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ARNSTEIN
Energieverluste und veraltete Technologie bei Hallenbad und Mittelschule
Das Schulzentrum Arnstein mit dem Hallenbad rechts und der Mittelschule links.
Foto: Günter Roth | Das Schulzentrum Arnstein mit dem Hallenbad rechts und der Mittelschule links.
th
 |  aktualisiert: 11.12.2019 21:42 Uhr

Die Karlstadter Architekten Werner und Stefan Haase stellten dem Stadtrat von Arnstein ihre Ergebnisse der Untersuchung zur energetischen Sanierung des Hallenbades und der Max-Balles-Mittelschule vor. Fazit: die Bausubstanz, insbesondere der Zustand der Betonaußenhülle ist noch sehr gut, aber Wärmedämmung, Verglasung sowie Heizungs- und elektrische Installation sind dringend sanierungsbedürftig. Der Aufwand dazu wird dementsprechend hoch sein. Außerdem berichteten die beiden Fachleute über erste Überlegungen zum geplanten Konzept für ein Bildungs- und Generationszentrum (BIG).

Ein großer Brocken ist das Hallenbad, das einzige im Altlandkreis Karlstadt, das noch von einer Gemeinde betrieben wird. Es verfügt über eine neu gestaltete Cafeteria, ein Schwimmbecken mit 25-Meter-Bahn und im Untergeschoss die Umkleiden und Duschen sowie eine Sauna. Rund 17 000 Badegäste besuchen das Hallenbad jährlich, fast 800 davon sind Schüler, die allerdings im Rahmen des Schwimmunterrichts mehrfach im Jahr kommen. Während fünf Wochen in den Sommerferien und zwei um Weihnachten ist das Bad ganzjährig geöffnet.

Das 45 Jahre alte Gebäude ist in Massivbauweise ausgeführt. Die Bodenplatte die Außenwände aus Stahlbeton enthalten bauzeitliche Perimeterdämmung, die Außenwände des Erdgeschosses sind als Stahlbeton-Skelett mit Fensterbändern mit Kerndämmung versehen, das Dach ist aus Stahlbeton.

Die Wärmeversorgung für Beheizung, Trinkwarmwasserbereitung und Nacherhitzung der Zuluft erfolgt durch die Heizzentrale in der Mittelschule. Diese besteht aus zwei Gasgebläsekessel mit je 930 Kilowatt und wurde 1994 installiert. Ein vorhandenes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 220, beziehungsweise 265 Kilowatt elektrischer und thermischer Leistung aus demselben Jahr ist seit acht Jahren stillgelegt. Zwei Pufferspeicher beinhalten je 5000 Liter. Die zentralen Lüftungsanlagen für Sauna, Schwimmhalle und Nebenräume sind ohne Wärmerückgewinnung. Die Badewassertechnik wurde größtenteils 2010 erneuert, die warmen Rohrleitungen sind gut gedämmt, die Verteilerbalken allerdings oft nicht. Den durchschnittlichen Energieverbrauch gab Haase mit 570 000 für die Wärme und 102 000 Kilowattstunden für den Strom pro Jahr an.

Während die Betonsubstanz noch gut erhalten ist, zeigen sich im Bereich der Schwimmhalle deutliche Korrosionsschäden an den Pfosten der Fensterfronten, die durch die chlorhaltige Luft entstanden sind. In den Scheibenzwischenräumen sind die Glasabstandshalter in einigen Fällen stark verrostet, was auf darauf hinweist, dass die ursprünglich dämmende Gasfüllung nicht mehr vorhanden ist. An vielen Stellen löst sich der Bodenbelag aus Mosaikfliesen. Die Leitungen des Beckenüberlaufes sind im Unterbau an vielen Stellen korrodiert, weisen starke Verfärbungen auf und sind an einigen Stellen undicht. Viele der Glasscheiben sind teilweise oder ganz blind.

Wärmebildaufnahmen zeigen deutliche Wärmebrücken im Sockelbereich des Gebäudes, an der Türzarge und insgesamt an den Fensterverkleidungen. Der unterkellerte Bereich gibt Wärme an den Pausenhof ab.

Was ist nun zu tun - wie kann man Abhilfe schaffen? Dazu schlugen Haase und Haase verschiedene Varianten vor. In jedem Fall ist der Austausch der Fenster und Außentüren notwendig. Eine effektive Wärmedämmung auf der bestehenden Konstruktion mit mineralischem Außenputz sind unabdingbar. Dazu sollten die Dächer gedämmt und mit Edelstahl eingedeckt werden. Darüber hinaus befürworten die Architekten den Austausch der Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnungsgrad von mindestens 80 Prozent. Eine Wärmepumpe, Solaranlage und Fotovoltaik auf den Dächern könnten zusätzliche Energie erzeugen. Zusätzlich wäre auch ein effektives neues Blockheizkraftwerk mit 135 Kilowattstunden für die Wärme sinnvoll, soweit die Maximalüberlegungen der Fachleute.

