„Elektromobilität bewegt“ lautete das Thema eines Vortrags am Donnerstagabend in der Küferstube. Organisiert hatte ihn der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, Michael Kohlbrecher.
Referent Marco Keller von der Unterfränkischen Überlandzentrale eG Lülsfeld gab den knapp 20 Zuhörern einen Überblick über die am Markt vorhandenen E-Autos einschließlich Reichweiten, Ladezeiten, Ausbaustand der Ladeinfrastruktur und Wirtschaftlichkeit.
Laut Diplomphysiker Keller hat ein moderner Benzin- oder Dieselmotor einen Wirkungsgrad von 15 bis 20 Prozent, was bedeute, dass nur rund ein Fünftel der eingesetzten Energie dem Antrieb des Fahrzeugs diene – mit dem Rest werde Wärme erzeugt.
E-Fahrzeuge hingegen seien wesentlich energieeffizienter; hier betrage der Wirkungsgrad zwischen 70 und 85 Prozent. Bei Betrieb mit Normalstrom liege die CO2-Emission eines Elektroautos bei rund 80 Gramm pro Kilometer, bei Betrieb mit Wind- oder Sonnenstrom bei unter zehn Gramm.
In Bayern waren laut Keller Anfang dieses Jahres 8175 E-Autos zugelassen und 11 005 Erdgas-Autos. Mit diesen Zahlen wollte er zeigen, „dass das E-Fahrzeug aus der Nische herauswächst“.
Keller präsentierte seinen Zuhörern eine Übersicht über die aktuellen E-Autos verschiedener Marken mit Preisen zwischen rund 19 000 und 40 000 Euro, wobei es derzeit 4000 Euro an Förderung gebe.
Bei den von Keller vorgestellten E-Autos lagen die Reichweiten laut Hersteller zwischen 150 und 480 Kilometer. Wobei Keller darauf hinwies, dass die Reichweiten streckanabhängig variieren könnten und im Winter nur 50 bis 60 Prozent betrügen. Beim Verbrauch sei mit 11,5 bis 16,6 Kilowattstunden pro 100 Kilometer zu rechnen, was mit Kosten von 2,16 bis 3,4 Euro verbunden sei. Bei dieser Kalkulation hatte Keller die Strompreise der Unterfränkischen Überlandzentrale zugrundegelegt.
Mit Blick in eine elektromobile Zukunft sagte Keller, E-Autos würden künftig während der „Sowieso-Standzeiten“ zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf öffentlichen Parkplätzen geladen. Um einen komplett leeren Akku an der Steckdose aufzufüllen benötige man bis zu 13 Stunden.
Dazu kämen dann noch Tankstellen mit Schnellladung; er ging davon aus, dass der Strombezug dort teurer sein wird. Auf die Akkus gebe es acht bis zehn Jahre Herstellergarantie.
Der entscheidende Punkt zum Durchbruch von Elektroautos ist nach Kellers Einschätzung die Reichweite. Wer sich heute für ein Elektroauto entscheide, mache dies in erster Linie aus Spaß und weil ihn die Technik begeistere. Aktuell sei ein Elektroauto noch kein Fahrzeug für lange Strecken oder gar zum Anhängen eines Wohnwagens. Sobald allerdings stabile Reichweiten um die 400 Kilometer mit einer Akkuladung erreicht würden, werde das E-Auto mehr Käufer finden, so Kellers Prognose.
Durchsetzen werde sich das E-Auto dann, wenn gesellschaftliche Zwänge vorhanden seien wie Energieeffizienz oder Emissionsanforderungen – beispielsweise durch Fahrverbote für Dieselautos in Städten.
Unter den Besuchern von Kellers Vortrag waren auch einige E-Auto-Skeptiker. Einer fand Kellers Aussagen zur Energieeffizienz „total daneben“. Ein weiterer stellte die von Keller genannten Zahlen zum Wirkungsgrad eines Elektrofahrzeugs ebenfalls in Frage, entpuppte sich später aber als im Grunde E-Auto-freundlich. Weitere Besucher der Veranstaltung berichteten – wie Keller selbst, der einen BMW i3 als Zweitwagen fährt – von guten Erfahrungen mit ihren Elektrofahrzeugen.