Wer in den vergangenen Wochen in Getränkemärkten einkaufen ging, stieß dort auf riesige Lücken, wo sich sonst die Mineralwasserkästen stapeln. "Diese Knappheit gibt es mittlerweile überall", erzählt eine Mitarbeiterin des Getränkevertriebs Bernd Krapf in Arnstein. Einer der Gründe dafür ist, dass bei den Getränkelieferanten nicht genügend Flaschen vorhanden sind. Durch die anhaltende Hitze haben die Kunden oft mehrere Kästen gekauft. Aber die Getränkelieferanten kamen nicht mehr hinterher, Neuflaschen zu besorgen.
Besonders bei den Glasflaschen herrschte in der zweiten Julihälfte ein großer Engpass. Diese Leergutknappheit betraf mehrere Marken in der Region. So erzählt Marcel Brehler, Leiter Controlling bei der Staatlichen Mineralbrunnen AG Bad Brückenau: „Ein Grund der Leergutknappheit ist natürlich die höhere Nachfrage nach Wasser im Sommer, allerdings sind einfach zu wenige Leergutflaschen da und viele bei der Kundschaft im Umlauf.“ Normalerweise sollte mit jeder neuen Auslieferung auch ein Lkw voll mit Leergut beim Abfüllwerk ankommen. Dies war aber nicht der Fall.
Lange Lieferzeiten bei Glasflaschen
Dass im Sommer die Menschen mehr Wasser trinken, ist allerdings nichts Neues. Warum bestellen die Getränkelieferanten dann nicht einfach neue Flaschen? Brehler erklärt: „Gerade Neuglas hat eine sehr lange Lieferzeit und kann nicht immer rechtzeitig geliefert werden.“ Glasflaschen sind aufgrund des gestiegenen Umweltbewusstseins generell Mangelware. Die Glashütten kommen aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr hinterher.
Allerdings liegt das Problem nicht nur an den langen Lieferzeiten von Neuglas. Jannis Volpert, Geschäftsführer von Getränke Volpert, betrachtet als Hauptproblem, dass die meisten Brunnen nicht mehr in den Mehrwegpool investieren wollen. Mittlerweile beginnen viele ihre eigenen Flaschen herauszugeben, die dann nur speziell zu ihnen zurückgeliefert werden können. „Damit machen sie auf Dauer den Mehrwegpool kaputt“, erzählt Volpert. Indem immer weniger Getränkelieferanten die Mehrwegflaschen nachbestellen, wird der Pool immer kleiner.
Kundern bunkern offenbar Wasserkästen
Da es bereits im vergangenen Jahr eine kurze Wasserflaschenknappheit gegeben hatte, "kommt es einem gerade so vor, als ob die Verbraucher dieses Jahr über den Sommer hinweg mehr Flaschen bunkern“, sagt der Filialleiter einer Getränkemarktkette in Karlstadt. Wichtig wäre es, dass die Kunden das Leergut – dabei vor allem Glasflaschen – nicht über längere Zeiträume im Keller horten. Aus diesem Grund appellieren die Getränkehändler an die Kunden, möglichst zügig ihre leeren Flaschen in die Märkte zurückzubringen.
Wenn die gewohnte Mineralwassermarke vergriffen ist, besteht immer noch die Möglichkeit, auf andere Getränkemarken oder die Plastikflasche zurückzugreifen. Und dann gibt's noch ganz „altmodisch“ den Wasserhahn.