Durch gezielten Einsatz aller Möglichkeiten und Techniken könnten so bis zu 85 Prozent der benötigten Primärenergie eingespart werden.

Hinsichtlich der Finanzierung wies Werner Haase darauf hin, dass bei Erreichen eines KfW-Effizienzgebäudestandards in der Sanierung neben einem zinsgünstigen Kredit auch ein Tilgungszuschuss von zehn bis 17,5 Prozent des Zusagebetrags möglich sei. Zusammen mit der zu erwartenden deutlichen Senkung der Energiekosten und den möglichen anderen Fördertöpfen könne so die Belastung der Stadt fühlbar reduziert werden.

Die Architekten rieten auch, alle nötigen Maßnahmen im Gesamtpaket durchzuführen. Zuschüsse seien leichter zu erhalten, bauliche Synergieeffekte könnten genutzt und die Nachfolgekosten im Unterhalt gesenkt werden.

Nicht viel anders ist die bauliche und energetische Situation im benachbarten ebenso alten Mittelschulgebäude. Hier komme allerdings noch die starke Zergliederung und der teilweise Leerstand aufgrund der Schülerzahlen hinzu. Jedoch müssen selbst die leeren Zimmer voll geheizt werden. Auch hier sind die massiven Fertigbetonbauteile gut erhalten, allerdings sind die oft blinden Holzrahmenfenster mit Zweifachverglasung verschlissen. Weder der Baukörper noch das Dach sind ausreichend gedämmt. Das Dach ist im vierten Obergeschoss sogar teilweise undicht. Mit der Infrarotkamera konnten die Fachleute eine ganze Reihe unnötiger Wärmelecks feststellen. Der Energiebedarf wird hier mit 630 000 Kilowattstunden für die Wärme und 66 000 für den Strom angenommen.

Im Mittelschulgebäude steht die zentrale Heizungsanlage für alle Gebäude des Schulzentrums. Hier stehen zwei Erdgas-Niedertemperatur-Gebläsekessel von 1994 mit je 930 Kilowatt zur Verfügung. Die Heizleitungen im Heizraum sind gut gedämmt, die Verbindungsleitungen zu den anderen Gebäuden konnten allerdings nicht eingesehen werden. An den Heizkörpern im Schulhaus gibt es teilweise keine Thermostatköpfe, sondern nur Schraubventile.

Eine Lüftungsanlage oder gar Gebäudekühlung sind nicht vorhanden, die Lüftung erfolgt ausschließlich durch die Fenster. Der sommerliche Wärmeschutz durch Vorhänge ist nicht ausreichend. Die Beleuchtung wird überwiegend durch konventionelle Leuchtstoffröhren sichergestellt.

Die energetische Sanierung soll nach Ansicht der Architekten wie beim Hallenbad über den Austausch der Fenster, über moderne Außendämmung und effektive Wärmerückgewinnung erfolgen. Ein neues Blockheizkaftwerk für Hochtemperaturbetrieb erscheint ihnen auch sinnvoll.

Darüber hinaus müssen das Dach repariert, der Brandschutz angepasst und die Fluchttür erneuert werden. Die baufällige Fluchttreppe außen ist zu erneuern.

Auch hier könnten günstige Darlehen von rund 0,05 Prozent Zins und Tilgungszuschüsse beantragt werden. Insgesamt rieten die Fachleute auch an, die Nutzung des Gebäudes zu intensivieren.

Starke Erosionen an den Fensterrahmen.
Foto: Günter Roth | Starke Erosionen an den Fensterrahmen.
Erosionen in den Leitungen und Wärmeverluste durch fehlende Dämmung. Das Arnsteiner Schwimmbad von unten.
Foto: Günter Roth | Erosionen in den Leitungen und Wärmeverluste durch fehlende Dämmung. Das Arnsteiner Schwimmbad von unten.
An vielen Stellen im Badbereich lösen sich die Mosaikfliesen. Das sieht nicht nur unschön aus, es führt auch gelegentlich zu Verletzungen.
Foto: Günter Roth | An vielen Stellen im Badbereich lösen sich die Mosaikfliesen. Das sieht nicht nur unschön aus, es führt auch gelegentlich zu Verletzungen.
Blinde Scheiben haben ihren einstigen Dämmwert weitgehend verloren.
Foto: Günter Roth | Blinde Scheiben haben ihren einstigen Dämmwert weitgehend verloren.
 
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