
Früher waren die Winter kälter, meinen viele Ältere, und haben zweifellos Recht. Den bitterkalten Winter 1928/29 haben aber nur die allerwenigsten heute noch Lebenden selbst erlebt. Doch Dokumente und Erzählungen halten die Erinnerung wach. "Der Main war bis auf den Grund gefroren", hat Georg Harth, langjähriger Bürgermeister von Rothenfels, seinem Sohn Helmut in dessen Kindheit erzählt.
Im Februar türmten sich die Schollen meterhoch am Ufer auf. Ein Foto, das Friedrich Kerber damals aufgenommen hat, hat Helmut Harth, Jahrgang 1935, in der Redaktion vorbeigebracht. Wer die Menschen auf dem Bild seien, wisse er nicht, doch die am Main bei Rothenfels entstandene Aufnahme zeige das "furchtbare Schauspiel" von damals, das viele bestaunten . Seine Mutter habe gesagt, das Eis habe gekracht mit Donnerschlägen wie ein nahes Gewitter.
Die Schleuse Rothenfels gab es zu jener Zeit noch nicht. Sie wurde erst 1934 gebaut. Noch eine andere Geschichte wusste er von seinem Vater Georg zu erzählen. Der habe in Rothenfels in der Küferei Schmitt Büttner gelernt und sich später selbstständig gemacht. Das Eis sei 1929 so stark und sicher gewesen, dass die Küferei Schmitt auf dem Fluss Feuer gemacht und dort ihre Fässer ausgebrannt habe.