Einen mitreißenden Konzertabend erlebten Freunde des Boogie-Woogie, Blues und Ragtime mit dem Pianisten Thomas Scheytt, der mit seinem Programm "Piano Solo" in der Alten Kirche Wernfeld auftrat.
Thomas Scheytt hat sich von der klassischen Klavier- und Orgelmusik früh der Boogie und Blues-Szene zugewandt. Heute gilt er als einer der besten zeitgenössischen Boogie- und Blues-Pianisten in Deutschland. Großes Ansehen verschaffte ihm der zweifache Gewinn des German Blues Award 2015 in den Kategorien "Bestes Piano" und "Bestes Duo". Als Solopianist oder mit seinem Trio "Boogie Connection" ist er im In- und Ausland in Jazzclubs und auf Festivals unterwegs.
In Wernfeld begann Scheytt mit einer "Improvisation zum Warmspielen", wie er scherzhaft meinte. Scheytt benötigt allerdings kein Einspielen, vom ersten Ton war er voll in seinem Element. Scheytt lebt förmlich den Boogie. Die Identifikation mit seiner Musik zeigte sich in seinen Körperbewegungen und den teils ausladend mit wippenden Füßen. Einmal entschuldigte er sich gar für seine "Ekstase am Klavier". Der Großteil seiner vorgetragenen Stücke waren Eigenkompositionen, teils mit heimatlichem Bezug, wie die "Höllentalbahn", eine steile Bahnstrecke im Schwarzwald, oder "Flower Street Express", eine Hommage an die Wohnadresse in Freiburg.
Boogie-Woogie Rhythmus den stampfenden Geräuschen der Dampflokomotiven nachempfunden
Der Boogie-Woogie sei, so Scheytt in seinen Erklärungen, in den 1870er Jahren als Weiterentwicklung des Blues von den afroamerikanischen Eisenbahnarbeitern erstmals gespielt worden. Sein Rhythmus sei den stampfenden Geräuschen der Dampflokomotiven der Southern Pacific Railroad nachempfunden. Ab den späten 1920er Jahren entwickelten begnadete Musiker den Boogie-Woogie-Stil weiter und dieser erlangte weltweite Aufmerksamkeit.
Markante, rollende Bassläufe trieben auch die Eigenkompositionen Scheytts wie eine Lokomotive voran, melodische, bluesorientierte Passagen der rechten Hand, von Trillern und Tremoli durchsetzt, verliehen den Stücken ein mitreißendes Ganzes. "Flying Fingers Boogie", "Fifty Dollars Boogie" und "Morning Dance" hießen einige der vorgetragenen Stücke. Von der Kirchenorgel inspiriert war das eigene Werk "Out of the Dark".
Von Hans-Jürgen Bock interpretierte Scheytt "Karussell-Ragtime", von Albert Ammons den "Boogie Woogie Stomp". Auch das Traditional "Georgia On My Mind" war zu hören. Klatschend und mitsingend konnten die begeisterten Zuhörer bei der Zugabe eines Gospels mitwirken.