Nach drei Jahren coronabedingter Pause wurden vom 1. bis 3. Juni im norwegischen Kongsberg die 19. Europameisterschaften der forstlichen Schulen ausgetragen. Am Start waren Teilnehmer aus 15 europäischen Ländern mit je fünf Wettkämpfern im Alter von 17 bis 25 Jahren. Ein Team der Bayerischen Technikerschule für Waldwirtschaft aus Lohr vertrat Deutschland.
Im Vorfeld hatte die deutsche Mannschaft auf einen Platz im vorderen Drittel gehofft. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: Mit einem starken Auftritt sicherte sich das "Team Germany" in der Königsdisziplin Forstparcours unter 18 teilnehmenden Teams den zweiten und in der Gesamtwertung den dritten Platz. Damit nicht genug: Eine Gold- und eine Silbermedaille in den Einzelwettbewerben krönte die herausragende Leistung der jungen Wettkämpfer der Lohrer Schule.
"Wir sind über das Ergebnis sehr positiv überrascht und absolut zufrieden", sagt Schulleiter Christof Welzenbach. In den anderen Ländern gebe es eine lange und intensive Vorbereitung auf die Meisterschaften. "Bei uns sind das lediglich drei Monate", so Welzenbach.
Der stellvertretende Schulleiter und Teamleiter Georg Süß ergänzt: "2015 waren wir in Estland Gesamtsieger. In diesem Jahr zeigten unsere jungen Männer im technischen Bereich die beste Leistung." Im Hinblick auf die Europameisterschaften in Rumänien 2024 schmunzelt er: "Unsere Jungs haben Blut geleckt. Ihr Antrieb ist riesengroß. Sie wollen's nächstes Jahr wissen!"
Fünf Motorsägedisziplinen waren es
Der forstliche Wettkampf bestand im technischen Teil aus fünf Motorsägedisziplinen und dem fachpraktischen Teil, dem sogenannten Forstparcours. In Letzterem galt es, auf einem vier Kilometer langen und von starken Höhenunterschieden geprägten Parcours 17 Aufgaben in einem vorgegebenen Zeitrahmen zu bewältigen. Dazu gehörten unter anderem Alters- und Durchmesserbestimmung an Bäumen, Volumen-, Vorrats- und Flächenermittlung, Kenntnisse zu Bäumen, Wildtieren, Holzarten und Schädlingen sowie der Umgang mit Erste-Hilfe-Situationen.
Wettkämpfer Jakob Hofer dazu: "Diese Disziplin erforderte das umfangreichste Wissen." Die Länge der Strecke dagegen hätten sie nicht als zu anstrengend empfunden. Für die Motorsägedisziplinen wurden die Teilnehmer der Technikerschule von Gotthard Schwender aus Gräfendorf trainiert. Er selbst ist vielfacher deutscher Meister der Waldarbeiter. Absolviert werden mussten Kettenwechsel, Kombinations- und Präzisionsschnitt, Fällung und Entasten. Bei letztgenannter Disziplin holte Johannes Eberl die Goldmedaille, Jakob Hofer erlangte Silber im Präzisionsschnitt.
Platz drei in der Gesamtwertung
In der Gesamtwertung der technischen Disziplinen belegte die deutsche Mannschaft trotz knapper Vorbereitungszeit Platz fünf, in der Gesamtwertung sicherte sie sich Platz drei und damit die Bronzemedaille. Die Wettkämpfer für Deutschland waren Felix Schwarz und Robin Kreuzberger aus Baden-Württemberg, Lovis Hilker aus Hessen und Johannes Eberl und Jakob Hofer aus Bayern.
Begleitet wurden sie von Teamleiter Georg Süß, Gotthard Schwender aus Gräfendorf als Trainer in den Motorsägedisziplinen und Wolfgang Weis, ehemaliger Fachlehrer an der Forstschule und Trainer für den Forstparcours. Komplettiert wurde die Delegation durch den Leiter der Head-Jury Peter Tretter (ehemals Forstschullehrer) und die internationale Schiedsrichterin Sandra Schwender.
Neben Deutschland waren Belgien, Estland, Finnland, Italien, Lettland, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Ungarn und Gastgeber Norwegen bei der Meisterschaft vertreten. "Im Rahmen solcher Veranstaltungen wächst Europa ein Stück weiter zusammen", resümiert Süß. Johannes Eberl bejaht: "Damit wird der Einheitsgedanke der jungen europäischen Generation gestärkt." Als wertvoll erachte er das gegenseitige persönliche Kennenlernen. Für den gemeinsamen internationalen Abend hatte die Keiler Bier GmbH die Getränke gestiftet.
Sehr gute berufliche Perspektive
Über die berufliche Perspektive der angehenden jungen Forsttechniker sagt Schulleiter Welzenbach: "Sie ist bombastisch. Der forstliche Markt boomt. Wir können gar nicht so viele Techniker ausbilden, wie gebraucht würden." Zum einen sei dies den vielen Ruhestandsversetzungen geschuldet, zum anderen habe der Klimawandel seinen Teil dazu beigetragen. Die Politik habe erkannt, dass dringend Stellen benötigt werden und stelle diese zur Verfügung.