Zu einer Exkursion an die Schwedenschanze in Frammersbach lädt die Volkshochschule Lohr-Gemünden für Samstag, 20. April, unter der Führung von Professor Burkard Büdel ein. Bei dieser Veranstaltung gehen die Besucher auf eine sehr ungewöhnliche Entdeckungsreise. Es wird nämlich auch eine Virtual-Reality-Brille vorgestellt, mit der man einen Blick zurückwerfen kann auf die Geschichte dieser Anlage und beinahe live an dem Leben hier vor vielen Jahrhunderten teilnehmen kann.
Wie die Sternschanze um 1635 ausgesehen hat, ließ sich ursprünglich nur von historischen Fachleuten wie dem Leiter dieser Exkursion beschreiben. Man findet heute zu diesem denkwürdigen Ort über einen beschilderten Weg vom Parkplatz am Sportgelände bis zu dem Bodendenkmal.
Durch Drohne neu entdeckt
Im Herbst 2017 war die sternförmige Wehranlage aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) durch eine Drohne neu entdeckt worden, die mit einem Airborne-Laserscanner das verborgene Gelände sichtbar machen konnte. Danach wurde der Geländesporn abgeholzt und freigelegt. Im Jahr 2020 entwickelten Darius Lenze und Burkard Büdel eine digitale Rekonstruktion der Sternenschanze für den Museums- und Geschichtsverein der Marktgemeinde Frammersbach zusammen mit dem Verein Burglandschaft. Über ein EU-gefördertes Projekt konnte der Erlebnispfad zur Schanze ausgestattet werden mit vielfältigen Informationen, digitalen Rekonstruktionen der Anlage und auch mit QR-Codes, durch die man weitere Informationen über sein Handy abrufen kann.
Der Ort der Frammersbacher Sternschanze war während des Dreißigjährigen Krieges eine strategisch bedeutende Stelle, daher wurde sie dort angelegt, und war Standort einer großen Gruppe Soldaten. Von hier aus konnten verschiedene Fahrwege kontrolliert werden, die auf die Spessarthöhen hinaufführten. Welche Truppen sich hier genau verschanzt haben, ist allerdings nicht schriftlich belegt.
Burkard Büdel hat eine besondere persönliche Beziehung zu der Schwedenschanze. Er kennt das Gebiet schon sehr lange, da er dort regelmäßig mit seiner Frau Pilze sammeln war und ihnen immer die sehr unruhige Geländeoberfläche auffiel. "Im Zuge der Auswertung von Airborne Laserscans des Gebietes oberhalb der Brauerei im Jahr 2017 hat mir mein Sohn, Christian Büdel, Geograf an der Universität Würzburg, eine Mail geschickt und gefragt, was die sternförmige Bodenstruktur im Wald oberhalb der Brauerei sein könnte", schildert er rückblickend. Er hatte unmittelbar an eine Sternschanze gedacht. Nachfragen bei dem Archäologen des Archäologischen Spessartprojektes (ASP), Harald Rosmanitz, bestätigten dies. Damit lag die Vermutung nahe, dass dies ein Überrest des Dreißigjährigen Krieges sein müsste, als Frammersbach sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Damit war es nicht mehr weit zum nächsten Schritt, der Idee einer Virtual-Reality-Brille für die Schwedenschanze. Sie stammt von Jürgen Jung von der Burglandschaft, einer Untereinheit des ASP, während der Antragstellung im Zuge eines Förderprogrammes des Bundes "Neustart Kultur" zum Ende der Corona-Pandemie. Damit wurde das Ziel verfolgt, kleinen Museen wieder auf die Beine zu helfen. Dazu sollten auch VR-Brillen beitragen, um die Besucher zum einen auf Abstand halten zu können und zum anderen eine neue Attraktion zu schaffen.
Burkard Büdel erklärt: "Wir waren sofort dabei und hatten in diesem Rahmen ein Model des Frammersbacher Kirchberges um das Jahr 1600 konzipiert und gebaut. Um dort einen realen Eindruck zu schaffen, wurden Rundum-Aufnahmen im Modell gemacht und diese dann in der VR-Brille begehbar. So konnte man das Projekt scheinbar real erleben und damit gefühlt durch das Modell laufen. Dies wurde dann auch für die Sternschanze realisiert."
Überrascht war Burkart Büdel, als er zum ersten Mal die Brille getragen hatte: "Der Eindruck ist derart real, dass man sich in die Zeit vor 430 Jahren zurückversetzt fühlt." Dreht man sich um die eigene Achse, verändert sich auch das Modell. Man sieht die Schanze aus unterschiedlichen Perspektiven, ihre genaue Bauweise und die Befestigung sind detailgenau zu erkennen. Ältere wie auch die jüngsten Besucher zwischen fünf und sechs Jahren sowie ganze Schulklassen seien so beeindruckt gewesen, dass sie sich sofort begeistert geäußert hätten.
Viele Generationen erreichen
Damit sei ein wichtiges Ziel erreicht, nämlich generationenübergreifend noch mehr Besucher anzusprechen, dieses Bodendenkmal zu erleben und einen wichtigen Teil der regionalen Geschichte aus dieser Epoche auf spannende Weise und unmittelbar noch besser zu verstehen. "Dieser Eindruck ist stärker als die berühmten 1000 Worte", hebt Burkart Büdel stolz hervor, während er selbst noch einmal durch die Virtual-Reality-Brille schaut.
Die Exkursion zur Schwedenschanze am Samstag, 20. April, dauert von 14 bis 16Uhr. Treffpunkt ist am Parkplatz des Sportgeländes in Frammersbach. Die Teilnahme ist kostenlos.