zurück
Miltenberg
Endlich Schwimmer! Thomas Poppe aus Miltenberg macht sein Seepferdchen mit 40 Jahren
Als Kind wäre der Unterfranke fast ertrunken. Es sollte 33 Jahre dauern, bis er eine Schwimmurkunde bekam. Warum er jetzt doch noch sein Abzeichen machte.
Thomas Poppe ist Comedy-Autor aus Eichenbühl bei Miltenberg und arbeitet unter anderem für die heute-Show. Als Kind wäre er fast ertrunken.
Foto: S. Poppe | Thomas Poppe ist Comedy-Autor aus Eichenbühl bei Miltenberg und arbeitet unter anderem für die heute-Show. Als Kind wäre er fast ertrunken.
Manuel Scholze
Manuel Scholze
 |  aktualisiert: 10.02.2024 22:58 Uhr

Gerade mal sechs Jahre war er damals alt, als eine Mutprobe für ihn lebensgefährlich endete. Thomas Poppe hatte sich mit seinen Freunden an einem Bach versammelt, zu der Jahreszeit herrschte in dem kleinen Flüsschen Hochwasser. Mitten in diesem Strom lag Geäst. Ein Kind nach dem anderen stellte sich auf die Äste und holte sich einen Adrenalinschub ab. Dann war Thomas dran. Das Gehölz brach, der Sechsjährige wurde vom Wasser mitgerissen.

"Ich bin hunderte Meter weggetrieben, bis ich endlich herauskam. Und ich erinnere mich noch genau, wie ich bei acht Grad pitschnass durch das Dorf lief", sagt Thomas Poppe heute. Und: "Ich hatte schon dort das Gefühl, dass es hätte mit dem Tod enden können. Sowas bleibt hängen."

Während Seepferdchen-Prüfung in der Schule wieder viel Wasser geschluckt

Die Geschichte sollte den Unterfranken von diesem Tag an sein bisheriges Leben lang begleiten.  "Ich war Nichtschwimmer in dem Sinne, dass ich einfach nicht geschwommen bin", sagt der 40-Jährige aus Eichenbühl bei Miltenberg. "Ich konnte es zwar, aber nicht so gut, dass ich mich sicher gefühlt hätte."

Die Angst nach dem einschneidenden Erlebnis im Hochwasser-Bach ließ den Jungen damals auch seine Seepferdchen-Prüfung in der Schule versemmeln. "Ich hatte bei der Prüfung viel Wasser geschluckt", erzählt der Eichenbühler. "Und in den späten 80ern war man nicht so pädagogisch, dass man sich damit genauer beschäftigt hätte. Da hieß es eher: ‚Das hättest du schon schaffen können‘. Und gut war es." Schon damals hätte auffallen können, dass der Schüler nicht bis in die Mitte eines Beckens schwimmen wollte. Und zitterte, wenn er sich im tiefen Wasser bewegen musste.

Die eigenen Kinder brachten das Umdenken: Was ist, wenn ich mein Kind rausziehen muss?

Keine gute Voraussetzung für eine Schwimmer-Karriere. Er sei zwar oft zum Baden im Spaßbad gegangen, sagt der Comedy-Autor heute. "Aber immer im Nichtschwimmerbecken, und ich habe immer geschaut, wie hoch das Wasser ist". Erst als er selbst Kinder hatte, habe das Umdenken begonnen, sagt der 40-Jährige im Gespräch: "Da denkt man nach, ob das noch genug ist."

Denn er fragte sich: Könnte er seine Kinder retten, wenn ihnen etwas im Wasser passiert? "Man muss immer beten, dass es den Gefahrenmoment nicht gibt, wo du dein Kind rausziehen musst", sagt Poppe.

Als sein Sohn dann kürzlich das Schwimm-Bronze-Abzeichen machte und seine Tochter das Seepferdchen bestand, fasste sich der Unterfranke selbst ein Herz. Seinen eigenen Schwimmstil hatte er durch zahlreiche Badeausflüge mit seinen Kindern verbessert, sagt Poppe: "Ich wollte mit meinen Kindern auch häufig ins Schwimmbad, damit die Schwimmen lernen."

Was wird wohl der Bademeister sagen, wenn ich nach der Prüfung frage?

Die größte Herausforderung sei es gewesen, als Erwachsener zum Bademeister zu gehen und zu sagen: "Ich möchte ganz ernsthaft das Seepferdchen machen." Zweimal habe er sich gedrückt, bis er Ende Mai dann doch die Prüfung absolvierte.

"Das ist ja nicht so schwer, man muss halt die Baderegeln kennen", sagt der Vater. "Und für den Schwimmpart wusste ich, dass ich das kann." Der Bademeister im Hallen-Freibad Miltenberg habe cool reagiert und ihm versichert, dass auch schon Menschen mit 82 Jahren bei ihm die Schwimmprüfung absolviert hätten. Nach Bestehen des Seepferdchens postete Thomas Poppe, der als freier Autor unter anderem für die "heute-show" im ZDF  schreibt, sein erhaltenes Zertifikat stolz auf Twitter. Und erhielt überwältigende Rückmeldungen.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Seine Geschichte habe ihm gezeigt, dass es mit dem Schwimmen so sei wie mit Analphabetismus. Viele kämpfen mit Problemen, man komme als Erwachsener aber lange gut damit durch. So zeigen es auch die Rückmeldungen auf das Posting, die Thomas Poppe bekommen hat: "Man denkt immer, jeder kann schwimmen, aber das stimmt einfach nicht."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Miltenberg
Manuel Scholze
Analphabetismus
Ertrinken
Schwimmer
Schülerinnen und Schüler
Twitter
Wasser
ZDF
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top