ihre Gabe, Hausgeburten zu leiten. Ihr Sohn wurde anfangs im Hort der Wickenmayer-Stiftung betreut, ab 1950 kam der damals Vierjährige zu Pflegeeltern aufs Land. Seine Mutter hielt sich mit Vertretungen von Landärzten über Wasser. Diese allgemeinärztliche Tätigkeit führte sie vom Untermain bis in die Rhön.
1957 heiratete sie den Cellisten Walter Kuhnke. Im Jahr darauf kam der gemeinsame Sohn Olaf zur Welt. 1959 wurde zum Jahr entscheidender Ereignisse: Kuhnke-Hillen beendete auch ihre zweite Ehe. Beruflich schaffte sie das, was für eine Frau damals hart war: Aus der Kontingentierung konnte sie die ehemalige Praxis von Dr. Rudolf Bauer kaufen. Die Ärztin begann in der Lohrtorstraße zu praktizieren und führte ihre Aufgabe bis zu ihrem 70. Lebensjahr 1988 fort.
Während dieser Jahre half sie etlichen Lohrer Bürgern bei Hausgeburten auf die Welt. Zur Freude von Kuhnke-Hillen folgten ihre beiden Söhne ihrer Profession. Johnson ließ sich mit seiner Praxis für Allgemeinmedizin in Lohr nieder, Olaf Kuhnke leitet eine Klinik in der Schweiz. Ebenso traten die vier Kinder Johnsons in die Fußstapfen ihrer Großmutter. Sie sind Medizinprofessoren und Klinikleiter.